Landwirtschaft Landwirtschaft : Spitzenernte verhagelt

Kemberg/Selbitz/Eutzsch/MZ - „Wir sind fertig. Die Ernte haben wir am vergangenen Wochenende, als das letzte Stroh eingebracht wurde, komplett abgeschlossen“, sagt Sandra Schuffenhauer. Die Bilanzbuchhalterin der Milchagrargenossenschaft „Heideland“ in Kemberg ist sehr zufrieden mit der Getreideernte in diesem Jahr. Denn trotz des langen Winters und sehr trockener Sommerabschnitte sind die Erträge - 722,5 der 1 060 Hektar Ackerfläche des Mehrfamilienbetriebes waren mit den Winterkulturen bestellt - deutlich höher als in den vergangenen Jahren.
Knapp an der Katastrophe vorbei
So könne man bei 66 Dezitonnen (dt) je Hektar bei der Gerste, 59 dt beim Roggen und 79 beim Weizen durchaus von einer Spitzenernte sprechen. „Wir haben aber auch Glück gehabt. Unsere Äcker wurden nicht bzw. nur in ganz geringem Umfang im Raps und Mais bei dem Hagelsturm am 4. August beschädigt. Der ist knapp an uns vorbeigezogen“, erzählt die Frau aus der Bilanzbuchhaltung; benachbarte Landwirtschaftsbetriebe hätten durchaus beträchtliche Schäden erlitten.
Das kann Maik Bilke nur bestätigen. „Der Hagel hat bei uns 90 Prozent der Rapsernte zerstört. Auch der Weizen hat gelitten“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft Selbitz. Auch hier sind die gut 1 500 Hektar abgeerntet, auf denen die Selbitzer neben Weizen, Roggen, Gerste und Raps auch Erbsen und Triticale (das ist eine Kreuzung aus Weizen und Roggen) angebaut hatten.
„Eigentlich eine richtig tolle Ernte“, sagt Bilke und nennt Zahlen: 73 dt Gerste je Hektar, 46 dt Roggen und 61 dt Triticale. „Beim Weizen liegt der Durchschnitt nur bei 62 dt. Auf den nicht betroffenen Feldern wurden bis zu 80 dt je Hektar geerntet, auf den verhagelten Flächen waren es gerade mal 35 dt.
„Trotzdem, es gibt Schlimmeres. Es ist niemand zu Schaden gekommen und glücklicherweise sind wir versichert“, sagt Bilke. Den Schaden, inklusive der Zerstörungen, die der Sturm auch an Gebäudedächern und einem Giebel anrichtete, schätzt er auf etwa 430 000 Euro.
„Es ist schon sehr ärgerlich, wenn der Lohn fast eines ganzen Jahres so kurz vor der Ernte zerstört wird“, findet auch Iris Österreicher, Vorstandsmitglied in der Agrargenossenschaft Elbniederung Eutzsch, die ihren Sitz in Seegrehna hat. Auch hier hat der Hagel auf den Feldern große Teile der Rapsernte zunichte gemacht. „Ansonsten sind wir zufrieden mit der diesjährigen Ernte, die auch bei uns unter Dach und Fach ist. Weizen, Gerste und Triticale brachten mehr als in den vergangenen Jahren“, sagt Iris Österreicher.
Futter vom Hochwasser zerstört
„In der nächsten Woche beginnt bereits die neue Rapsaussaat. Auch die Futtergewinnung auf den Elbwiesen startet dann mit dem zweiten Futterschnitt. Eigentlich wäre es in diesem Jahr schon der dritte gewesen“, sagt die Frau aus der Agrargenossenschaft Eutzsch. „Aber der gesamte zweite Schnitt für die Gras-Silagen, mit denen wir unsere Rinder füttern, ist beim Hochwasser im Juni zerstört worden.“