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Kinder mit Angst vor DDR-Toiletten

Von MICHAEL HÜBNER 15.07.2009, 16:42

GRÄFENHAINICHEN/MZ. - Gräfenhainichens Bürgermeister Harry Rußbült (Linke) und seine Stellvertreterin Petra Helbig schildern viel Schockierendes aus der städtischen Kinderkrippe "Zwergenland": "Die Toiletten sind noch Bestände aus der früheren DDR. Wasch- und Ausgussbecken weisen aufgrund ihres Alters deutliche Schäden im Bereich der Sanitärkeramik (Risse) und Armaturen auf. Die Kinder klemmen sich ständig zwischen den Toilettendeckeln ein, was sehr unangenehm ist und den Kindern Angst macht."

Die Verwaltungsspitze hat aber noch mehr Kritikwürdiges entdeckt. So komme es auf den Fußboden zu "unerträglich niedrigen Oberflächentemperaturen, die für Kleinkinder unzumutbar sind und gesundheitliche Gefahren zur Folge haben können". Diese Statements stehen in den Unterlagen für die Stadträte.

Und die Volksvertreter - das Wort "endlich" fällt in der Runde aber nicht - reagieren. Sie bewilligen für die Krippe eine "außerplanmäßige Ausgabe" von insgesamt 40 520 Euro. 90 Prozent dieser Summe kommt dabei aus einem Programm zur Förderung von unter Dreijährigen. Der Rest - exakt sind es 4 520 Euro - muss die Stadt aber als Eigenanteil aufbringen. Doch auch diese Summe kann in Anbetracht der offensichtlich prekären Finanzsituation nicht mehr aus der berühmten Portokasse bezahlt werden. Mittel dafür müssen umverteilt werden. Dafür, so der Vorschlag aus der Verwaltung, sollen entsprechende Abstriche bei der Ausstattung der Spielplätze gemacht werden. Damit, bekennt Sepp Müller (CDU), habe er aber "ärgste Probleme". Es entwickelt sich eine heftige, kontroverse Debatte. Die Rathaus-Crew steht für ihre alternativlose Finanzierungsidee im Mittelpunkt des Angriffs. "Die Verwaltung hat", sagt dazu Rußbült, "ein großes Herz für Kinder."

Das bestreitet auch Christel Lück (Linke) nicht. "Wir sollten die Polemik herausnehmen", empfiehlt die Fraktionschefin. Eine Idee, wie das Geld anderweitig aufzutreiben ist, wird allerdings weder von den Räten noch von der Verwaltung genannt. So findet die Vorlage schließlich doch die Zustimmung - und zwar einstimmig.

Und so kann jetzt neben der Fußbodendämmung und der bedarfsgerechten Ausstattung der Gruppenräume die Sanierung der Toiletten in Angriff genommen werden. Damit wird der Weg der Steppkes zum Örtchen in Zukunft nicht mehr zum Alptraum.