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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Stadträtin ist verrückt nach Fasching

Von ULF ROSTALSKY 07.03.2011, 18:52

GRÄFENHAINICHEN/MZ. - Allerdings weiß auch sie um den ergebnisoffenen Prozess, der mit der Ausschreibung der Pfarrstelle in Gang gekommen ist. "Von der Kirchenleitung zur Besetzung in Aussicht gestellt." Damit beschreibt Superintendent Christian Beuchel die eine Seite des Verfahrens. Nun müsste aber auch die Gemeinde mit der neuen Pfarrerin einverstanden sein, fügt er hinzu.

Für Angelika Schiller-Bechert bedeutet das, Werbung in eigener Sache zu machen. Von Nervosität möchte sie dabei nicht reden. "Es zählen die ersten Augenblicke des Zusammentreffens, die ersten Sekunden." Wobei sie natürlich auch mit ihrer Vorstellung von Gemeindearbeit punkten müsse. Doch das falle sicher leichter, wenn das Eis gebrochen sei, so die Sächsin, die am Sonntag den ersten Gottesdienst in Gräfenhainichen leitete.

Der ist alles andere als ein normaler. Abstimmung ist nötig, wo sonst alles einem gewohnten Automatismus folgt. Hannes Jaeckel, seit Jahr und Tag Organist der Gemeinde, geht mit Angelika Schiller-Bechert Liedabfolgen durch, fragt. Das ist nicht ungewöhnlich, so der Eindruck. Schließlich hatte Jaeckel über Jahre mit Pfarrer Eduard Kindler gearbeitet. "Aber es wird werden." Die Professionalität widersteht der Anspannung beim Premierengottesdienst, dem möglichst viele andere folgen sollen.

Zum 30. Juni verlässt Eduard Kindler Gräfenhainichen. Seit 1999 hatte er die Pfarrstelle in der Heidestadt und den umliegenden Gemeinden inne. "Schön, dass eine Bewerberin da ist und die Stelle nicht vakant bleibt", bemüht er sich um Sachlichkeit in einem durchaus mit Wehmut verbundenen Prozess. "Aber ich habe es so gewollt", betont der 61-Jährige, der mit dem Ausscheiden aus dem Kirchendienst auch der Region lebewohl sagt. Er geht nach Naumburg. "Möglichst schnell, damit im Pfarrhaus auch noch was gemacht werden kann." Seinen letzten Gottesdienst hält Kindler am 19. Juni.

Ob Angelika Schiller-Bechert tatsächlich seine Nachfolgerin wird, bleibt abzuwarten. Die Entscheidung der Kirchenleitung ist sicher ein Signal. "Aber jetzt muss auch die Gemeinde mit meiner Art klar kommen", sagt die Bewerberin, die noch am Sonntag hinter verschlossenen Türen dem Gemeindekirchenrat Rede und Antwort stand und am Mittwoch zum Gemeindeabend einladen wird. Erfahrung ist der Eilenburgerin nicht abzusprechen. Nach dem Studium und anschließendem Vikariat in Bad Dürrenberg war sie in die Kirchenarbeit ihrer Heimatstadt eingebunden. Die Kinder- und Jugendarbeit liegt ihr seit jeher am Herzen, in der Stadtkirche war sie Gemeindepfarrerin. Die Sächsin mischt sich ein, sitzt im Eilenburger Stadtrat und kann mit einem weiteren Trumpf aufwarten. "Ich bin verrückt nach Fasching", sagt sie an dem Tag, an dem Gräfenhainichen mit dem Rosensonntagszug sein Finale der närrischen Zeit erlebt.