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Jubiläum der Kita Zwergenland Jubiläum der Kita Zwergenland: Ein Leben für die Kinder

Von Alexander Baumbach 15.07.2015, 17:43
Mit fast 92 Jahren blickt Rosemarie Kruppe auf ihr Leben als Kindergärtnerin während des Zweiten Weltkrieges und in der DDR zurück. Rund ein Vierteljahrhundert hat die heute noch agile Rentnerin, die selbst kinderlos blieb, im Kindergarten in Zörnigall gearbeitet und die Entwicklung des Hauses als Leiterin entscheidend geprägt. 1939 hat sie als 15-Jährige dort angefangen.
Mit fast 92 Jahren blickt Rosemarie Kruppe auf ihr Leben als Kindergärtnerin während des Zweiten Weltkrieges und in der DDR zurück. Rund ein Vierteljahrhundert hat die heute noch agile Rentnerin, die selbst kinderlos blieb, im Kindergarten in Zörnigall gearbeitet und die Entwicklung des Hauses als Leiterin entscheidend geprägt. 1939 hat sie als 15-Jährige dort angefangen. Baumbach Lizenz

Zörnigall - Rosemarie Kruppe ist ein Original. In ihrem blauen, geblümten Kleid sitzt sie auf dem Sofa ihres Hauses in Zörnigall und blättert in der Chronik des Kindergartens. Die 91-Jährige, die locker 20 Jahre jünger wirkt, war selbst jahrzehntelang Teil desselben. 1936 kam sie mit ihren Eltern von Bad Schmiedeberg in die Siedlung, da war sie gerade 13 Jahre alt. Drei Jahre später fing sie selbst im Kindergarten an.

Von 1939 bis 1983

„Das war im August ’39. Ich war drei Wochen in Zörnigall, noch keine 16 Jahre alt und sollte danach von der NS-Volkswohlfahrt nach Abtsdorf geschickt werden. An ein Kind erinnere ich mich noch sehr gut - das kleine Marthchen, die hat bitterlich geweint und wollte nicht rein“, erzählt Rosemarie Kruppe, die damals noch das Fräulein Löffler war, als wäre es gestern gewesen. „Die Kinder wurden liebevoll erzogen, es war aber kein so fester Plan wie zu DDR-Zeiten. Man hat sich mit den Kindern beschäftigt, aber eher von heute auf morgen gedacht“, erklärt sie.

Während des Krieges folgten kurze Gastspiele in den Erntekindergärten in Selbitz und Leetza. Ausstattung gab es weder personell noch materiell. „Wir hatten drei Tische mit je acht Kindern. Nach Feierabend habe ich dann saubergemacht - das gehörte dazu“, erklärt sie. Das Kriegsende erlebte sie in Zörnigall - mit ihrer jüngeren Schwester vor den Russen versteckt auf dem Spitzboden des Elternhauses. Über Wittenberg und Abtsdorf führte dann Mitte der 50er Jahre der berufliche Weg zurück nach Zörnigall. „Ich wollte Gruppenleiterin werden - aber nach meiner Ankunft ging die Leiterin weg und dann musste ich 1961 übernehmen“, erzählt sie. Aus dem Provisorium wurden mehr als 25 Jahre.

Bis 1983 arbeitete Rosemarie Kruppe in der Kita, bevor sie in Rente ging. „Mit 55 wird man schon langsamer. Ich hatte die jüngste Gruppe und die Leitung, das Bücken wurde immer schwerer. Ich war froh, als ich mit 60 aufhören konnte“, erzählt sie. Dennoch schwärmt sie heute noch vom kleinen Planschbecken im Garten und den Kinderbettchen für den Mittagsschlaf auf dem Balkon des Anbaus. Immer wieder gibt sie Anekdoten zum Besten. „Wir haben 1964 die Toilettenanlage mit den Spülklosetts selbst gebaut - neben der Arbeit. Das ging ja auch gar nicht anders.“

Alles richtig gemacht

Würde sie etwas anders machen, wenn sie noch einmal von vorn beginnen könnte? „Nein. Ich wurde überall aufgenommen wie in eine große Familie. Man war ja auch aufeinander angewiesen. Die Harmonie spielt in dem Beruf eine große Rolle“, erklärt sie ohne eine Sekunde zu zögern. Ihre Mutter, die selbst Gouvernante bei „feinen Leuten“ war, sei erst skeptisch gewesen. „Sie fragte mich, ob ich wirklich zu den Rotznasen gehen will. Ich habe gesagt, dass ich die dann eben putze“, erzählt sie. „Na wenn du das kannst, dann kannst du da auch hingehen“, habe ihre Mutter gesagt.

Für ihre jüngeren Kolleginnen und Kollegen hat sie einen Rat: „Man muss Liebe zu Kindern haben, das ist das Wichtigste - die sollen Freude daran haben, dass sie Kinder um sich haben. Das ist das Schönste auf der Welt“, sagt die Frau, die selbst kinderlos geblieben ist. Zu vielen „ihrer“ Kinder pflegt sie bis heute Kontakt. „Kinder sind doch alle gleich liebenswert - egal ob in den 40er oder 80er Jahren oder heute - die sind immer artig“, erzählt sie.

„Einen ehemaligen Zögling habe ich im Arsenal an der Eisdiele getroffen, der hat sein weinendes Kind auf dem Arm getröstet - da bin ich hin und habe mich gefreut, dass aus dem Thomas so ein lieber Vati geworden ist“, berichtet sie. (mz)

Mit fast 92 Jahren blickt Rosemarie Kruppe auf ihr Leben als Kindergärtnerin während des Zweiten Weltkrieges und in der DDR zurück. Rund ein Vierteljahrhundert hat die heute noch agile Rentnerin, die selbst kinderlos blieb, im Kindergarten in Zörnigall gearbeitet und die Entwicklung des Hauses als Leiterin entscheidend geprägt. 1939 hat sie als 15-Jährige dort angefangen.
Mit fast 92 Jahren blickt Rosemarie Kruppe auf ihr Leben als Kindergärtnerin während des Zweiten Weltkrieges und in der DDR zurück. Rund ein Vierteljahrhundert hat die heute noch agile Rentnerin, die selbst kinderlos blieb, im Kindergarten in Zörnigall gearbeitet und die Entwicklung des Hauses als Leiterin entscheidend geprägt. 1939 hat sie als 15-Jährige dort angefangen.
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Trösten gehört zum Beruf - wie hier Brigitte Winkler im Erntekindergarten in Selbitz 1941.
Trösten gehört zum Beruf - wie hier Brigitte Winkler im Erntekindergarten in Selbitz 1941.
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