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Kita in Mochau Kita in Mochau: Abschied vom Wichtelwald

Von Ilka hillger 29.04.2013, 17:20
Feierlicher Abschied für Marlies Reis beim Familienfest in Mochau
Feierlicher Abschied für Marlies Reis beim Familienfest in Mochau kuhn Lizenz

mochau/MZ - Abschiedsstimmung „Am Wichtelwald“. Aber Marlies Reis kommt vor lauter Aufregung kaum dazu, zu realisieren, dass es ihr letzter Arbeitstag ist. Für die Kleinsten der Mochauer Kita gab es noch mal Frühstück, Mittagessen und Mittagschlaf, dann ging es auch schon weiter mit den Vorbereitungen für das Familienfest. Es ist diesmal eine besondere Feier in der kleinen Einrichtung in der Meisterstraße: Kinder, Erzieherinnen und Eltern nehmen am Freitagnachmittag gleichzeitig auch Abschied von einer Erzieherin, die mehr als 40 Jahre in ihrem Beruf arbeitete und das die meiste Zeit im kleinen Ort Mochau.

Kindheitstraum erfüllt

„Seit 1984 bin ich hier Erzieherin“, erzählt Marlies Reis. Schnell kommt sie beim Rückblick auf vier Jahrzehnte Berufsleben in der eigenen Kindheit an. Die ist eng verknüpft mit Tante Paula. Marlies Reis, 59 Jahre alt, war schließlich selbst einmal Kindergartenkind. Die gebürtige Zahnaerin besuchte den evangelischen Kindergarten ihrer Heimatstadt, und da gab es Tante Paula, die nicht nur Erzieherin sondern auch Patentante von Reis war. „Sie war mein großes Vorbild und ich wollte immer so werden wie Tante Paula“, sagt die Mochauerin. Also stand im Kindergarten der künftige Beruf schon fest. Zwischendurch habe sie zwar auch mal Bibliothekarin oder Buchhändlerin in Betracht gezogen, denn Lesen war ihr großes Hobby, aber „dann habe ich mich doch für meinen Kindheitstraum entschieden“.

Ein Traumberuf über all die Jahre. Marlies Reis kann ihn nur allen empfehlen, die sich gerne mit Kindern beschäftigen. „Man lernt jeden Tag etwas Neues, bleibt mit den Kindern jung und sie danken es einem und helfen sogar über persönliche Schicksalsschläge hinweg. Ich hatte hier viele Jahrzehnte eine schöne Zeit.“ Die Mochauer Kinder sehen das ganz genau so und auch deren Eltern, denn viele, die ihren Nachwuchs in die Kita „Am Wichtelwald“ bringen, hat Marlies Reis schließlich selbst groß werden sehen.

1970 begann sie ihre Ausbildung zur Erzieherin in Halle, zwei Jahre später trat sie ihren ersten Job in einem kleinen Kindergarten in Rahnsdorf an. Vor allem ihrer damaligen Kollegin Irmgard Winkler verdankt Reis das Rüstzeug für den Beruf. „Sie war meine Mentorin und wir haben auch heute noch Kontakt“, erzählt sie.

In Mochau wurde sie selbst zur Ratgeberin für viele jüngere Kolleginnen, gab in den Jahren von 1985 bis 2003 ihre Erfahrungen auch als Leiterin der Kita weiter. Heute ist Ines Bölke die Chefin am Wichtelwald. „Sie wird uns auf jeden Fall fehlen mit ihrer Geduld und den tollen Ideen“, klingt Ines Bölke in all der Aufregung beim Familienfest doch etwas nachdenklich. „Aber sie weiß, dass sie jederzeit vorbei kommen kann.“ Das Angebot wird Marlies Reis wohl nicht ausschlagen, ist ihr in all den Jahren die Kita doch zum zweiten Zuhause geworden. „Mein Beruf war auch mein Hobby“, sagt sie.

Ideen von der Märchenstraße

Nun bleibt für anderes mehr Zeit, aber dafür hat Marlies Reis schon einen Plan. Für den Sommer hat sie eine Reise entlang der Märchenstraße geplant. Aus guten Grund, denn die 59-Jährige ist eine der Hauptakteurinnen der Theatergruppe „Wichtelwaldweiber“, die in jedem Jahr ein Märchen aufführt. „Da werde ich Anregungen sammeln“, verspricht sie. Haus und Grundstück in Mochau seien zudem groß genug, damit in der nun startenden Altersteilzeit keine Langeweile aufkommt. Langweilig war auch der letzte Arbeitstag nicht, schon weil es nicht nur von Kindern und Eltern Blumen und gute Wünsche gab. Auch Wittenbergs Bürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) kam mit Blumen und einem Präsent zum Fest.