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Kunstmaler Ulrich Pannicke aus Bergwitz Kunstmaler Ulrich Pannicke aus Bergwitz: Reale Vorlagen oder Phantasie

Von andreas benedix 03.10.2015, 11:36
Der Stier, den Ulrich Pannicke hier malt, ist das Auftragswerk eines Musikers.
Der Stier, den Ulrich Pannicke hier malt, ist das Auftragswerk eines Musikers. benedix Lizenz

Bergwitz - Bilder, wohin das Auge reicht. Die Wände des in einem Bergwitzer Wohnhaus untergebrachten kleinen Ateliers vermögen die Vielzahl an Gemälden kaum aufzunehmen.

Vor seiner Staffelei steht Ulrich Pannicke. Gekonnt lässt er den Pinsel über die Leinwand gleiten. Farbschicht um Farbschicht wird aufgetragen. Die Malerei ist ihm seit seiner frühesten Kindheit eine große Leidenschaft. Am 24. Dezember 1957 in Bergwitz geboren, besuchte er zunächst die ortsansässige Polytechnische Oberschule. Nach Abschluss der zehnten Klasse absolvierte er eine Lehre zum Emaillierer und arbeitete später im damaligen Chemiekombinat Bitterfeld in der Öffentlichkeitsarbeit.

In einem „Zirkel für Malerei und Grafik“ begann sich der Hobbymaler ernsthaft mit der darstellenden Kunst zu befassen. Der Dresdner Grafiker Wolfgang Petrovsky sowie Willi Neubert, Professor an der „Hochschule für industrielle Formgestaltung“ in Halle, wurden zeitweise zu seinen Wegbegleitern. Sie gaben dem ansonsten autodidaktisch heranreifenden Kunstmaler entscheidende Impulse für seine Entwicklung.

Entscheidung nicht bereut

1991 wurde Pannicke arbeitslos. Während er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt, reifte in ihm der Entschluss, die Malerei zu seinem Broterwerb zu machen. Eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut hat.

Gerade entsteht unter seinen Händen die Darstellung eines Stieres, wie ein solcher vielleicht kurz vor seinem Auftritt in einer spanischen Arena aussehen mag. „Eigentlich male ich der Malerei wegen und weil es mir Spaß macht. Dieses Bild ist allerdings ein Auftragswerk von Werther Lohse, dem Bandleader der Gruppe Lift“, berichtet der Künstler.

#artcile

Seit vielen Jahren schon pflegt Pannicke Kontakte zu Unterhaltungsmusikern der ehemaligen DDR. Beweis dafür sind eine Reihe von ihm gemalter Porträts legendärer Ost-Rocker. „Gerade die Musik hat einen großen Einfluss auf mein Schaffen. Außerdem inspiriert mich die Zusammenarbeit mit Profi-Künstlern aller Stilrichtungen. Man erhält viele neue Anregungen“, kommentiert der Bergwitzer seine Bekanntschaften.

Viele seiner Motive findet der Maler im Alltag. Zufällige Begegnungen auf der Straße, ausdrucksvolle Gesichter in Fernsehsendungen oder auch eigene Phantasien sind seine Vorlagen.

Besonders die Darstellung von weiblichen Personen, auch als Akt, hat es ihm angetan. „Ich lege keinen Wert auf das super-schlanke Schönheitsideal von heute. Ich male, was ich sehen möchte“, so der Künstler. Zu seinen weiteren Arbeiten gehören Ansichten von religiös-christlichen Themen. In diesem Zusammenhang schuf er 2005 das Altarbild in der Bergwitzer Kirche. Vordergründig die Ölmalerei, aber auch Wasserfarben, Bleistift oder Zeichenkohle kommen bei ihm zur Anwendung. Im Stil orientiert sich Pannicke am Manierismus, einer Kunstrichtung, die unter anderem Proportionen je nach Bedarf über- oder unterbetont. „So detailgetreu und naturalistisch wie Dürer könnte ich ohnehin nie malen“, erzählt er.

Fotograf als Freund

Zu einem guten Freund und Begleiter ist Ulrich Pannicke der Fotograf und Grafikdesigner Edgar Raab geworden. Er betreibt im Kemberger Ortsteil Klitzschena eine Galerie, in der auch Werke von Pannicke ausgestellt sind und zum Verkauf angeboten werden.

Gerade begutachtet er ein Bild seines Freundes, auf dem Lucas Cranach der Ältere dargestellt ist. Zufrieden nickt er mit dem Kopf. „Ich glaube an Ulrichs Kunst. Nicht umsonst hatte er schon als Jugendlicher die Spitznamen ,der Maler’ oder ,Picasso’. Wenn ich seine Bilder nicht mögen würde, würde ich sie nicht ausstellen“, kommentiert Raab seine Zusammenarbeit mit dem befreundeten Künstler.

Nachträglich fügt er hinzu: „Außerdem ergänzen wir uns. Pannicke benutzt mitunter meine Fotos als Vorlage, um diese mit seiner Malerei zu ergänzen. Dadurch entstehen interessante Kompositionen“.