Karneval Kropstädt Karneval Kropstädt: Auftakt mit sportlicher Note

Kropstädt - Ein wenig waren sie wohl selbst über ihren Mut überrascht, die neuen Regenten des Kropstädter Karnevals. Denn sie sind zwar seit Jahren aktiv beim Umzug dabei, aber selbst einmal Prinz und Prinzessin zu sein war für Olaf und Denise Grabo immer ein Stück weit entfernt davon, Realität zu werden.
Bis Sonnabend, da wurden die beiden Kropstädter beim Karnevalsauftakt im beheizten Festzelt offiziell als Olaf II. und Denise I. gekrönt. Ihnen zur Seite stehen als Kinderprinzenpaar Michel I. und Laura I. Mit einem dreifachen „Kro-Lie Helau“ wurde die Amtseinführung besiegelt, nachdem ihre Vorgänger Matthias II. und Juliane I. Mütze und Diadem hatten hergeben müssen. Da kennt die Prinzengarde keine Gnade.
Wer das Zepter abgibt, muss auch alle anderen Insignien den Nachfolgern überlassen. Die entthronten Monarchen nahmen es gelassen. Ein Jahr solch ein Narrenvolk zu regieren, das reicht ja eigentlich. Die neuen Regenten müssen sich nun neuen Disziplinen widmen, denn das Motto des Nach-Jubiläums-Jahres lautet: „Gesang, Tanz, Stimmung 61 Jahre - auf geht’s zur Kropstädter Narrenolympiade“.
Einen „fröhlich-sportlichen Start“ hatte Heiko Böhme, seines Zeichens Präsident der Kropstädter Karnevalisten, für die 61. Session versprochen. Und zumindest einer musste zeigen, was er an körperlichem Geschick so drauf hat.
Ortsbürgermeister Enrico Schulze legte für die obligatorische Schlüsselübergabe die Narrenkappe ab und machte sich mit Schlüssel und Kasse auf zum neuen Prinzenpaar. Nicht mit olympischer Fackel, nein, das ließ der Feuerwehrchef in ihm aus Brandschutzgründen im Zelt nicht zu. Das Feuer bestand lediglich aus Feuerwasser.
Zielwasser hätte es Enrico Schulze besser nennen sollen, denn schon nahte die erste Disziplin. Dem Ortsbürgermeister wurde ein weißes Gewand übergestreift, und mit einem Kinderbogen samt Pfeilen (mit Gummipfropfen) durfte er als angeblich antiker Sportler auf einen der olympischen Ringe schießen. Bloß gut, dass niemandem aufgefallen war, dass antike Sportler nackt zum Wettkampf antraten.
Schulze selbst erzählte später, er habe das zwar gelesen, verständlicherweise aber niemanden auf eine solche Korrektur aufmerksam machen wollen. Vielleicht wollten ihm die Karnevalisten dies auch nicht antun. Sei’s drum, seine Leistung als erster Bogenschütze wurde von der Prinzessin mit einem goldenen Lorbeerkranz bedacht.
Was die Kropstädter sonst an neuen Disziplinen bis Ende Februar kreieren, davon lässt sich Präsident Heiko Böhme überraschen. Zuerst einmal wurde zünftig getanzt und der Schlachtruf geübt. Mit Funken- und Showtänzen brachten die Mädels (und zwei Jungen) das Publikum ordentlich in Schunkellaune, allen voran zeigte Funkenmariechen Celine Winkler, dass Tanzen zu ihrem Leben gehört.
Seit fünf Jahren ist sie Solistin. Mit sechs Jahren habe sie bei den Funkelsternchen angefangen, erzählte die jetzt 17-Jährige, die in Berlin eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten absolviert. Die Pause zwischen den Sessionen ist für sie besonders kurz. „Nur einen Monat, dann fangen wir schon wieder mit der Musikauswahl an“, erklärte sie. Ihre Trainerinnen Steffi und Henriette Andexer betreuen sie vor allem an den Wochenenden.
Tanzen lernen mussten Olaf und Denise Grabo für ihren ersten Auftritt nicht, nur ein bisschen Auffrischung für den Schneewalzer sei nötig gewesen, verrieten sie. Seit 30 Jahren halten sie dem Kropstädter Karneval die Treue, auch wenn sie keine Mitglieder sind. „Mein Vater war 1964/65 der Prinz und meine Schwester einmal die Kinderprinzessin“, so Denise Grabo. „Ich bin da reingewachsen.“ Sie (48 Jahre alt) arbeitet als Angestellte, er (52) ist Stahlbauschlosser.
Bis Februar, dem Höhepunkt der närrischen Zeit, sind sie im Amt. Bis dahin dürften auch die restlichen Teile der Funken-Kostüme in Kropstädt eingetroffen sein. Sechs Tage haben der Post nicht zur Lieferung von Altenburg aus gereicht. (mz)
