1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Langzeit-Projekt in Wittenberg: Langzeit-Projekt in Wittenberg: Peter Benedix filmte das Reformationsjubiläum

Langzeit-Projekt in Wittenberg Langzeit-Projekt in Wittenberg: Peter Benedix filmte das Reformationsjubiläum

Von Klaus Adam 29.12.2017, 15:22
Ein Jahr lang hat Peter Benedix Wittenberg durch das Reformationsjubiläum begleitet.
Ein Jahr lang hat Peter Benedix Wittenberg durch das Reformationsjubiläum begleitet. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Das just zu Ende gegangene Reformationsjubiläum hat der Ex-Wittenberger und nunmehrige Wahlberliner Peter Benedix aus einer ganz besonderen Perspektive verfolgt: durch den Sucher seiner Filmkamera nämlich.

Er hat über ein Jahr lang in einer Langzeit-Dokumentation Wittenberger durch das Reformationsjahr begleitet. Für die MZ sprach Klaus Adam mit ihm über seine Erfahrungen dabei.

Wie oft waren Sie denn in Wittenberg mit der Kamera unterwegs?
Peter Benedix: Insgesamt waren es genau 61 reine Drehtage. Einmal in der Woche war ich im Schnitt in Wittenberg. Es entstanden 98 Stunden Drehmaterial. Die Dokumentation zieht sich über exakt ein Jahr - vom Reformationstag 2016 bis zum Reformationstag 2017.

Wie sind Sie von den Wittenbergern mit Ihrem Anliegen aufgenommen worden?
Die Wittenberger waren alle sehr aufgeschlossen. Da ich selber aus der Stadt stamme, war das für mich nicht so schwer, den Kontakt aufzubauen. Freilich gab es auch einige, die sich mit der Kamera nicht so wohl gefühlt haben. Aber im Endeffekt hat das doch gut geklappt. Anfangs ist so ein Unternehmen ja für alle Beteiligten so etwas wie eine Black Box. Niemand weiß, wie das wirklich laufen wird.

Auf der Seite www.mz.de/herz und www.worandeinherz.de hat der 36-jährige Peter Benedix in einem Weblog über die Fortschritte bei den Arbeiten an dem abendfüllenden Film über seine Heimatstadt berichtet. Am 21. Dezember schließt er seine Eintragungen mit einem Epilog. Gleichwohl gibt es noch einen Bonus. Im MZ-Adventskalender „Himmels-Blicke“ hat Benedix das Türchen 24 im Internet gestaltet.

Was genau wollten Sie in Ihrem Film darstellen?
Mir ging es weniger um die einzelnen Veranstaltungen als um die Empfindungen der Menschen hier, quasi den jeweiligen Ist-Zustand. Von der Euphorie des Jubiläums an sich, über den Kirchentag Ende Mai, die Ernüchterung, den teilweisen Aufschwung und dann letztlich den Endzustand nach dem Reformationstag. Das Festjahr haben ja die Wittenberger unterschiedlich erlebt - die in der Altstadt anders als diejenigen, die eher außen wohnen. Es gab viele Erwartungen, die man vielleicht so nicht hätte schüren sollen. Andererseits war das Projekt als Ganzes sicher ein Erfolg.

Wird es auch eine Art Fazit geben?
Ich bin sicher, dass die Wittenberger gemerkt haben, dass dieses Reformationsjubiläum etwas ganz Besonderes war. Unabhängig davon, ob sie religiös gebunden sind oder nicht. Ich denke, die Wittenberger werden auf alle Fälle darüber nachdenken. Sie lösen das Jubiläum von der Kirche los. Unsere Erfahrungen sind sehr differenziert. Wir haben erlebt, dass der Einzelhandel sehr geklagt hat, dass sich Erwartungen nicht erfüllten. Dagegen hat der Gastronomie dieses Jahr sehr gefallen. Dem Tourismus auch. Andererseits muss jeder, der eine leitende oder steuernde Rolle eingenommen hat, sich auch den Kritiken stellen.

Wann wird der Film fertig vorliegen?
Ich hatte mir nach dem Reformationstag einen Monat Auszeit genommen. Das war gut so, um alles sich etwas setzen zu lassen. Im Dezember habe ich mit dem Schneiden des Films begonnen. Als erstes die Aufnahmen vom Kirchentag, weil das ein ziemlich geschlossener Teil ist. Es gibt einen offiziellen Termin für die Fertigstellung. Am 30. April möchte ich ihn den Protagonisten vorstellen. Sie sollen ihn nicht zensieren, müssen aber mit dem, was sie vor der Kamera gesagt haben, auch leben können. Die Erwartungen sind groß, sicher wird es auch Enttäuschungen geben. Schon, weil sich nicht alle Veranstaltungen widerspiegeln. Wir haben nur um die 100 Minuten Laufzeit. Zum Stadtfest soll der Film dann Premiere haben. Wann und wo, weiß ich noch nicht. Aber das ist erst einmal der Plan.

Wir hatten seinerzeit berichtet, dass Sie kaum Fördermittel für Ihr Projekt sammeln konnten ...
Ohne die Stadt hätte es nicht funktioniert. Sie hat den größten Teil der Förderung möglich gemacht und weitere Türen geöffnet. Aber auch die Sparkassenstiftung und viele Einzelspender haben das Projekt erst umsetzbar gemacht. Etwas enttäuscht war ich von Land und Bund. Hier gab es für das Festjahr mitunter sehr viele Fördermittel, jedoch passte ein nachhaltiger Beitrag dieser Art bei keinem Ministerium ins Konzept. (mz)