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Landpartie  Landpartie : Meist auf der Sonnenseite

Von Irina Steinmann 30.07.2019, 11:34
Stadtweit bekannt ist Reinsdorf für sein Strandbad. Auch in diesem Jahr funktioniert es lediglich als unbewachte Badestelle - bei freiem Eintritt.
Stadtweit bekannt ist Reinsdorf für sein Strandbad. Auch in diesem Jahr funktioniert es lediglich als unbewachte Badestelle - bei freiem Eintritt. Thomas Klitzsch

Reinsdorf - Die Nähe zum Stadtkern, zur Kernstadt hat Reinsdorf nicht zum Nachteil gereicht. Nur fünf Kilometer Luftlinie liegen zwischen Denkmal- und Marktplatz. Und im Wittenberger Stadtrat, darauf hat der langjährige Ortsbürgermeister, Reinhard Rauschning (SPD) schon mehrfach verwiesen, ist der Ort über Parteigrenzen hinweg ebenfalls gut vertreten. Auch dies mit Sicherheit kein Nachteil.

Drei Orte, 2600 Menschen

Für Außenstehende ist Reinsdorf das Strandbad, sicher auch das Schulzentrum sowie Standort zweier großer Arbeitgeber, Feldbinder und Reinsdorfer Wurstwaren. Die Industriegemeinde, die Reinsdorf durch die Wasag ab dem späten 19. Jahrhundert einmal war, in Teilen ist sie das damit bis heute noch.

Weit über 2600 Menschen leben hier, sprich in Reinsdorf und den beiden zugehörigen Orten Braunsdorf und Dobien, wobei letzterer mit allein 1314 Einwohnern sogar deutlich größer ist als der Namensgeber; Reinsdorf selbst hat nur 878. Zwar werden amtlichen Szenarien zufolge 2030 wohl nur noch gut 2300 Menschen hier leben, doch fällt der Bevölkerungsrückgang im Vergleich zu den anderen elf Wittenberger Orten mit elf Prozent noch vergleichsweise glimpflich aus.

„Wir sind ein bevorzugtes Wohngebiet“, konstatiert zufrieden der Ortsbürgermeister am vergangenen Freitag, als Reinsdorf als eine der letzten Wittenberger Ortschaften Station der 2018 begonnenen Landpartie der Stadtspitze durchs weiträumige Stadtgebiet ist. Und als Wohngebiet, darüber besteht im Grunde Einigkeit, soll sich Reinsdorf (samt Braunsdorf und Dobien) weiter entwickeln.

Ohne die Landschaft zu zersiedeln und damit die Ortskerne gerade zu gefährden, warnt Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) vor „politischer Kurzatmigkeit“ angesichts der Demografie, doch würden auch hier zusätzliche Wohnbauflächen ausgewiesen.

Jeweils um die 20 Parzellen sind gemäß Stadtentwicklungskonzept ISEK und dem damit verbundenen Flächennutzungsplan für alle drei Orte vorgesehen. Diese sollen sich „nicht ausweiten, sondern verdichten“, so Stadtplanerin Kerstin Venediger. Vorgesehen sind Flächen unter anderem am Sportplatz und an der Lindenstraße in Reinsdorf, der Bereich Birkenbusch in Braunsdorf und der Sonnenhang in Dobien.

Weitere Baustellen der Stadt in Reinsdorf sind laut Venediger die - bereits vor einiger Zeit begonnene - Sanierung des Gesundbrunnens als Heimstatt der Vereine und der (Weiter-)Bau der Strandbadstraße. Zudem hofft nicht nur Ortsbürgermeister Rauschning, dass auch der Bau einer neuen Turnhalle für das Schulzentrum, in das bis 2015 rund 5,7 Millionen Euro geflossen sind, im zweiten Anlauf gelingen werde; 2019 war hierfür wie berichtet nichts mehr übrig im Bundesfördertopf.

Die Nähe zur Kernstadt beschert Reinsdorf einen öffentlichen Personennahverkehr, der Rauschning zufolge zumindest „nicht so schlecht“ ist wie anderswo, allerdings, darauf verwies am Freitag beim Ortsgespräch mit dem Oberbürgermeister Rauschnings Vize Frank Senst, müssten die Zeiten besser bzw. überhaupt an die Bedürfnisse der Betriebe angepasst werden.

Wo bleibt der Radweg?

Ein großes Verkehrsthema ist und bleibt auch in Reinsdorf der Radweg. Selbst an Wittenberg durch einen solchen angebunden, fehlt dem Ort die Verbindung nach Norden, nach - und vor allem von - Nudersdorf und Straach. Wer die Straße nutze, um zur Arbeit zu fahre, riskiere als Radfahrer „Leib und Leben“, so Senst.

Rauschning selbst will den Radweg auch deshalb, weil der „Netto“ im Ort gleichermaßen als Versorger für die nördlichen Nachbarn fungiere

In Sicht ist der Radweg entlang der Landesstraße, trotz regen Schriftverkehrs mit der Landesregierung (die MZ berichtete mehrfach), noch nicht. Allerdings verspricht sich Oberbürgermeister Zugehör, wie er auf Anfrage erklärte, einen Schub auch hierfür, sollte Wittenberg wie angestrebt Sitz der Geschäftsstelle der landesweiten Arbeitsgemeinschaft Radverkehr werden.

(mz)