Wegen Schnee und Glätte Landrat verärgert: Schulbusse im Landkreis Wittenberg zeitweise eingestellt
Kurzfristig sagt Busunternehmen Vetter den Schülerverkehr am Freitagmorgen im Landkreis Wittenberg ab. Der Grund sind zu glatte Straßen. Das verärgert den Landrat. Das Chaos sei vermeidbar gewesen, meint er.

Wittenberg/MZ - Aufgrund der winterlichen Straßenverhältnisse ist der Schulbusverkehr im Landkreis Wittenberg am Freitagmorgen zeitweise ausgesetzt worden. Wie der Landkreis am Morgen auf seiner Facebookseite mitteilte, sei man vom Busunternehmen Vetter darüber informiert worden, dass der Busverkehr in der Fläche eingestellt worden sei. Nicht betroffen sei lediglich das Stadtgebiet Wittenberg.
Landrat Christian Tylsch (CDU) reagierte verärgert über die kurzfristige Einstellung des ÖPNV, über die man erst um 7 Uhr am Morgen in Kenntnis gesetzt worden sei. Er sei „massiv verärgert über das Verhalten des Dienstleisters“, schrieb der Landkreis.
Plötzlicher Ausfall: Busverkehr im Kreis Wittenberg gestoppt
Vetter teilte wenige Stunden später auf seiner Internetseite mit, dass der Busverkehr bis spätestens 11 Uhr wieder rollen solle. Ausgenommen waren der Mitteilung zufolge vorerst vereinzelte Ortslagen: Gallin (Zahna-Elster) und die Bad Schmiedeberger Orte Meuro und Scholis.
Als Grund für das vorübergehende Aussetzen des Busverkehrs nannte Maik Janak, Sprecher der Vetter GmbH, auf Anfrage die Straßenlage im Kreis Wittenberg. Diese sei in den Frühstunden des 14. Februar von Fahrern, die bereits unterwegs waren, als kritisch bewertet worden.
Glätteunfall sorgt für Unterbrechung des Schulbusverkehrs
Zudem habe es einen Glätteunfall gegeben. Dabei war Janak zufolge um 6.55 Uhr ein Bus der Linie 300 von Piesteritz Richtung Apollensdorf mit einem Kleintransporter zusammengestoßen. An Bord seien Fahrgäste gewesen. Es habe Blechschaden gegeben, aber keine Verletzten.
Diese Begründung versteht Landrat Christian Tylsch nicht. „Wenn in Piesteritz die Straßen zu glatt für den Bus sind, warum fallen dann die Busse im gesamten Landkreis aus, aber in Wittenberg und damit auch in Piesteritz fahren sie weiter?“, fragt er. Unternehmenssprecher Maik Janak beantwortet das auf MZ-Anfrage damit, dass dies das Ergebnis der Risikobeurteilung der Kollegen vor Ort gewesen sei.
Kommunikation kritisiert: Landrat Tylsch ist sauer
Vetter habe zum wiederholten Male gegen die vereinbarte Informationspolitik verstoßen, beschwert sich Tylsch. Vetters Geschäftsführung habe nach einem ähnlichen Vorfall in den Vorjahren versprochen, dass die Kreisverwaltung frühzeitig in Kenntnis gesetzt werde, wenn die Busse nicht fahren sollten. „Das ist heute nicht passiert“, beschwerte sich Tylsch gegenüber der MZ. So sei der Kreisverwaltung jede Möglichkeit genommen worden, um auf den Ausfall zu reagieren.
„Es ist ja richtig, dass der Busfahrer das letzte Wort hat, ob die Fahrt stattfinden kann oder nicht“, sagte Tylsch. „Ich erwarte aber vorausschauendes Handeln von unserem Dienstleister.“ Es könne sein, dass in den frühen Morgenstunden noch nicht alle Straßen im Kreis geräumt gewesen seien.
Dann solle Vetter aber auch diese Stellen melden, damit die Winterdienste entsprechend instruiert werden könnten und Schulwege priorisiert würden. Zudem habe es bereits am Vortag eine Wetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes gegeben. Er glaube nicht, dass die wenigen gefallenen Zentimeter „den kompletten Ausfall des Schülerverkehrs im Landkreis rechtfertigen“, so Tylsch.
Fehlende Informationen sorgen für Chaos auf Schulwegen
Seinen Informationen zufolge seien vereinzelte Schüler bereits um kurz nach 6 Uhr nicht mehr mitgenommen worden, Vetter habe sich aber erst eine Stunde später gemeldet. Das habe zu Chaos geführt.
Dass Schüler vereinzelt nicht mehr mitgenommen wurden, kann Unternehmenssprecher Janak nicht bestätigen. „Darüber habe ich keine Kenntnis“, sagte er. Er wisse aber, dass Fahrten, die vor der Einstellung des Busverkehrs begonnen wurden, bis zum Ziel gefahren wurden.
Die Kreisverwaltung hatte laut Tylsch am Vormittag Sekundarschulen abtelefoniert, um herauszufinden, wie viele Schüler tatsächlich zum Unterricht gekommen waren. Ergebnis der Stichprobe: Größere Ausfälle sind bis zum Freitagvormittag nicht bekannt geworden.
Wetterwarnungen und Winterdienste: Verbesserungen gefordert
Tylsch sagte: „Es ist klüger, am Abend vor dem Schneefall zu sagen ,Wir fahren nicht’, als dies ad hoc in der Früh zu entscheiden.“ Auch wenn die Straßenverhältnisse dann am Ende vielleicht weniger schlimm seien als befürchtet, ergebe sich so zumindest eine Planbarkeit für die Schulleitungen und Eltern.
Er sei „stinksauer“, dass Vetter nicht versucht habe, den vereinbarten Lösungsweg umzusetzen und werde das auch der Geschäftsführung des Unternehmens mitteilen.
Ausfälle und Verspätungen bei Fahrten hat es am Freitag ebenfalls im Saalekreis und Anhalt-Bitterfeld gegeben. Auch dort wurden auf der Homepage von Vetter als Grund angespannte Witterungs- und Straßenverhältnisse genannt.