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Landesgartenschau in Wittenberg? Landesgartenschau in Wittenberg?: Mehr als eine Blumenschau

Von Marcel Duclaud 27.09.2019, 16:55
Einbezogen werden sollen in die Planungen zur Bewerbung für die Landesgartenschau unter anderem Altstadt und Wallanlagen - zum Beispiel der Kleingartenpark „Am Stadtgraben“.
Einbezogen werden sollen in die Planungen zur Bewerbung für die Landesgartenschau unter anderem Altstadt und Wallanlagen - zum Beispiel der Kleingartenpark „Am Stadtgraben“. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Der Plan Landesgartenschau wird weiter verfolgt. Trotz schwieriger Haushaltslage und skeptischer Einschätzung des Landrates hat sich Wittenbergs Stadtrat am Mittwochabend einstimmig dafür ausgesprochen, dass die Kommune ein Konzept als Grundlage für eine Bewerbung zur Ausrichtung der Landesgartenschau im Jahr 2026 erarbeitet.

Dem vorausgegangen war eine längere, durchaus leidenschaftlich geführte Debatte. Die breite Zustimmung dürfte nicht zuletzt mit einem Antrag zu tun haben, den Horst Dübner (Linke) stellte und der dem Beschluss beigefügt wurde. Danach soll über die tatsächliche Bewerbung erst im April kommenden Jahres abgestimmt werden - die Unterlagen müssen bis Mitte Juni beim zuständigen Ministerium vorliegen. Gefordert wird überdies eine Bürgerbefragung/Bürgerbeteiligung.

Beispiel Haldensleben

Die Idee brachte die Fraktion aus Haldensleben mit, dort hatte die Stadt sich laut Dübner ebenfalls auf eine Bewerbung für die Landesgartenschau im Jahr 2026 vorbereitet und eine Bürgerbefragung initiiert, sich am Ende allerdings dagegen entschieden - obgleich, wie Dübner betont, Haldensleben finanziell auf stabileren Füßen steht.

Ablehnend hatte sich mit Verweis auf die Verschuldung von Wittenberg zunächst die Fraktion AfD/AdB geäußert. Volker Scheurell: „Unter anderen Vorzeichen könnten wir zustimmen.“ Nur eben: Die Stadt habe das Geld nicht. Und ihm sei nicht bekannt, dass eine der ausrichtenden Städte - bislang waren das Zeitz, Wernigerode, Aschersleben und Burg - ohne Defizit geblieben wäre nach Ende der Schau. Dass die Fraktion letztlich doch zustimmte, wird mit Dübners Antrag begründet.

Alle anderen sehen überwiegend die Chancen, die eine Landesgartenschau Wittenberg bringen kann. Bernhard Naumann (SPD): „Wir sollten nach vorne schauen und uns Ziele stellen, zeigen, dass wir an die Stadt glauben.“ Sonst bestehe die Gefahr einer Abwärtsspirale. Aufgebaut werden könne auf den 2017-Hinterlassenschaften Bunkerberg und Luthergarten, vorstellbar seien, um etwa die Ortschaften einzubeziehen, Korrespondenzstandorte, zum Beispiel der Park in Kropstädt.

Reinhild Hugenroth (Bündnis 90/Grüne) mahnt, eine Landesgartenschau in Wittenberg müsse „zwingend ökologisch gestaltet werden“. Alte Konzepte hervor zu kramen, reiche nicht. Gehen müsse es unter anderem um Klimaschutz und Artenvielfalt. Am Anfang der Debatte hatte Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) vehement für eine Bewerbung zur Landesgartenschau geworben. 2017 habe Stadt und Stadtgesellschaft sichtlich gut getan, allerdings war das zu großen Teilen ein Blick zurück, sagte er.

Nun sei es wichtig, den Blick in die Zukunft zu richten - „und andere Teile der Stadtgesellschaft anzusprechen“. Wenn es nur nach dem Haushalt ginge, „können wir alles stoppen. Aber wir müssen Impulse setzen, immer wieder“. Die Bewerbung sei sicher ein Wagnis, aber die Stadt sollte es eingehen, so der Oberbürgermeister, „und sich nicht einschüchtern lassen vom Landkreis“.

Stadt an der Elbe

Dass er Wittenberg für überaus geeignet hält, eine Gartenschau auszurichten, betonte Bürgermeister Jochen Kirchner. Er erwähnte das Leitbild „Stadt an der Elbe“, das ins Zentrum gestellt werden soll, aber auch die Einbeziehung von Wallanlagen und historischen Friedhöfen. Allerdings müsse es um mehr gehen als eine Blumenschau - um Verkehr, Wohnen und kurze Wege, um Klima, Naturschutz und Biodiversität.

Wittenberg muss zunächst für die Vorbereitung der Bewerbung Geld investieren, von 20 000 Euro in diesem und 40 000 Euro im kommenden Jahr ist die Rede. Sollte die Stadt sich bewerben und tatsächlich auserwählt werden, kann sie mit einem sogenannten Sockelbetrag von sechs Millionen Euro rechnen. (mz)