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Landkreis Wittenberg Landkreis Wittenberg: Tödlicher Sprung vor ICE

14.07.2010, 17:40

RADIS/MZ/KA/IRS. - Die Bundespolizei war zu dieser Zeit bereits dorthin unterwegs. Eine Hubschrauberstreife, die ohnehin in der Luft war, hatte den Auftrag bekommen, einem Hinweis nachzugehen: Zwei Männer waren auf einem Güterzug gesehen worden, der von Jüterbog in Richtung Bitterfeld gestartet war. Doch die Hubschrauberbesatzung habe auf diesem Güterzug, der planmäßig in Radis hält, um den ICE 1507 aus Berlin vorbeizulassen, niemanden gesehen, berichtete Ralf Moritz, Sprecher der Polizeidirektion Ost.

Laut Moritz stieg der 27-Jährige mit seinem 23-jährigen Begleiter - beide waren erheblich alkoholisiert, von dem Zug, während der Hubschrauber im Anflug war. Ob sie den Helikopter gesehen hatten, ist nicht klar. In diesem Moment raste der Schnellzug mit Tempo 200 heran. Der Lokführer leitete noch eine Gefahrenbremsung ein. Zu spät.

Während der 27-Jährige von dem Zug erfasst wurde, blieb sein Begleiter unverletzt. Beide stammen aus Jüterbog. Was sie auf dem Zug wollten, dessen Waggons Schüttgut geladen hatten, ist unklar. Offen ist auch, warum sie gerade in Radis abstiegen.

Folgen hatte der Unfall für den weiteren Zugverkehr. Die Bahnstrecke war zwischen Gräfenhainichen und Radis bis 10.55 Uhr, in der Gegenrichtung bis 12 Uhr gesperrt. Vier Fernzüge auf der vielbefahrenen Nord-Süd-Trasse zwischen Berlin und Leipzig mussten umgeleitet werden, sagte ein Bahnsprecher.

In den nächsten Tagen soll eine Obduktion die genaue Todesursache klären helfen. Die Ermittler erhoffen sich dadurch zudem konkretere Hinweise zum Unfallhergang. Der 23-jährige Begleiter des Opfers konnte wegen seiner Alkoholisierung noch nicht befragt werden.

Ein ähnlicher Unfall hatte sich erst am vergangenen Freitag bei Rathenow (Brandenburg) ereignet. Zwei jugendliche Sprayer hatten sich mit ihren Farbdosen an einem Güterzug zu schaffen gemacht, als ein ICE heranraste und die beiden erfasste. Ein 15-jähriger starb sofort. Sein gleichaltriger Freund erlag am nächsten Tag seinen schweren Verletzungen. Der zwölfjähriger Bruder eines der beiden Jugendlichen, der in der Nähe gestanden hatte, erlitt einen Schock.