Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Ansturm aufs Pretzscher Bad
PRETZSCH/MZ. - Mit Schwimmhallen ist der Landkreis nicht übermäßig gesegnet. Die Lage verschärft sich gegenwärtig durch den Ausfall des Piesteritzer Bades, das bekanntlich umfassend saniert wird. Erst im Herbst sollen sich dort wieder die Tore öffnen. Das Erlebnisbad "Basso" ist schon länger zu.
Der zeitweise Verlust der Wittenberger Halle lässt andere Möglichkeiten in den Blick geraten, nämlich nicht zuletzt den Fakt, dass das gar nicht weit entfernte Pretzsch eine attraktive Alternative bietet. Das moderne Bad im Schlosspark der kleinen Elbestadt ist derzeit Ausweichvariante für nicht wenige Schwimmer, die bislang in Piesteritz ins Wasser stiegen. In Pretzsch hat Bademeister Roland Oertelt alle Hände voll zu tun, um den Wünschen gerecht zu werden: "Seit Herbst gibt es einen richtigen Ansturm", berichtet er.
Der SV Grün-Weiß trainiert nun vier Mal pro Woche in Pretzsch, hinzu kommen die Lebensrettungsgesellschaft, die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes, Grundschulen aus Wittenberg. Und nicht zuletzt die privaten Schwimmer, die sich beim zwangsläufig reduzierten öffentlichen Badebetrieb im Wasser tummeln. Zwar bringt das zusätzliche Publikum allerhand Arbeit mit sich, aber sowohl Schwimmmeister Oertelt als auch die Leiterin des Kinder- und Jugendheims Pretzsch, Bianka Puppel, ärgern sich darüber mitnichten.
Schließlich entlasten mehr zahlende Gäste den Träger der Schwimmhalle, das Kinderheim. "Wir sind froh, dass die Schwimmhalle so gut belegt ist. Da ist der Betrieb mal kein Zuschussgeschäft", sagt die Heimleiterin. Das Bad stehe zwar nicht zur Disposition, es ist schließlich eine Attraktion und ein Vorteil im Wettbewerb, Möglichkeiten, die Kosten zu dämpfen, seien aber willkommen.
Gebaut wurde die Halle im Jahre 1968, zunächst als Freibad. Der umtriebige langjährige, inzwischen verstorbene Verwaltungsleiter des Heims, Eckhard Affeldt, hatte seinen gewichtigen Anteil daran. Schon vier Jahre später kam die Überdachung, um das Bad auch im Winter nutzen zu können. Clevererweise ist das Becken übrigens nicht 25, sondern lediglich 24,75 Meter lang. Damit, so Oertelt, Vereine nicht im großen Stil die Halle für Wettkämpfe nutzen können. Denn gedacht war sie zuvörderst für die im Schloss untergebrachten Kinder. Die haben nach wie vor ihre Sonderzeiten.
Mitte der 90er Jahre musste eine Entscheidung fallen, weil die hygienischen Standards nicht mehr einzuhalten waren. Damals stand, so erinnert sich der Schwimmmeister, die Frage: Sanieren wir das Heizhaus oder das Bad? Dass das Schwimmbad den Vorzug erhielt, sei ein Glück gewesen. Weil später Fördermittel deutlich schwerer zu kriegen gewesen wären und weil das Heizhaus Ende der 90er Jahre trotzdem auf Vordermann gebracht wurde. Die Halle ist also generalsaniert worden - für eineinhalb Millionen Mark: komplett neue Fensterfront, Isolierung, Dach, neue Lüftung und Badtechnik, neues Becken, moderne Sanitäranlagen. Von dieser Investition profitieren heute viele - die Kinder des Heims, Badefreunde bis nach Sachsen hinein und gegenwärtig nicht wenige Wittenberger.