Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Bereicherung im Schulalltag
bad schmiedeberg/MZ. - "Ich sehe die Altersfrage in unserem Kollegium nicht als Problem", sagt der Leiter der Bad Schmiedeberger Sekundarschule, Roland Bette, freut sich aber zugleich über Christina Weißer. Die junge Frau ist Referendarin an der Schule oder, wie es inzwischen heißt: Lehrerin im Vorbereitungsdienst. Die 24-Jährige senkt den Altersdurchschnitt beträchtlich, der liegt laut Bette bei über 50 Jahren. Dass an Schulen wie der Bad Schmiedeberger - von "ländlicher Randlage" spricht Bette - Referendare anzutreffen sind, ist keine Selbstverständlichkeit. Das hat mit der zupackenden Art von Christina Weißer zu tun. Die junge Frau aus Eilenburg weiß, was sie will. Sie hat sich selbst um die Stelle in der Kurstadt bemüht, sie hätte auch in ihrer Heimatstadt das Referendariat leisten können. "Ich wollte aber gerne in Sachsen-Anhalt bleiben", sagt die angehende Lehrerin, die in Halle studierte. Das hat mit mehreren Faktoren zu tun: mit der Verbeamtung auf Widerruf, mit der Verkürzung des Referendariats auf 16 Monate, mit der begleitenden Ausbildung, die sie schätzt. Einmal pro Woche fährt die junge Frau zu Seminaren nach Halle. Da wird besprochen, was der Nachwuchs in der Praxis erlebt, dort gibt es praktische Tipps - etwa für die Unterrichtsplanung. Weil die Eilenburgerin schon früh wusste, dass Lehrerin ihr Traumjob ist, hat Christina Weißer sich gezielt vorbereitet, hat Nachhilfe gegeben, ein freiwilliges soziales Jahr an einer Schule absolviert: "Ich rate allen, die Lehrer werden wollen, das zu tun. Man merkt schnell, ob das was für einen ist oder nicht."
Entsprechend motiviert ist die Referendarin, entsprechend wohl fühlt sie sich in Bad Schmiedeberg. "Hier sind kleine Klassen, da kann man prima arbeiten und sich ausprobieren." Sie findet gut, dass auf Konflikte sofort reagiert wird, sie mag das Profil der Schule, das bekanntlich auf den Lehren von Sebastian Kneipp basiert. Und offenbar hat sie Unterstützung, sowohl in der Lehrerschaft als auch bei der Schulleitung. Roland Bette hat nicht lange gezögert, als sie sich in Bad Schmiedeberg bewarb: "Ich finde es gut, wenn jemand seine Zukunft selbst in die Hand nimmt. Sie zeigt Interesse am Job und Eigeninitiative. Das brauchen wir." Er betont das Geben und Nehmen zwischen jungen und älteren Kollegen: "Die einen haben die Erfahrung, die anderen bringen die neueste Methodik mit und sind wohl näher dran an den Jugendlichen als wir, deren Kinder nicht selten schon aus dem Haus sind." Die Zusammenarbeit sei eine Ergänzung und Bereicherung für beide Seiten.
Christine Weißer jedenfalls sieht sich bestens aufgehoben an der Sekundarschule in Bad Schmiedeberg. Sie würde bleiben wollen, der Schulleiter würde sie "sofort übernehmen". Ob das nach Abschluss des Referendariats so klappt, ist freilich eine andere Frage.