Kirche in Wittenberg Kirche in Wittenberg: Zwei Feste für alle

wittenberg/MZ - Zu Lebzeiten haben Ulrich Zwingli und Martin Luther in ihren Auffassungen nicht zueinander gefunden. Fast 500 Jahre später wollen ihre „Nachkommen“ jedoch an einem Strang ziehen. Martin Breitenfeldt, Beauftragter der Evangelische-Reformierten Kirche für das Reformationsjubiläum in Zürich, schaut vier Wochen seinem Kollegen Michael Wegner, Direktor der Wittenberger Geschäftsstelle „Luther 2017“ der Evangelischen Kirche in Deutschland, über die Schultern, um Ideen für das eigene Reformationsfest zu sammeln und gleichzeitig die Verbindung der Kirchen zu stärken.
Eine Woche war Martin Breitenfeldt bereits in Wittenberg, im Juli folgen drei weitere. Es sei erstaunlich, wie gut im Kernland der Reformation verschiedene staatliche Stellen, Tourismus und Kirche zusammenarbeiten, sagt er. Ein Punkt, den Breitenfeldt als Anregung mit nach Zürich nimmt. Denn an dieser Stelle habe die Schweiz noch Nachholbedarf.
Die Organisation in der Schweiz ist noch am Anfang, bis zum eigenen Jubiläum ist auch noch mehr Zeit. „Wenn das Fest in Wittenberg vorbei ist, geht es bei uns eigentlich erst so richtig los“, sagt der Pfarrer aus der Schweiz, der ursprünglich aus Bremen stammt. Denn die Evangelisch-Reformierte Landeskirche des Kantons Zürich feiert das Reformationsjubiläum erst ab 2019, 500 Jahre nach Ulrich Zwinglis Amtsantritt als Pfarrer am Großmünster in Zürich. Dennoch sollen dieses Jubiläum und „Luther 2017“ keine getrennten Veranstaltungen werden. Dass eine Schweizer Delegation in Wittenberg dabei sein wird, ist selbstverständlich. Darüber hinaus seien weitere Treffen geplant, auch gemeinsame Veranstaltungen.
Das wichtigste ist: „Wir feiern alle zusammen“, so Breitenfeldt. „Ganz bewusst.“ Eine evangelische Kirche wolle man sein, die möglichst alle 800 Millionen Evangelische auf der Welt anspricht. „Wir möchten mit allen feiern, die ihre geistlichen Wurzeln in dieser Stadt haben“, sagt Wegner. Zusammen wolle man schauen, was die formal getrennten Kirchen aus der Tradition lernen können, welche Gemeinsamkeiten vorhanden sind und wie man gemeinsam die Zukunft gestalten und sichern könne.