1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Kreis Wittenberg: Kreis Wittenberg: Ehemalige Abiturienten sammeln für Lehrer-Denkmal

Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Ehemalige Abiturienten sammeln für Lehrer-Denkmal

Von KARINA BLÜTHGEN 07.10.2012, 16:45

PRETZSCH/MZ. - Eigentlich hatten sie einen Baum pflanzen wollen. Doch die Idee, Geld zur Wiederaufstellung des Lehrerdenkmals in Pretzsch zu sammeln, gefiel den 20 ehemaligen Pretzscher Oberschülern so gut, dass sie dies bei ihrem Treffen spontan in die Tat umsetzten. Als Petra Deichsel am Abend den Hut herumgehen ließ, fanden sich 310 Euro darin. "Ich habe die feste Zusage eines ehemaligen Klassenkameraden, dass er hundert Euro überweist", freute sie sich.

Schlimme Verhältnisse

50 Jahre sind seit ihrem Abitur vergangen. Bei ihrem Treffen am Wochenende besichtigte die einstige Klasse das Pretzscher Heimatmuseum, ein bemerkenswerter Ort in mehrerlei Hinsicht. "In den 50er Jahren waren die Schulverhältnisse ganz schlimm", erinnerte sich Jürgen Schneider, der in Pretzsch geblieben ist. "Hier im Haus wurde eine Klasse unterrichtet, im damaligen Verwaltungsgebäude des heutigen Heson-Werkes und viel im Schloss. Danach war Schule im jetzigen Kindergarten. Erst als 1970 die Schule am Sportplatz gebaut wurde, war nur dort Unterricht", erklärte er.

Der zweite Grund, das Heimatmuseum zu besuchen, liegt in seiner Entstehung. Es sei ihr ehemaliger Direktor Walter Dietrich gewesen, der das Museum (damals noch an anderem Standort) anlässlich der 1000-Jahr-Feier von Pretzsch gegründet habe. Und so schauten sich die einstigen Schüler ganz genau um und ließen sich von Erhard Dubrau, der das Museum leitet, einige besondere Stücke zeigen und erläutern. Etwa die Logenstühle der Kurfürstin Christiane Eberhardine oder auch die maßstabgetreuen Kettendampfer-Modelle.

Nach der Wende, erzählte die Bad Schmiedebergerin Petra Deichsel, habe es die Schüler "in alle Welt" geführt. Wobei ein Großteil der einstigen Mitschüler dennoch im Osten Deutschlands geblieben ist. Vor über 50 Jahren waren auch nicht nur Pretzscher in der Klasse. "Pretzsch war Internatsoberschule", erklärte Friederike Beier, geborene Peizker. "Dadurch gab es bei uns Schüler aus dem ganzen Kreisgebiet." Sie selbst wohnt jetzt in Dresden und bezeichnet die Zeit in Pretzsch als etwas besonderes. "Dass wir uns hier treffen, ist der stetigen Arbeit von Jürgen Schneider zu verdanken."

Orgelbauer hat der mal gelernt. "Er war das musikalische Genie in unserer Klasse", weiß Petra Deichsel noch. Und Schneider erinnert ansatzweise an eine Feier im Fährhaus, wohin man per Wagen ein Klavier geschafft habe, "damit ich dort ein bisschen Musik machen konnte". Erinnerungen an ihren vor zwei Jahren verstorbenen Klassenlehrer Werner Sehmisch wurden wach. "Der war ein strenger Lehrer und hat auch schon mal die Fingernägel kontrolliert", meinte Petra Deichsel schmunzelnd.

Frühe und heutige Wertschätzung

"Wir hatten Lehrer, für die wir begeistert waren", sagt Friederike Beier. "Im Laufe der Jahre sieht man ja den Wert der Lehrer auch ein bisschen anders", fügte sie hinzu. Auch deshalb hatte sie die Idee mit dem Lehrerdenkmal, das im Zuge der Straßensanierung abgebaut worden war, so angesprochen. "Man sieht, dass es Schüler gab, die auch damals schon Wertschätzung für ihren Lehrer empfunden haben", merkt die Dresdnerin an. "Sie waren, wie sie waren. Auch wir treffen uns schließlich, weil wir hier zur Schule gegangen sind und uns gern daran erinnern."

Sobald eine Kostenschätzung vorliegt, will Friederike Beier auch bei anderen ehemaligen Pretzscher Schülern um Spenden für die Wiederaufstellung des Denkmals werben. "Wir müssen etwas für Pretzsch machen", sagte sie. Denn so mancher war bei diesem jüngstebn Besuch in der Stadt erschrocken darüber, dass so viele Geschäfte geschlossen sind. Das letzte Mal waren die Schüler vor fünf Jahren hier, das nächste Treffen wird voraussichtlich in drei Jahren stattfinden. Bis dahin dürfte sich in Sachen Denkmal etwas tun.

Bad Schmiedebergs Bürgermeister Stefan Dammhayn (CDU) hatte jedenfalls im Vorfeld gegenüber der MZ die Mithilfe der Stadt in Aussicht gestellt. "Eine pure Absichtserklärung von Spendern ist natürlich zu wenig. Wir werden erst einmal sehen, was an Geld zusammenkommt. Wir reden hier ja über ein paar Tausend Euro", sagte Dammhayn. "Und dann muss ja auch der Denkmalschutz mit ins Boot geholt werden." Sobald eine entsprechende Summe eingegangen sei, werde es eine Kostenschätzung geben. Denn die Stadt allein könne die Kosten nicht tragen. Dass das Denkmal wieder aufgestellt wird, scheint zumindest vorgesehen. Bei der Straßensanierung wurde ein entsprechendes Fundament mit angelegt.