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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Europachampion mit den «Starwitzern»

Von KARINA BLÜTHGEN 10.11.2010, 19:34

KLITZSCHENA/MZ. - Ganz ruhig steht die Taube auf der Hand von Hartmut Schulz. Auch vom Fotografen lässt sie sich kaum irritieren. "Genau deshalb mag ich diese Rasse. Sie sind sehr zutraulich", sagt Schulz. "Und ich mag auch ihre Flugeigenschaften." Denn Starwitzer Flügelsteller klatschen, wenn sie im Freien ihre Figuren zeigen, mit den Flügeln.

Drei Titel als Europa-Champion haben die Tiere des Klitzschenaers auf der großen Club-Ausstellung in Seegrehna gewonnen. Schulz macht dazu einen zufriedenen Eindruck. Immerhin stellt er seine Tiere europaweit aus und hatte schon das beste Tier auf der Lipsia, der großen Rasseschau in Leipzig. Er war schon Europameister, mehrere Male deutscher Meister und im vorigen Jahr auch VDT-Champion. Solch ein Sieg im Verband Deutscher Rassetaubenzüchter, "das ist das höchste, was man in Deutschland erreichen kann", sagt er.

Akribisch ist der 56-Jährige, wenn es um die Taubenzucht geht. "Das ist schon mehr als ein Hobby", gibt er unumwunden zu. Zur Zuchtsaison stehen 20 Paare, also 40 Einzeltiere (der Züchter spricht von Täubin und Täuber), in seinem Schlag. Mit den Jungen schnellt die Zahl auf 150 hoch. "Was ich an Futter brauche? Ich habe die Säcke nicht gezählt", schmunzelt er. Aber um die 100 Euro im Monat gibt er schon dafür aus. Und die Zeit für seine Tauben nimmt er sich, obwohl er als Verkäufer im Außendienst in ganz Europa unterwegs ist. "Die Tiere sind mein Ruhepol, meine Entspannung. Andere Leute haben ihre Fische." Ist er mal nicht da, kümmert sich die Familie um die Tauben. "Sonst kann man so eine Zucht nicht machen."

Seit vielen Jahren züchtet Hartmut Schulz schon Starwitzer Flügelsteller, die ihren Ursprung in Oberschlesien haben. "Meine ersten Tauben habe ich von einem Bauern geschenkt bekommen", erinnert er sich. Nach einer mehrjährigen Unterbrechung durch Ausbildung und Armeezeit fing er 1984 mit der Rassezucht an. "Die Starwitzer ziehen ihre Jungen noch selbst groß", schwärmt er von deren Eigenschaften. Andere Kropftauben brauchen, der Körperform wegen, eine Amme. Das heißt, der Züchter legt die Eier einer anderen Taube unter, die sie aufzieht.

In solchen Details kennt sich Schulz bestens aus. Schließlich ist er nicht nur Mitglied im Rassegeflügelzuchtverein Bergwitz, sondern auch Zuchtwart im Internationalen Starwitzer Club und schult Preisrichter auf den neuen, in mühsamer Abstimmung erarbeiteten Standard in dieser Rasse. Doch neben aller Theorie ist ihm der Umgang mit dem Tier fast genau so wichtig. Wenn er dann wie in Seegrehna einen Champion für das Foto auf der Hand hat, dann ist das nicht dressiert. Es zeigt das Vertrauen des Tieres zum Menschen.