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Junge Leute renovieren von Senioren genutzte Räume

Von MARCEL DUCLAUD 04.11.2008, 19:23

WITTENBERG/MZ. - Seit Anfang der 90er Jahre, seit die Selbsthilfegruppe "Spätlese" ihr Domizil in dem Gebäude auf dem Gelände der Kindertagesstätte bezog, ist dort in Sachen Instandhaltung nichts mehr geschehen.

Jetzt dafür geht alles rasch. In der vorigen Woche begannen die Arbeiten, wurde Tapete von den Wänden geholt, nächsten Mittwoch ist schon wieder eine Veranstaltung geplant. Eine Wittenberger Ärztin wird gegenüber den "Spätlese"-Mitgliedern - allesamt Frauen im Alter zwischen 63 und 96 Jahren - über Rheuma und Osteoporose sprechen. Im neu tapezierten und gemalerten Raum.

Die Renovierung ist insofern eine kleine Besonderheit, weil sie unter dem Motto "jung hilft alt" firmiert. Claudia Fiedler von der Kontaktstelle der Selbsthilfegruppen hat die Aktion eingefädelt. Sie fragte beim Internationalen Bund nach, der sagte einige Auszubildende aus dem Bereich Bau- und Metallmaler zu. Geholfen ist damit verschiedenen Seiten. Die Stadt als Eigentümerin des Hauses spart, sie finanziert im wesentlichen Sachkosten. Die Nutzer, zu denen neben den Senioren auch Förderverein Kleinwittenberg und Sudetendeutsche zählen, verfügen über auf Vordermann gebrachte Räume. Und: "Es ist ein schönes Objekt zum Lernen, weil es die gesamte Bandbreite umfasst", erklärt Lehrausbilder Reinhard Maaz.

Nicht zuletzt handele es sich um eine Arbeit, die Bestand hat, freuen sich Jana Junger und Steven Schulze, zwei der Auszubildenden: "Wir finden prima, was zu machen, damit sich alte Leute wohl fühlen können", sagen sie. Sie kümmern sich natürlich nicht allein um die Wände, sondern auch um Türen und Fensterläden, im Frühjahr soll das Zauntor aufgearbeitet werden. Im Boot sind zudem Förderverein und Strukturförderungsgesellschaft, die das Außengelände ansehnlich gestalten.

Wenn alles halbwegs fertig ist, soll eine Dankeschön-Veranstaltung stattfinden, kündigt "Spätlese"-Chefin Gertrud Felix an, die am Dienstag mit Kuchen im Gepäck im Häuschen erschien. Sie freut sich schon auf die Gesichter ihrer "alten Herrschaften", wenn sie die frisch gemalerten Räume in Augenschein nehmen können. Der Treff, weiß die 70-Jährige, ist von großer Bedeutung für die Seniorinnen, von denen einige ein bisschen traurig waren, weil wegen der Renovierungsarbeiten zwei Gesprächsrunden ausfallen mussten. Die gegenwärtig 34 Mitglieder stammen überwiegend aus Kleinwittenberg, aber nicht nur. Frauen aus Piesteritz und Wittenberg West fühlen sich ebenfalls wohl bei "Spätlese". Und sogar eine Frau aus Elster, die ist gekommen, weil ihr der Name so gut gefiel - und dabei geblieben.

Ein Schwatz bei Kaffee und Kuchen ist wichtig, Anregung ebenso. Deshalb ist das "Spätlese"-Programm nach den Worten von Gertrud Felix vielfältig. Es umfasst Gymnastik in der benachbarten Turnhalle ebenso wie Gedächtnistraining, Vorträge, Buch-Lesungen, Halbtagesfahrten, Spielnachmittage oder thematische Gesprächsrunden. Frau Felix: "Da reden wir schon mal über den Sinn des Schenkens oder lassen uns über Patientenverfügung informieren."