Kleine Mehrheit klar für Bugenhagen
Wittenberg/MZ. - Wenig Neigung zum Kultur- und / oder Klassenkampf zeigten MZ-Leser mit Internetzugang beim Thema Rosa-Luxemburg-Schule. Vor einem Monat hatte die Mitteldeutsche Zeitung auf ihrer Homepage www.mz-wb.de
ein Forum eingerichtet und ihre Leser gefragt, ob sie sich für oder gegen eine Umbenennung der Wittenberger Ganztagsschule nach Johannes Bugenhagen aussprechen und warum. Anlass für die Befragung war ein offener Brief von MZ-Leser Torsten Grabner; er hatte angeregt, die Schule nach Wittenbergs drittem Reformator zu benennen - auch mit Hinweis darauf, dass nach dem Abriss der vor gut vier Jahren geschlossenen Sekundarschule an der Friedrichstraße vor einigen Jahren keine einzige Schule in der Lutherstadt Wittenberg mehr Bugenhagens Namen trägt. Das nicht repräsentative Votum der Forumsteilnehmer lautet: Rosa Luxemburg soll Johannes Bugenhagen weichen.
"Was hat Rosa Luxemburg mit Wittenberg zu tun?", fragt etwa "Auditor" und antwortet selbst: "Gar nichts! Dagegen Johannes Bugenhagen schon." Es folgt ein ausführlicher Lebenslauf Bugenhagens in Wittenberg und der Hinweis darauf, dass "Doktor Pommer" (Luther über Bugenhagen) auch seinen Grabstein in der Stadtkirche habe. "Ein Weggefährte Luthers passt sicher besser zu einer Schule in der Lutherstadt!", findet auch "Klara" und fordert "Mut zum Umbenennen".
Ein ausführlicheres Scharmützel zu Person und Verdienst Rosa Luxemburgs liefern sich einzig "Theo Retisch" und "Anne". "Theo Retisch" arbeitet sich am stets gern zitierten Satz von der "Freiheit der Andersdenkenden" ab, der sich seiner Auffassung nach lediglich auf die Mit-Genossen beziehe, nicht aber auf alle anderen andersdenkenden Menschen. Es sei daher eine "Schande", dass eine Schule heute noch nach Rosa Lxuemburg benannt sei.
"Anne" dagegen hat zwar nichts gegen Johannes Bugenhagen, findet aber, dass der Schulname Rosa Luxemburg die "Würdigung einer kritischen und streitbaren Persönlichkeit" sei, mit der sich die Kinder im Übrigen im Geschichtsunterricht kritisch auseinander setzen sollten als "lebendiger Anschauung deutscher und europäischer Geschichte der so entscheidenden Epoche vor und während des ersten Weltkrieges".
Den Schlusspunkt der Debatte, die so recht keine werden wollte, setzt "Wolfgang 63": Die Umbenennung von Schulen oder Straßen hebe die "Trennung Ost / West" nicht auf. Die Befürworter neuer Namen mögen daher lieber gegen die "finanziellen Grenzen" ankämpfen.