Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Skulpturenpark der Schüler wächst in den Himmel
GRÄFENHAINICHEN/MZ. - Wind und Regen haben die ersten Spuren hinterlassen. Was vor Wochenfrist noch glänzte, ist jetzt mit Rost überzogen. Die Natur hat ihr Spiel gespielt und die schwergewichtige Kunst angenommen. So deutet es Susanne Spies. Sie ist Ideengeberin und treibende Kraft des Kunstpfades, den Schüler der Ferropolisschule entlang des Gremminer Sees jedes Jahr ein Stück weiter vorantreiben. Gut 1 000 Meter misst die Ansammlung von Schrottplastiken mittlerweile. Am Donnerstag wurden die Exemplare Nummer 17 und 18 aufgestellt.
"High Eye" ist das Werk von Wania Othmann-Gareb und Leonard Gerds, die "Tür zwischen Himmel und Hölle" haben Jessica Möbius und Laura Bibiana Kremer aufgestoßen. Was die Künstler jugendlich unbekümmert hinnehmen, ist für Bürgermeister Harry Rußbült (Linke) weder Selbstverständlichkeit noch Selbstläufer. Nicht jede Stadt könne eine solche Ansammlung von Plastiken bieten. Erst recht nicht, wenn sie aus Schülerhand stammen würde. Kunst wiegt. Sie muss mit schwerer Technik an Ort und Stelle gebracht und auf festem Fundament aufgestellt werden. Schule, Stadt und das Unternehmen Ambau arbeiten dabei seit Jahr und Tag zusammen.
Das jedoch ist die Geschichte im Hintergrund. Eine, die weniger spektakulär daherkommt, wie die Kunst selbst. Die steht, soll Wind und Wetter trotzen und ist Ausdruck der Kreativität der Schüler. Die haben aussortierten Metallteilen neues Leben eingehaucht und damit der Kunstlehrerin nicht nur einmal Grenzen aufgezeigt. Susanne Spies ficht das allerdings nicht besonders an. Sie freut sich, dass die jungen Leute mit reichlich Phantasie ans Werk gegangen sind. Sie haben in den Ambau-Werkstätten mit Flex in den Händen und Metallteilen ringsherum Ideen verworfen und neue geboren.
Die "Tür zur Ewigkeit" haben sie ad acta gelegt. Stattdessen präsentiert Jessica Möbius die "Tür zwischen Himmel und Hölle". Zusammen mit Laura Bibiana Kremer setzt sie aufs Plakative, erklärt Kunst mittels geschweißter Texte, statt dem Betrachter beim Deuten freie Hand zu lassen. "Nur wer die Hölle kennt, weiß den Himmel zu schätzen." Der Satz ist eingebrannt auf der metallenen Tür, deren Rahmen Wolke und Feuer hält, Symbole für Himmel und Hölle.
Das "High Eye" von Wania Othmann-Gareb und Leonard Gerds überragt manch andere Skulptur. High gleich hoch - die Schüler lassen bewusst Platz zur Spekulation. Möglich, dass high auch ein Zustand ist. Alles ist so offen wie der Blick durchs große Auge. Der Gremminer See öffnet sich vor dem stählernen Monstrum. Die Sicht ist frei. "Platz für Visionen", meint Susanne Spies.
Eine davon offenbart Bürgermeister Harry Rußbült. Nächstes Jahr steht ein runder Geburtstag ins Haus. Neptun-Entdecker Johann Gottfried Galle wird 200. Vielleicht eine Möglichkeit, dem Astronomen ein Denkmal zu setzen. Das Weltall vor der Haustür. Nicht ausgeschlossen scheint der Gedanke. Immerhin spielt am See bereits die Sturmorgel ihr Spiel, haben Adam und Eva zusammengefunden und Surfer ihr Paradies entdeckt.