Landwirtschaft in Cobbelsdorf Landwirtschaft in Cobbelsdorf : Gigant geht in den Jahresurlaub

Cobbelsdorf - S 680i hat einen guten Job gemacht. „Es war seine zweite Ernte und alles lief gut“, sagt Axel Rosenau. Der Leiter der Abteilung Feldwirtschaft in der Cobbelsdorfer Agrargenossenschaft hat den so Gelobten in den Jahresurlaub entlassen. Der Mähdrescher aus dem Hause John Deere, den sich das landwirtschaftliche Unternehmen vor zwei Jahren anschaffte, hat Pause bis zum nächsten Sommer. Sein Fahrer Marco Kwiatkowski wird bis dahin in andere Führerhäuser aus dem Cobbelsdorfer Maschinenpark steigen. „Dann freut man sich aber auch wieder, auf solch einem Mähdrescher zu sitzen“, sagt der Mitarbeiter der Agrargenossenschaft, der seit 2002 Ernteeinsätze auf Mähdreschern fährt.
Neun Meter Schneidwerk
„Das ist unsere Arbeit“, winkt Axel Rosenau ab. Da hat er wohl Recht, aber es ist auch eine Arbeit, die viele fasziniert. Vor allem wenn Maschinen wie der S 680i auf den Feldern und Straßen unterwegs sind. Nicht umsonst spricht man da von Erntekapitänen. Seinen im Wortsinn großen Auftritt hatte der Cobbelsdorfer Mähdrescher Mitte August beim Festumzug zum Köselitzer Dorfjubiläum. Da rollte der grün-gelbe Gigant am Umzugsende durchs Dorf und überragte alle anderen Teilnehmer inklusive so manchem Haus am Straßenrand. Das ist kein Kunststück, denn ist der Bunker aufgeklappt, dann werden fünf Meter in der Höhe erreicht, neun Meter ist das Schneidwerk breit, deshalb kann es auch nur im eingezogenen Zustand über die Straßen gehen, wenn der Mähdrescher seine Einsatzorte rund um Cobbelsdorf ansteuert. „Wir haben eine Ausnahmegenehmigung für die Straßen“, sagt Rosenau. „Aber es gilt auch, dass wir an den Rand fahren müssen, damit es zu keiner Behinderung kommt.“ Keine leichte Vorgabe für dieses Riesenteil, das sich aber sowieso auf dem Feld wohler als auf der Landstraße fühlt.
In diesem Sommer hat der größte unter den drei Cobbelsdorfer Mähdreschern eine Menge geschafft. Und das in wenigen Tagen. „Volle Erntetage sind es im Jahr vielleicht 20 bis 25“, sagt Rosenau. Eine ausgesprochen kurze Zeit, vor allem, wenn man sie in Relation zum Anschaffungspreis setzt, der durchaus im mittleren sechsstelligen Bereich liegen kann. „Natürlich könnte man auch Mähdrescher mieten, aber das wollen ja dann auch alle zeitgleich, wenn die Ernte beginnt“, erklärt der 51-Jährige.
Im Vorstand der Agrargenossenschaft sind Entscheidungen über eine Neuanschaffung deswegen wohl diskutiert und kalkuliert. „Natürlich geht es da nach Angeboten und Konditionen.“ Sind die gut, dann soll es für Cobbelsdorf schon im kommenden Jahr einen neuen Mähdrescher geben. „Unser ältester wird dann durch den neuen ersetzt“, sagt der Abteilungsleiter Feldwirtschaft. Ganz anders als beim Autokauf interessiert auf dem Mähdreschermarkt die Kilometerzahl kaum. „Die Dreschstunden sind entscheidend“, weiß Axel Rosenau. Sechs bis acht Jahre würden die Maschinen gut laufen, „dann werden sie störanfällig“. Bis dahin hat der
S 680i mit seinen 26 Tonnen Gewicht und 584 PS noch Zeit, so manches Erntegut passt noch in den Korntank, der 14 000 Liter fasst. Raps, Gerste, Weizen und Roggen kamen da in diesem Sommer vor allem hinein.
Durchschnittliche Ernte
„Es war eine durchschnittliche Ernte und nicht so gut wie in den vergangenen zwei Jahren“, bilanziert Axel Rosenau die Getreidesaison. Beim Roggen habe man deutlich unter dem Durchschnitt gelegen. Die Ursache dafür hat ein jeder in diesem Sommer bemerkt. Dafür muss man kein Landwirt sein. „Die Niederschlagsverteilung war höchst unterschiedlich und die Regenmengen waren schlecht“, sagt er über die Dreschfläche von 1 800 Hektar von Köselitz bis Senst und von Cobbelsdorf bis Griebo.
Wenn das Getreide nicht gut wächst, dann kann eben auch der modernste Mähdrescher nicht mehr herausholen, selbst wenn er mit GPS fast von alleine fährt und ausgerüstet mit einem Haufen Elektronik die Schneidwerksbreite voll auslastet. „Eigentlich muss man nur noch Masten und Pfeilern ausweichen“, sagt Axel Rosenau über das Wunderwerk der Technik und kann auch immer noch über die rasante Entwicklung staunen. 1981 fing er in Cobbelsdorf in der LPG als Lehrling an, fuhr schon im zweiten Lehrjahr Mähdrescher. „Zwischen damals und heute liegen Welten und die Entwicklung geht immer weiter. Man denkt immer, schneller und weiter geht es nicht mehr, aber dann lassen sich die Hersteller doch noch was Neues einfallen. Jeder setzt noch einen Tick drauf.“ In Cobbelsdorf darf man also gespannt sein, mit welchen technischen Finessen der Neuzugang des kommenden Jahres ausgerüstet sein wird.
Bis dahin schickt die Agrargenossenschaft andere Landmaschinen auf die Felder. „Mais und Zuckerrüben sind dran“, nennt Axel Rosenau die aktuellen Einsätze der 15 Kollegen. Nur der S 680i muss unterm Hallendach bleiben und hat seinen nächsten Auftritt erst im kommenden Sommer.