"Katharina von Bora" wird sesshaft "Katharina von Bora" wird sesshaft: Rollen-Wechsel für Katja Köhler

Wittenberg - Katja Köhler hat jetzt ein Büro. Die Katharina-von-Bora-Darstellerin und Stadtführerin, die beide Rollen mit Liebe und Leidenschaft ausfüllt und quasi zum Stadtbild gehört, wird nun nicht mehr so oft im Gewand in der Altstadt zu sehen sein. Dafür mehr in den Häusern, die zur Stiftung Luthergedenkstätten gehören.
Die Wittenbergerin ist die neue oberste Museumspädagogin, oder um es korrekt zu sagen: Leiterin des Teams für kulturelle Bildung an den Standorten der Stiftung, also auch in Eisleben und Mansfeld.
Dort kümmert sie sich letztlich um das, was sie auch vorher schon tat: die möglichst lebendige Vermittlung von Geschichte, von Prozessen und Personen der Reformationszeit. Nur ist die Arbeit deutlich komplexer: Es geht um Organisation und das Managen des laufenden Betriebs, um Mitarbeiterführung und das Entwickeln neuer Ideen, letztlich auch um das Einfügen in die Abläufe einer breit aufgestellten Stiftung.
Vorher war Katja Köhler jahrelang selbstständig, mit allen Vor- und Nachteilen. Dass sie sich beworben hat um den Posten, sieht sie nicht zuletzt als eine Weiterentwicklung. Beste Voraussetzungen bringt sie schließlich mit - auch deshalb, weil sie schon Führungen für Kinder entwickelt und den Kinderstadtführer „Unterwegs mit Hänschen Luther“ geschrieben hat.
Ein bisschen erfüllt sich die aus Kemberg stammende Mutter dreier Kinder zudem einen Traum. Eigentlich nämlich wollte sie immer Grundschullehrerin werden, damals ist ihr abgeraten worden, wegen mangelnder Perspektiven. Wie die Zeiten sich ändern. Katja Köhler hat dann Tourismuswirtschaft studiert, zum Programm gehörte Erlebnispädagogik.
Die neue Leiterin des Teams für kulturelle Bildung kann also auf einen großen Fundus an Wissen und Erfahrungen zurückgreifen. Zunächst aber muss sie kennenlernen, was bislang die Arbeit der Museumspädagogen der Stiftung ausmachte - nächste Woche fährt die junge Frau nach Eisleben und Mansfeld. Es existiert längst ein ausdifferenziertes Programm - für verschiedene Altersstufen.
Tischsitten zur Reformationszeit gehören dazu oder Kinderspiele des 16. Jahrhunderts, die jungen Interessenten können Schmuck herstellen unter Anleitung oder ein Freundschaftsbuch anfertigen mit Feder und Tinte und eigenem Wappen. Für Ältere gibt es „Luther in Warhol Manier“ oder die Möglichkeit, eine aktuelle „10-Gebote-Tafel“ zu entwerfen.
Sie können Flugblätter drucken oder sich mit der Herstellung mittelalterlicher Farben beschäftigen. Beliebt ist nicht zuletzt Tölpels Geburtstagsparty.
Katja Köhler hat sich unter anderem vorgenommen, neue Zielgruppen zu erschließen. Museumspädagogik muss sich nicht nur an Kinder oder Jugendliche richten. Sie kann sich als Publikum etwa auch Senioren vorstellen und Familien natürlich.
Kooperationen mit Kreisvolkshochschule oder Arbeiterwohlfahrt schweben ihr vor und Formate wie „Nach der Arbeit ins Museum“ oder „Malen im Museum“ oder Fotoworkshops. Nicht zuletzt die Wittenberger will sie locken, ihre Museen ein bisschen anders zu entdecken.
Ganz verzichten freilich möchte Katja Köhler bei all der neuen Arbeit nicht auf das, was ihr jahrelang viel Freude bereitete: Gäste durch die Stadt zu führen und das Gewand der Katharina von Bora überzustreifen. „In kleinem Rahmen“ wird sie das weiterhin tun. Nur bei „Luthers Hochzeit“ die Katharina zu geben, das eher nicht mehr: „Es ist toll, aber auch sehr, sehr anstrengend.“ (mz)