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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Söllichau feiert 40 Jahre Karneval

Von Alexander Baumbach 20.01.2013, 11:20
Über 60 Mitglieder zählt der Söllichauer Karneval Verein.(FOTO: ALEXANDER BAUMBACH)
Über 60 Mitglieder zählt der Söllichauer Karneval Verein.(FOTO: ALEXANDER BAUMBACH) Alexander Baumbach

SÖLLICHAU/MZ. - "Wo die Leute überall stehen, das ist ja der Wahnsinn", berichtet Detlef Hagendorf aus Elster aufgeregt. Das kleine Heidedörfchen Söllichau hatte sich am vergangenen Wochenende in Schale geworfen - der örtliche Karnevalsverein beging sein 40. Jubiläum. "Da standen so viele draußen, und überall gab es was für uns: Fettbemmen, Süßigkeiten, selbst gebrannte Obstler", pflichtet ihm Heike Namislo vom Kropstädter Karneval Club bei. Die Begeisterung ist groß unter den rund 500 Gästen aus Nah und Fern.

Mit einem anderthalbstündigen Umzug in 24 Bildern ging es ab 13.13 Uhr einmal durch den ganzen Ort, danach lockte das Festzelt hinter dem Kulturhaus die Narren ins Warme - bei rund fünf Grad unter Null ein nachvollziehbares Begehren. Neben den 16 befreundeten Karnevalsvereinen aus dem Landkreis - aber auch von "über der Grenze" aus Sachsen - ließen sich auch die anderen Söllichauer Vereine nicht lumpen, ihren Teil zum Winterspaß beizutragen: die Frauen-Sportgruppe und die Landfrauen aus Kossa etwa waren genauso dabei wie die Söllichauer Fußballer.

Einer der vielen Hingucker unter den musikalisch umrahmten Umzugsbildern war mit Sicherheit die Truppe der Muldegeister aus Gruna, die angeblich dort dem Fluss entstiegen sein sollen. An den bunten Lappenoveralls müsse man pro Kostüm rund vierzehn Tage nähen, erfährt man aus dem Geisterumfeld.

Ob bewusst oder unbewusst - die Söllichauer Narren kehrten nach dem Umzug wieder an den Ort zurück, wo alles begann. "Hier im Kulturhaus hat sich der Karnevalsverein damals aus dem gemischten Chor gebildet", berichtet "Oldie" Hans-Joachim Troitzsch. Der 75-Jährige ist selbst Gründungsmitglied gewesen, stand dem Verein 16 Jahre lang gar als Präsident vor. "Ich möchte keinen Tag als Karnevalist missen. Das hält jung und fröhlich und verlängert das Leben", erzählt er mit einem Schmunzeln im Gesicht. Stolz sei er auf den Nachwuchs, der die Tradition in Ehren halte. Obwohl die Jungen heute manches anders machen würden. "Zu unserer Zeit da war der Haupttrumpf Musik und Gesang - das konnten wir ja alle gut. Heute machen sie Disko", sagt er.

Das solle aber keineswegs Kritik an den Veränderungen sein, sondern stelle eben einfach den Lauf der Dinge dar. "Die machen das prima, die jungen Leute - und wir wünschen und hoffen, dass wir auch den 100. Geburtstag noch feiern werden", gibt sich Troitzsch optimistisch.

Der heutige Präsident, Jens Mühlbach, gibt jedenfalls zu, dass ihn die Altvorderen geprägt haben. Mit fünf Jahren sei er in den Verein eingetreten, berichtet der 37-Jährige am Wochenende. "Und jetzt sind bis auf meine Tochter alle in der Familie aktiv", fügt er hinzu.

Besonders stolz ist er nicht nur auf die Organisationsleistung seiner Vereinskollegen, sondern auf das gesamte Dorf. "Wir haben Briefe verteilt an die Söllichauer, die sollen ihre Häuser ein bisschen schmücken und gute Gastgeber sein. Ich denke, die haben das mehr als erfüllt. Wir sind so etwas von stolz auf unser Dorf", zieht er mehrmals im Verlauf der Gala seine Mütze vor der gesamten Dorfgemeinschaft.