Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Champions in Feder und auch Fell
WITTENBERG/MZ. - Ein beruhigendes Gurren klingt aus der großen Ausstellungshalle in Seegrehna. Im Geflügelhof von Manfred Dobner präsentieren sich die schönsten Tauben der Rasse Starwitzer Flügelsteller Kröpfer, und das in 30 verschiedenen Farbenschlägen. Es ist eine Europaschau, neben Züchtern aus Deutschland sind auch solche aus Polen, Tschechien und den Niederlanden vertreten.
Stolz präsentiert Stephan Kuschert aus Bergwitz seine schwarze Taube dem Fotografen, sie ist immerhin das beste der 462 Tiere der Ausstellung und einer der 19 hier gekürten Europa-Champions. Zwei der Titel hat Kuschert errungen, Hartmut Schulz aus Klitzschena, der Starwitzer-Hochburg im Wittenberger Landkreis, sogar drei. Tobias Pakull aus Klitzschena holte einen Titel, und auch Tobias Kühnl als Bad Schmiedeberg hat zwei Champions in seinem Schlag.
Die Starwitzer Flügelsteller zählen zu den Kropftauben. Der Kropf, eigentlich eine Aussackung der Speiseröhre, in der Körner fressende Vögel ihre Nahrung aufweichen, ist hier mit einem Blaswerk versehen. Zur Balz kann die Taube Luft in den Kropf pumpen, um imposanter auszusehen. Die Züchtung habe dieses Merkmal bevorzugt, sagt Matthias Beutel aus Landsberg, Vorsitzender des Internationalen Starwitzer Clubs, der die Präsentation in Seegrehna ausrichtet.
Der seit 1957 bestehende Verein hat vor einem Jahr den Schritt in Richtung Europa getan. "Nur in Deutschland allein kommen wir nicht weiter", sagt Beutel. Zuvor mussten die nationalen Klubs ihre Standards abstimmen, "das hat zwei Jahre gedauert", so der Vorsitzende. 30 neue Mitglieder innerhalb des letzten Jahres zeigen aber, dass es sich gelohnt hat. Und bei der Schau am Wochenende nahmen Tadeusz Kondela und Wim Wanders ihre Europa-Champion-Titel mit nach Polen beziehungsweise die Niederlande.
Jugend teilt sich Pokal
Derart hoch dekoriert wird in Reinsdorf nicht. Aber die Ausstellung des Rassekaninchenzuchtvereins sei mit 190 Tieren in 28 Rassen beziehungsweise Farbenschlägen gut bestückt, betont der Vorsitzende Siegfried Trenkhorst. Unter den 15 aktiven Züchtern des 33 Mitglieder zählenden Vereins sind Max und Marc Kranepuhl im Alter von zehn sowie acht Jahren die Jüngsten. Sie widmen sich den Farbenzwergen in Havanna sowie den Hermelin-Kaninchen mit blauen Augen und haben für erstere den Jugend-Ehrenpreis des Vereins erhalten. Wer von den beiden Pokal bekommt? Das Los hat diesmal für Marc entschieden.
Neun Mal war mit dem "vorzüglich" die beste Bewertung vergeben. Willy Stolze zeigt sowohl die beste Häsin (Zwergwidder wildfarben) als auch den besten Rammler (Deutsche Großsilber) der Schau. Vereinsmeister wird Jürgen Milling mit Zuchtgruppen von Zwergwidder wildfarbig (386 Punkte) und Russenkaninchen (385,5). Der letztere Farbenschlag (ein weißes Kaninchen mit dunklen Zeichnungen) gefällt Milling auch bei den Zwergwiddern, also jener Rasse mit den hängenden Ohren. Die ist, erzählt er, recht selten. "Ich bin der einzige in Sachsen-Anhalt, der sich bis jetzt damit geoutet hat. Die Form der Tiere ist auch noch nicht so durchgezüchtet, das ist in den Farben Grau und Schwarz schon besser", erklärt er.
Sieben Mal vorzüglich
Krähte in Reinsdorf nur der Hahn gelegentlich für die Tombola, spektakeln in der Wittenberger Gartensparte "Immergrün" einige Enten fast den ganzen Tag. Die Ausstellung der Wittenberger Rassegeflügelzüchter ist mit 250 Tieren in 33 Rassen bestückt, die reichen vom Wassergeflügel bis zu den Tauben. Von den Emdener Gänsen aus der Zucht von Norbert Canzler bis zum Zwerg Sussex in der Farbe Gelb-Columbia von Lothar Engel reicht die Palette, für die die Preisrichter sieben Mal "vorzüglich" und zehn Mal "hervorragend" vergeben haben. "Das ist für unseren Verein ein außergewöhnliches Ergebnis", sagt Kreiszuchtwart Günter Barz. Seine Taube der Rasse Schöneberger Streifige wurde als bestes Tier der Schau gekürt.
Den Pokal des Landrates erhält Manfred Rudolf für seine Rhodeländer, der Vereinsmeister (große Hühner) hat bereits angekündigt, sich aus der aktiven Zucht zurückzuziehen. Horst Wildgrube, langjähriger Züchter von Zwerg-Seidenhühnern, holt den Pokal des Oberbürgermeisters. Ungewöhnlich sind seine Hühner mit dem blauen Fleisch und den feinen Federn schon. "In alten Schriften hat man sie auch als Fellhühner bezeichnet", weiß Wildgrube zu berichten. Eine Familientradition führt Marcel Anger mit den Niederrheiner gelbsperber weiter, schon sein Urgroßvater hat diese große Hühnerrasse gezüchtet. Bernhard Fiedler bekommt übrigens die "Pechvogel-Medaille" des Vereins. Zwei seiner Zwerg Welsumer haben eine Doppelzacke im Kamm und bleiben ohne Punkte.