Kräuterscheune Kräuterscheune: Omas guter Garten
schleesen/MZ. - Das Schicksal hat es so gewollt. Bernd Neubauer erbt einen Bauernhof. Einen Flecken Erde in Schleesen, bebaut mit Wohnhaus, Stallungen und Scheunen. Der Gärtnermeister aus Kakau weiß nicht, was er tun soll mit dem neuen Besitz. Verkaufen, der Tochter überlassen? Es gibt viele Möglichkeiten, aber auch nicht wenige abschlägige Antworten.
"Ganz ehrlich: Ich wollte mich davon auch nicht trennen. Da hingen so viele Erinnerungen dran", erzählt der Mann und denkt zurück. Der Hof ist das Elternhaus seiner Mutter, die Tante hat ihn bis zu ihrem Tod bewohnt. Eigene Geschichte ist greifbar. Alte Gerätschaften, altes Gemäuer, der Garten. Neubauer hat die Idee und wagt den Neuanfang.
Zusammen mit seinem Team aus der Gärtnerei bringt er das Projekt Kräuterscheune auf den Weg. 2002 ist das, zwei Jahre nach dem Tod der Tante. Der Gärtner lässt vieles so wie es immer war. Es kommt kein neues Pflaster in den Hof, auch die Fassade bleibt wie sie ist. Sensen, Pflüge, Eggen, Krüge und Körbe werden zu Zeitzeugen und schmückendem Beiwerk. Hof und Garten bekommen ihr typisches Gesicht allerdings erst durch die zahlreichen Pflanzen, die hier Einzug halten. Die ganz klassischen Kräuter sind darunter. "Weil die Leute einfach immer offener geworden sind für solche Sachen", blickt der Hausherr zurück.
Ganz Gärtner, denkt er aber auch praktisch. Der karge Heideboden lässt pflanzentechnisch keine großen Experimente zu. "Aber Sand und Kräuter passen zusammen." Und so wächst und gedeiht es auf dem Familienbesitz. Die Klassiker sind dabei. Minze zum Beispiel. Aber auch die Pflanzen, die nicht in aller Munde sind. Sauerklee bringt Neubauers Mitstreiter Matthias Seidler ins Spiel. Der kann durchaus Zitrone ersetzen. Der Blick schweift über den Hof der Scheune, ist auf der Suche nach Exotischem.
Chili ist da. Pflanzen, die nach Zitrone und Apfel riechen, nach Cola schmecken. Auch japanischer Wasserpfeffer und Bittermelone. Neubauer geizt nicht mit seinem Wissen, berät gern. "Weil mein Hobby mein Beruf ist." Bittermelone, weiß der Fachmann, reguliert den Blutzuckerspiegel. Andere Pflanzen sind einfach nur für die Sinne da: schön anzusehen, anders als der Durchschnitt. Typisch Kräuterscheune eben.
"Wir haben Leute, die kommen regelmäßig vorbei. Andere führt der Zufall hierher." Neubauer und Seidler begrüßen alle gern in ihrem ganz besonderen Reich, in dem nicht einmal jeder Gast kaufen muss.
Natürlich freue er sich über Absatz. Da redet der Unternehmer Neubauer nicht um den heißen Brei herum. Aber er habe auch eine helle Freude daran, wenn die Leute sich einfach für die Pflanzen und die alte Technik interessieren. Er schaut auf die Utensilien, die zum Leben auf dem Hof der Tante einfach dazu gehörten. "Viel zu schade, um sie auch den Müll zu werfen." Neubauer ist glücklich, die Idee mit der Kräuterscheune geboren zu haben.
In Schleesen gibt es mittlerweile mehrere Hoffeste im Jahr. In der warmen Jahreszeit öffnet die Scheune außerdem jeden ersten und dritten Sonntag im Monat ab 13 Uhr ihre Pforten.