Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Sonnenfänger von Karlsfeld
ABTSDORF/MZ. - Der Andrang war beträchtlich. Als der Solarpark Wittenberg-Abtsdorf am Samstagnachmittag zum Tag der offenen Tür einlud, hatten sich gleich zu Beginn rund 100 Neugierige versammelt, um an einer Führung teilzunehmen: Technikfreaks und in Energiefragen unbeleckte Laien, Befürworter und Kritiker, Kommunalpolitiker und Anwohner. "Die haben unsere Nerven ganz schön strapaziert. Ich wollte mal sehen, was die letzten sechs Wochen Krach gebracht haben", begründete Jürgen Kling seinen Besuch beim neuen Nachbarn.
In Gruppen zu je 20 Personen konnten die Besucher die Freiflächenphotovoltaikanlage an der B 2 bei Karlsfeld besichtigen, die von der juwi Solar GmbH errichtet wurde und als deren Betreiber die Stawag Solar GmbH fungiert (die MZ berichtete). Juwi-Mitarbeiter informierten bei den Führungen über technische wie finanzielle Rahmendaten und standen für Fragen rund um den Solarpark zur Verfügung. Wie der produzierte Gleichstrom in den benötigten Wechselstrom umgewandelt wird, wurde gefragt (mit Hilfe von neun Wechselrichterstationen auf dem Solarparkgelände), ob die Module bei Schnee freigelegt werden (nein) oder vor Ort durch die Anlage Arbeitsplätze entstehen. Beim Bau sei das in jedem Fall so gewesen, antwortete Berni Mertel, Niederlassungsleiter der juwi in Leipzig, für die Wartung der laufenden Anlage würden Elektrofachleute aus der Region beauftragt.
"Sie bekommen 28 Cent pro Kilowattstunde für die Einspeisung ins öffentliche Netz, wer bezahlt das eigentlich?", ging das Frage-Antwort-Spiel munter weiter. "Jeder einzelne Bürger", so Mertel, aber das gelte nicht nur für Solarenergie. "Auch bei Atomenergie zahlt der Bürger - etwa für die Entsorgung - und zwar über die Steuerlast." Letztlich sei die Förderung der Solarenergie eine politische Entscheidung.
Diese den Anwohnern vor Ort plausibel zu machen, dazu nutzten die Erbauer und die Betreiber diesen Tag der offenen Tür. Dass auch optische Fragen bei den Kritikern eine Rolle spielen und berücksichtigt werden, machte Frank-Michael Gräfe deutlich.
"Ich persönlich finde die Optik klasse", bekundete der bei der juwi für Ausgleichsmaßnahmen zuständige Landschaftsarchitekt. Für ihn sehen die Modulflächen aus "wie eine große spiegelglatte Wasserfläche". Aber das sei schließlich Geschmackssache. Rund um die Anlage werden rund 14 000 Sträucher und fast 200 Bäume gepflanzt. "In ein paar Jahren sieht man von der Straße aus nichts mehr." Dass auch das idyllische Bild von im Solarpark weidenden Schafen nicht zu sehen sein wird, hat indes eher praktische Gründe. Man habe an anderen Standorten die Erfahrung gemacht, so Berni Mertel, dass die Tiere sich ausgiebig an den Tischen gerieben hätten. Dadurch seien immer wieder Kabelverbindungen abgerissen worden.
Stattdessen wird nun zwei- bis dreimal pro Jahr gemäht - um Schattenbildung auf den Modulen zu vermeiden. Denn die würde die Energieausbeute vermindern.