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Kameraden in Wittenberg West Kameraden in Wittenberg West: Erschöpfte Geduld bei der Feuerwehr

Von Karina Blüthgen 13.01.2015, 10:32
Neben dem Fahrzeug steht in Wittenberg West der Spind.
Neben dem Fahrzeug steht in Wittenberg West der Spind. Achim Kuhn Lizenz

Wittenberg - „Für mich war es ein Jahr der vielen Versprechungen und des Wartens“, sagt Michael Mohr. Und er fragt: „Kann ich meiner Fürsorgepflicht weiter gerecht werden?“ Wer den Chef der Freiwilligen Feuerwehr Wittenberg West kennt, weiß trotz des ruhigen Tones: Aus dem Mann spricht Verärgerung. Zehn Jahre haben sich die Kameraden vertrösten lassen, alle Anfragen auf notwendige Instandsetzungen an ihrem Gerätehaus wurden mit dem Hinweis auf den möglichen Neubau einer neuen Feuerwehr-Hauptwache in der Nähe beantwortet. Dort wäre auch ein neues Domizil für die freiwilligen Kräfte entstanden. Im Dezember fasste der Wittenberger Stadtrat den Beschluss, das Angebot von SKW anzunehmen.

Mit 68 Alarmierungen hat die Freiwillige Feuerwehr Wittenberg West ein normales Jahr erlebt; 2013 waren es zwei Einsätze weniger gewesen. 2014 ertönten die Pieper zu 30 Bränden, 32 Mal hatten automatische Brandmeldeanlagen Alarm gegeben. Dazu kamen fünf technische Hilfeleistungen (vom umgestürzten Baum bis zum Verkehrsunfall) und eine Einsatzübung.

Zwei Einsätze, so Wehrleiter Michael Mohr, waren bemerkenswert. Zum einen hatte im Januar in einer Wohnung ein Ölofen gebrannt und einen Großeinsatz von Rettungskräften ausgelöst. Zum anderen hatte im Sommer eine Gewitterfront in Apollensdorf für eine Überschwemmung gesorgt. In der Feuerwehr Wittenberg West gibt es 29 aktive Kameraden, vier weitere werden von der Jugendwehr übernommen.

Gibt es eine Perspektive?

Und nun steht bei der Jahreshauptversammlung, zu der in diesem Jahr besonders viele Mitglieder gekommen sind, vor allem eine Frage im Raum: Gibt es eine Perspektive? Und wenn ja, wie sieht sie aus? Denn so, wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben. Das Haus ist ein umgebautes Heizhaus, entstanden 1967 bis 1968. Was man ihm auch ansieht. Die Kameraden ziehen sich immer noch in der Fahrzeughalle um und stehen im Dieseldunst, weil es keine Absauganlage gibt. Fahrzeughalle und Tore sind für die Technik viel zu klein, die Sanitärräume ebenso. Eine Gefahr, so der Sicherheitsbeauftragte der Wehr Stefan Langrock, sind vor allem kreuzende Verkehrswege (von Personen und Fahrzeugen) bei Alarmierung. Und das bei einer Feuerwehr, die im vorigen Jahr 68 Mal ausrückte. Was in der Bilanz ein normales Jahr ist.

Es sei für ihn schwierig, einen Spagat zu finden zwischen Gesetzen, Vorschriften, realem Leben und Haushaltslage, zeigt Michael Mohr, dass es mit seiner Geduld ziemlich dem Ende zu geht. Ab 2016 werde sich in der Zusammenarbeit zwischen Hauptwache und SKW-Werksfeuerwehr zeigen, welche Auswirkungen dies auf die Freiwilligen habe. Hinschmeißen werde den Job allerdings niemand. Alle Augen sind aufs Podium gerichtet, dort sitzen Bürgermeister Torsten Zugehör (parteilos), CDU-Stadtrat Frank Scheurell, Fachbereichsleiter Gerd Geier und Stadtwehrleiter Peter Krause. Es ist Scheurell, der den Stand der Dinge feststellt: „Wir wissen alle, dass hier Unzulänglichkeiten bestehen und Mängel nur durch viel Engagement wettgemacht werden.“ Allerdings sei die Entscheidung zur Hauptwache erst jetzt endgültig, „und es gibt keinen Zauberplan B, der sagt, dort entsteht die neue Wache Wittenberg West“. Keiner könne sagen, wann wo gebaut oder umgebaut werde. Bis es eine Lösung gibt, bitte er alle, dass die Wehr weiter zuverlässig funktioniert wie bisher.

Absolutes Stillschweigen

Während der Verhandlungen habe sich SKW absolutes Stillschweigen ausbedungen, sagt der Bürgermeister. Der Beschluss im Stadtrat sei wirklich der erste Schritt in die Öffentlichkeit gewesen. „Jetzt werden wir die Aufgabenstellung erarbeiten, den DIN-gerechten Platzbedarf und alles andere. Es wird eine Kostenschätzung geben und dann die Überlegungen, ob ein Neubau oder die Realisierung in Bauabschnitten erfolgt“, zählt Zugehör auf. Danach müsse der Stadtrat entscheiden. Auf die Frage, wo ein Neubau entstehen könnte, warnt Zugehör vor allzu voreiligen Schlüssen. „Es kann auch ein Umbau oder Teilabriss werden. Der Vorteil des Geländes hier ist, dass es der Stadt gehört. Und es wäre groß genug.“ Vor allem sei der Standort etabliert. (mz)

Beim Rausfahren wird es eng.
Beim Rausfahren wird es eng.
Achim Kuhn Lizenz