Jungunternehmer Jungunternehmer: Umsatz in einem Jahr der weltweiten Krise verdoppelt
LINDA/STOLZENHAIN/MZ. - Sein damaliger Chef Rudolf Preuß, der sich eigentlich schon in die Rente verabschiedet hatte, ist heute sein Mentor und Mitgeschäftsführer.
Schon während der Ausbildung zum Industriemechaniker wurde der erfolgreiche Unternehmer auf Marcell Geyer aufmerksam. Vor allem seine Zielstrebigkeit beeindruckte. Und so setzte er den Lindaer schon während seiner Lehre als Schichtleiter ein. Nach einer weiteren Qualifizierung (3-D-Konstruktionen) wurde er Abteilungsleiter in der Drehtechnik. "Einen solchen Mann darf man nicht aus dem Auge verlieren", sagte sich Rudolf Preuß.
Vor zwei Jahren war der Entschluss, sich auf eigene Beine zu stellen, gereift. Dem Lindaer und seinem Mentor war klar: Der Markt mit Dreh- und Frästechnik ist hart umkämpft. Vor allem aus dem asiatischen Raum kommt die Konkurrenz. Hier kann sich nur durchsetzen, wer eine gute Qualität sowie eine hohe Genauigkeit, zum Beispiel für Medizintechnik, bietet und in der Lage ist, Nischenprodukte herzustellen. Verschiedenes wurde versucht und wieder verworfen, zum Beispiel die Produktion von Teilen für die Autoindustrie. Dann gelang der Volltreffer: Baugruppen für Schrägseilbrücken. Diese anspruchsvollen Teile zu fertigen, sind weltweit nur wenige Hersteller in der Lage.
Wie das genau geschieht, davon konnten sich Stolzenhainer und Lindaer beim Tag der offenen Tür überzeugen. Mit verständlichem Stolz erläuterte Marcell Geyer, was alles geschaffen wurde. Eine der modernsten CNC-Maschinen steht im Betrieb. Auf ihr können mehrere Teile gleichzeitig bearbeitet werden, gezeigt wird es mit vier. Wie von Gespensterhand geführt werden die Löcher exakt gebohrt. Die Technik, so erzählte Marcell Geyer, ist die eine Seite, deren Bedienung die andere. Gut ausgebildetes Fachpersonal ist dazu vonnöten. Und das findet man nicht so leicht. Deshalb wurde selbst mit der Ausbildung begonnen. Heute kommen zu den derzeit 15 Mitarbeitern sechs Lehrlinge (fünf Zerspanungsmechaniker und eine Industrie- und Bürokauffrau). Der Geschäftsführer würde es gern sehen, wenn alle nach erfolgreichem Abschluss im Unternehmen bleiben. Übrigens ist nicht nur Marcell Geyer jung, auch die Belegschaft - sie hat ein Durchschnittsalter von 30 Jahren.
Gerade in Zeiten der wirtschaftlichen Rezension eine solche Investition zu tätigen, ist in den Augen des Lindaers kein unüberschaubares Risiko, sondern eher eine echte Chance. "Für uns kann es nur aufwärts gehen, uns ging es ja nie besser." Das habe sein Unternehmen stark gemacht. Und der Erfolg gibt ihm Recht. Immerhin gelang es im Vergleich zum Vorjahr, den Umsatz zu verdoppeln.
Und es wurde auch schon die nächste Investition auf den Weg gebracht. Langsam platzt die Halle aus allen Nähten, was liegt da näher als ein Anbau. Dieser soll dann nicht nur als Lager genutzt werden. Er soll ebenso die Stolzenhainer vor Lärm, der beim Be- und Entladen sowie bei der Bestückung der Bandsägerollenbahnen entsteht, schützen. Auf die Dachfläche kommt eine Photovoltaikanlage. Mit dieser kann die Firma notfalls eine eigene Energieversorgung absichern. "Gleichzeitig wollen wir unseren hohen Stromverbrauch umweltneutral kompensieren", erläuterte Rudolf Preuß einen weiteren Beweggrund. Für die beiden Geschäftsführer versteht es sich von selbst, dass sie Halle und Stromerzeugungsanlage von regionalen Anbietern fertigen und montieren lassen.
Kooperiert wird aber auch ansonsten mit Unternehmen in der Nähe, zum Beispiel mit dem Blech- und Technologiezentrum Linda, Metallbau Hilse sowie dem Metallbau- und Agriservice.