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Krebskranke Lilly (4 Krebskranke Lilly (4) aus Horstdorf: Eltern versuchen, nicht den Mut verlieren

Von Marcel Duclaud 17.07.2017, 09:24
Lilly liebt ihre kleine Katze und spielt gern mit ihr, was die Katze wiederum mit großer Zutraulichkeit erwidert.
Lilly liebt ihre kleine Katze und spielt gern mit ihr, was die Katze wiederum mit großer Zutraulichkeit erwidert. Thomas Klitzsch

Horstdorf - Für Anne Nölle hat sich das Leben verändert - es ist ein bisschen leichter geworden. Das hat nicht zuletzt mit dem Mut der jungen Frau zu tun, an die Öffentlichkeit zu gehen. Der MZ-Artikel über die Mutter der vierjährigen Lilly, bei der schon im Babyalter ein Hirntumor diagnostiziert wurde und die unumwunden einräumte, an ihre Grenzen gekommen zu sein, fand enorme Resonanz.

Die weit über das Bekunden von Mitleid hinaus ging. In Zahna ist eine Spendenaktion organisiert worden - mit deren Hilfe ein großer Wunsch des schwerkranken Kindes in Erfüllung ging: ein Anna-und-Elsa-Zimmer. Aus Apollensdorf meldete sich der Pflegedienst Marita Käppler. „Ich kann dort immer anrufen, wenn ich nicht weiter weiß, wenn ich Fragen habe: tags und nachts“, berichtet die junge Mutter. Es gibt von dort auch das Angebot, Lillys Betreuung zu übernehmen, wenn Anne Nölle mal ein bisschen Zeit für sich braucht.

Krankenkasse bewilligt Pflegegrad für Lilly

Zahlreiche Medien haben sich gemeldet und das Schicksal der Wittenbergerin aufgegriffen. Und dann hat sich tatsächlich auch noch eines ihrer schwerwiegendsten Probleme gelöst: Die Krankenkasse billigte einen Pflegegrad für das Töchterchen zu. Das war nicht absehbar, zwei frühere Anträge sind glatt abgelehnt worden: Mit der Begründung, die Kleine wachse mit der Krankheit auf und die Entwicklungsverzögerungen würden sich noch geben. Auf Nachfrage der MZ war überdies erklärt worden, der benötigte Zeitaufwand zur Betreuung sei für eine Pflegestufe nicht ausreichend. Ein weiterer Antrag stehe ihr aber offen. Den hat Anne Nölle prompt zwei Tage nach Erscheinen des Artikels gestellt: Keine fünf Wochen nach dem Besuch des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen flatterte die Bewilligung ins Haus.

„Meine Situation hat sich deutlich verbessert“, bemerkt die junge Mutter bei einem zweiten Besuch der MZ. Der findet nicht mehr in der fünften Etage in der Kreuzstraße von Wittenberg statt, sondern in einer ebenerdigen Wohnung in Horstdorf. Anne Nölle und ihr Freund Jens Winter sind mit Lilly umgezogen - insbesondere deshalb, weil die Treppen schwer zu bewältigen waren für das kranke Kind. Das besucht jetzt den Kindergarten in Wörlitz, wird morgens von einem Fahrdienst abgeholt und nachmittags wieder zu seiner Familie gebracht.

Wie lange Lilly noch lebt, weiß keiner

Lilly geht gerne in den integrativen Kindergarten, ihre Mutter freut sich, dass das möglich ist, dass sie dort die Zuwendung und intensive Betreuung erhält, die sie braucht. „Die kümmern sich super. Es gibt dort auch Heilpädagogen.“

Die äußeren Bedingungen haben sich verbessert, Lillys Gesundheitszustand leider nicht. Das kleine, tapfere Mädchen muss nach wie vor regelmäßig in die Universitätsklinik nach Halle und sich dort einer Antikörper-Behandlung unterziehen. Sie leidet häufig an Kopfschmerzen, an einer Gesichtslähmung, auf einem Ohr hört sie nicht mehr, sie kann nicht gut laufen und ist schnell erschöpft. Zwei Operationen musste sich das Kind unterziehen, der Tumor konnte lediglich verkleinert werden. Die Antikörper-Therapie soll das Fortschreiten der Krankheit bremsen.

Wie lange Lilly noch lebt, das weiß keiner. Die Ärzte hatten schon Zweifel, dass sie ihren vierten Geburtstag erlebt. Die Eltern versuchen, den Mut und den Optimismus nicht zu verlieren. Sie denken an Lillys fünften Geburtstag Ende September und daran, dass bald die Schulzeit beginnt.

„Sie ist ein fröhliches Mädchen“, sagt die Mutter, „manchmal ein bisschen zickig.“ Sie sagt auch, dass sie sich intensiv mit der schweren Krankheit ihrer Tochter auseinandergesetzt hat und mit der Möglichkeit, dass Lilly bald sterben könnte: „Das hilft mir, damit umzugehen.“ Wenn sie einen Wunsch frei hätte? „Ich wünschte mir, dass Lilly wieder gesund wird - und dass Kikaninchen, das sie so liebt, mal im Kindergarten vorbei schaut.“ (mz)