1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Kaufhalle in Wörlitz: Kaufhalle in Wörlitz: Stresstest für Supermarkt

Kaufhalle in Wörlitz Kaufhalle in Wörlitz: Stresstest für Supermarkt

Von Andreas Behling und Markus Wagner 12.09.2013, 19:08
Nicht zu übersehen: Modell des neuen Supermarktes an der Erdmannsdorffstraße in Wörlitz. Rechts im Hintergrund ist der Eichenkranz deutlich erkennbar.
Nicht zu übersehen: Modell des neuen Supermarktes an der Erdmannsdorffstraße in Wörlitz. Rechts im Hintergrund ist der Eichenkranz deutlich erkennbar. Modell/Büro Brenner Lizenz

WÖRLITZ/MZ - Erleichterung macht sich im Raum breit, als ein Modell des neuen Supermarkts an die Wand geworfen wird. „Das sieht gut aus! Sehr ansprechend! Das passt!“ Das Urteil im Wörlitzer Publikum über die Pläne für die Kaufhalle an der Erdmannsdorffstraße ist eindeutig. Am Ende erntet Reinwald Bechler, der von der Edeka-Gruppe bereits Ende 2011 beauftragt wurde, das Projekt auf dem einstigen Schulgarten zu entwickeln, sogar kräftigen Applaus.

Die Begeisterung kommt nicht von ungefähr. In Wörlitz sind die Rufe nach einem Supermarkt laut. Sogar demonstriert hat man schon für den Bau an dieser Stelle. Denn die ist einerseits - zumindest für den Investor und die Stadtverwaltung und einige Bürger - alternativlos. Andererseits sorgen sich Denkmalamt und Kulturstiftung um die ästhetische Wirkung einer Einkaufshalle in Blickachse zum „Eichenkranz“ und im Weltkulturerbe.

"Abweichung von den Standardmärkten"

Die Bedenken sollen mit diesem Entwurf ausgeräumt werden. Klaus-Dieter Brenner, Architekt aus Pulspforde (Zerbst), hatte vor Gästen und Ortschaftsrat die modifizierte Gestaltung erläutert. Auffallendstes Element: Die zur Straße gen „Eichenkranz“ zeigende Längsfassade ist durch schmale Pfeiler in fünf Flächen gegliedert. In den Segmenten soll vor allem die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz für das Weltkulturerbe Gartenreich werben können.

„Es bleibt ein Supermarkt“, kommentiert der Oranienbaum-Wörlitzer Bürgermeister Uwe Zimmermann (Linke) die Entwürfe. Allerdings räumt er dem Entwurf durchaus Chancen ein. „Es ist ja schon eine Abweichung von den Standardmärkten“, sagt Zimmermann. Und wie die Fassade zur Straße, die er als „etwas bunt“ empfindet, am Ende gestaltet wird, sei ja noch offen. Welche optische Wirkung die fünf Sektoren konkret erzielen werden, weiß in der Tat niemand. Es gibt die Idee, Bauhaus Dessau und Burg Giebichenstein in die Gestaltung einzubeziehen. Denkbar scheinen Fotos oder plastische Reliefs. „Das haben wir mit der Landeskonservatorin Ulrike Wendland so besprochen“, sagt Bechler.

Die allein wird aber nicht das letzte Wort haben. Zum einen hieß es am Donnerstag aus dem Kultusministerium des Landes, dass die Prüfung von Alternativstandorten „noch nicht abgeschlossen“ sei. Zum anderen werde das Land die Pläne für die Erdmannsdorffstraße der Unesco vorlegen müssen. Am 25. September werde ein Vertreter des Internationalen Rates für Denkmalpflege (Icomos) nach Wörlitz kommen und sich zum geplanten Vorhaben äußern.

"Es wird teurer"

Wohl auch zu den zwei unterschiedlich hohen, ineinander verschachtelten Pultdächern, die den Supermarkt krönen würden. Ein wie von Bürgermeister Zimmermann vorgeschlagenes Walmdach wird es aus technischen Gründen wohl nicht geben. Der Supermarkt braucht eine selbsttragende Dachkonstruktion. Billiger wird das auch nicht: Die im Zuge „vieler Gespräche“ herbeigeführten Änderungen zur Norm seien „nicht zum Nulltarif“ zu bekommen. „Es wird teurer. Und da reden wir nicht über 1,50 Euro“, sagt Reinwald Bechler, der einen anderen Wissensstand als das Ministerium hat. Ihm zufolge ist die Suche nach einem alternativen Standort „endgültig abgeschlossen“.

Wenn man dem Kultusministerium glauben will, wird es auch nichts mit seinem Zeitplan. „Ende September“, hatte Bechler gehofft, werde sich das Wittenberger Bauordnungsamt abschließend mit den überarbeiteten Unterlagen befasst haben. Mal sehen, was Icomos dazu sagt.