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Besuch beim Kirchentag Kirchentag Wittenberg: Der heutige Martin Luther wohnt in Thüringen

03.08.2017, 21:10

Dermbach - Prominenter Besuch beim Kirchentag in Wittenberg. Martin Luther persönlich will bei dem Fest vorbeikommen, berichtet die evangelische Kirchenzeitung „Glaube + Heimat“. Bei dem Mann mit dem bekannten Namen handelt es sich um einen 65 Jahre alten evangelischen Christen aus Thüringen. Der historische Martin Luther (1483-1546) löste in Wittenberg vor 500 Jahren mit seinem überlieferten Thesenanschlag die Reformation aus.

Der heutige Martin Luther stammt aus Wuppertal, die Liebe zog ihn nach Thüringen. Hier lebt er seit der politischen Wende. Dass Mitteldeutschland „Lutherland“ ist, nimmt er gelassen hin. „Ich habe mich schon lange daran gewöhnt, dass mein Name vielfältige Reaktionen auslöst.

Negative Erfahrungen habe ich aber nie gemacht. Auch nicht mit Katholiken“«, sagt Luther. Am Telefon reagierten die Menschen oft gar nicht auf die Namensnennung, aber wenn er vor ihnen stehe, dann schon. „Wenn ich zu meiner Bank gehe und da ist ein neuer Mitarbeiter, dem ich mich vorstelle, der staunt dann erstmal“.

Martin Luther: Der Name sagt fast jedem etwas

Mit seinem Namen, sagt er, könnte so gut wie jeder etwas anfangen – ob er nun Christ sei oder nicht. Mit einer Ausnahme: „Ich wollte einmal ein Wochenende in einem Hotel im Harz buchen und rief dort an. Oft sage ich ,Luther‘, Vorname Martin, wie der Reformator. Damit war für mich und das Gegenüber immer alles klar, doch die Dame am anderen Ende fragte: ,Wie schreibt man das? Mit Doppel-T?‘ Da war ich erstmal sprachlos.“

Der eigene Name prägt – ganz besonders, wenn man einen berühmten Namen trägt. Für Martin Luther war er aber auch eine besondere Verpflichtung. Nach der Konfirmation als junger Erwachsener setzte er sich bewusst mit seinem Namensvetter und dem evangelischen Glauben auseinander. Er studierte Schriften und besuchte Orte, an denen der Reformator gewesen war. „Ich denke, wenn ich mich als Martin Luther äußere, dann soll das schon Hand und Fuß haben“, so der 65-Jährige.

Heutiger Martin Luther: Verwandtschaft mit dem Reformator nicht belegt

Ob er mit ihm tatsächlich verwandt ist, diese Frage hat ihn natürlich auch umgetrieben. „Ich habe viel in der Verwandtschaft herumgefragt, um zu ergründen, ob wir tatsächlich verwandt sind.“ Luthers Onkel, der zur NS-Zeit geheiratet hatte, hatte für die Eheschließung einen Ariernachweis erbringen müssen, um sicherzustellen, dass in der Familie in den letzten drei Generationen keine Juden gewesen waren.

Das Interesse an der Ahnenforschung war geweckt, der Onkel forschte darüber hinaus weiter. „Er ist bis 80 Jahre vor der Wirkungszeit Martin Luthers gekommen“, erklärt der jetzige Namensträger. „Dann ist der Faden abgerissen. Wenn aber 80 Jahre fehlen, dann kann man einfach nicht belegen, dass man ein Nachfahre ist“. (mz)