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Kaufhalle Schillerstrasse in Wittenberg Kaufhalle Schillerstrasse in Wittenberg: Handel im Wandel

Von ILka Hillger 04.08.2014, 12:43
Über den Berg. Größer und schöner soll der Nachfolger des abgerissenen „Edeka“ werden.
Über den Berg. Größer und schöner soll der Nachfolger des abgerissenen „Edeka“ werden. achim kuhn Lizenz

wittenberg/MZ - Ihren 40. Geburtstag sollte sie nicht mehr erleben. Nur ein paar Wochen vorm Jubiläumstag, dem 22. September, gibt es die Jubilarin nicht mehr. Die Kaufhalle in der Schillerstraße ist abgerissen und Geschichte.

Was muss das im Wohngebiet für eine Freude gewesen sein, als im Frühherbst 1974 die HO (Handelsorganisation) den Neubau eröffnete. „Völkerfreundschaft“ hieß das Objekt mit Frühverkauf und den drei stilisierten Käufern in der Leuchtreklame.

Hier gab es alle Waren des täglichen Bedarfs, und als es die HO nicht mehr gab, war es bei „Reichelt“ und bis vor wenigen Wochen bei „Edeka“ ebenso. Und zur Beruhigung der Stammkundschaft: Es wird auch wieder so.

Ersatz in kurzer Zeit

„In ganz kurzer Zeit schaffen wir Ersatz“, verspricht Holger Habedank. Er ist seit 1996 selbständiger Einzelhändler mit Supermärkten in Wittenberg, Zahna, Kemberg und Jüterbog. Den Markt in der Schillerstraße übernahm er mit dem Rückzug von „Reichelt“, das sich damals der Edeka-Gruppe anschloss. Vertraut war ihm die Kaufhalle jedoch schon viel länger, denn Vater Dieter Habedank war als Mitarbeiter bei der Eröffnung 1974 mit dabei. „Dort hatte ich meine Ferienjobs“, erzählt Holger Habedank.

Seiner Stammkundschaft - ein großer Teil sind ältere Menschen aus dem Wohngebiet - verspricht er schon für die Vorweihnachtszeit eine neue Einkaufsstätte. „Eine Sanierung wäre kostenintensiver gewesen als Abriss und Neubau“, erklärt Habedank den Entschluss, zusammen mit seinem Partner Edeka einen rund drei Millionen Euro teuren Neubau in der Schillerstraße zu errichten.

Das soll ein ganz moderner Supermarkt werden, gebaut nach den neuesten Einkaufskonzepten. Für Holger Habedank war es wichtig, dass der Bau ebenerdig und somit gut erreichbar für die ältere Kundschaft ist. 75 Parkplätze – sehr viel mehr als bisher – werden entstehen, der Eingang liegt zur Straßenseite. Auf etwa 1.500 Quadratmetern soll ab Anfang Dezember verkauft werden, die Lagerfläche wird dabei kleiner als bisher. Im Eingangsbereich, so Habedank, werde ein Backshop mit Cafeteria eingerichtet.

„Der ganze Bau wird total ökologisch“

„Unser Vorzug ist die Frische“, sagt der Einzelhändler, der sich aktuell sein Hauptbüro im Zahnaer Markt einrichtet. Dort liegen auf dem großen Beratungstisch auch die Pläne für die Inneneinrichtung des neuen Supermarktes. Traditionell führt demnach der Weg die Kunden zuerst in die Obst- und Gemüseabteilung, es folgt eine große verglaste Kühlstrecke, dann kommt die Fleischereiabteilung mit Imbissangebot. „Der ganze Bau wird total ökologisch“, kündigt Holger Habedank an und nennt als Beispiele Wärmerückgewinnung und moderne Leuchtmittel, denn gerade der Energieverbrauch sei beim Betrieb eines Supermarktes nicht zu unterschätzen. Bei der Planung des Marktes konnte er auf die erprobten Konzepte von Edeka zurückgreifen, hat aber auch freie Entscheidung bei der Gestaltung.

Mit der Eröffnung des Marktes werden wieder rund 30 Mitarbeiter in der Schillerstraße tätig sein und für die Kundschaft hat die Zeit der Umwege ein Ende, wenngleich auf die Einschränkungen durch den Neubau lange vor der Schließung im Juni hingewiesen wurde. Für den Stadtteil gibt es dann einen neuen Supermarkt am alten Standort. Habedank sieht dies auch als Beitrag, um den Stadtteil zu verschönern. „Das ist hier ein kleines Zentrum“, sagt er über die Schillerstraße. Der Markt füge sich ein in das Ensemble aus Gesundheitszentrum, Sporthalle und altengerechtem Wohnen, dessen Gebäude ebenfalls saniert werden. Wenn im Winter dann manche Kunden wieder täglich oder gar öfter in den Markt kommen, wundert das Habedank nicht. „Wir sind auch Treffpunkt“, weiß er. „Jede Kaufhalle hat ihren eigenen Charakter, den lernt man über Jahre kennen und stellt sich darauf ein.“ In der Schillerstraße soll der Charakter bleiben, aber eine neue Hülle erhalten.

Der DDR-Vorgänger: Kaufhalle „Völkerfreundschaft“
Der DDR-Vorgänger: Kaufhalle „Völkerfreundschaft“
privat/habedank Lizenz