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Jessen Jessen: Invasion der Hunde- und Katzenflöhe

Von H.-Dieter Kunze 29.10.2014, 10:22
Bereits seit Juli gibt es eine regelrechte Invasion der Hunde- und Katzenflöhe.
Bereits seit Juli gibt es eine regelrechte Invasion der Hunde- und Katzenflöhe. imago stock&people/Archiv Lizenz

Jessen - „An solch eine Flohplage bei Hunden und Katzen kann ich mich nicht erinnern. Es ist ganz, ganz furchtbar.“ So beschreibt Beate Pfützner-Bechler, Tierärztin in Schweinitz, kurz und knapp die derzeitige Situation. Besitzer von Hunden kämen häufiger als sonst in ihre Praxis. Weil sich ihre Tiere unentwegt kratzen, beißen und dabei sogar besonders betroffene Stellen im Fell förmlich herausreißen. „Mittel gegen Flöhe gibt es viele. Seien es Sprays, Shampoos, Pillen, Spritzen, Tropfen oder so genannte Flohhalsbänder. Die sind zwar unterschiedlich wirkungsvoll und mehr oder weniger preisintensiv.

Der Aufwand verpufft allerdings, wenn die Umgebung der Tiere nicht mit behandelt wird. Das betrifft vor allem die Haus- und Schoßhündchen“, weiß Beate Pfützner-Bechler aus langjähriger Erfahrung. Gerade auf diesem Gebiet sei die Uninformiertheit der Tierfreunde ziemlich hoch. Zwar sind die Hunde und Katzen die Flöhe unter Umständen los, aber nur für kurze Zeit. Denn die Eier der Blutsauger, auch Nissen genannt, können - aus dem Fell gefallen und auf Teppichböden, in Sitzbezügen, in Kissen und Decken weich gelandet - lange „Blutdurst-Strecken“ überdauern. Bis die Vierbeiner sie wieder aufhaschen, dann beginnt das Spiel von neuem.

Der Hundefloh (Ctenocephalides canis) ist ein Insekt, das sich parasitär in seinem Wirt einnistet. Menschen werden von ihm laut Wikipedia eher selten befallen. Auch bei der Übertragung von Krankheiten spielt der zwei bis vier Millimeter lange Winzling (männliche Flöhe sind meist einen Millimeter kleiner) kaum eine Rolle. Der Floh hat einen Schutzpanzer aus Chitin.

Er entwickelt sich optimal bei Temperaturen um 25 Grad Celsius und bei einer relativen Luftfeuchte von 80 Prozent. Ein Hundefloh kann bis zu 50 Zentimeter weit und 25 Zentimeter hoch springen - mit Hund etwas weiter.  (hdk)

Und auch Hundeflöhe sind wenig wählerisch, wenn sie lange Zeit kein Blut gesaugt haben. „Dann suchen sie sich gnadenlos auch Zweibeiner als Fremdwirt aus“, erklärt die Schweinitzer Tierärztin.

Undine Steinborn aus Seyda bestätigt, was ihre Berufskollegin sagt: „Wir kämpfen schon seit Juli gegen die Invasion der Hunde- und Katzenflöhe. Ein Allheilmittel dagegen gibt es nicht.“ Selbst ein Medikament könne von Tier zu Tier unterschiedliche Wirkungen haben. Von Flohhalsbändern halte sie nicht viel. Barbara Ziegler hat ihre Tierarztpraxis in Annaburg.

„Das Flohproblem ist ganz aktuell. Angesichts der gegenwärtigen Plage geraten manche Tierhalter schon fast in Panik“, äußert sie verständnisvoll. Thomas Moeller, Amtstierarzt des Kreises Wittenberg, kann die Erfahrungen seiner Fachkolleginnen und –kollegen weder bestätigen noch dementieren: „Eine so genannte Flohinvasion ist im Gegensatz zu gefährlichen, grassierenden Tierseuchen beim Veterinäramt nicht meldepflichtig.“

Auch Hans-Jürgen Wolf, Betreiber der gleichnamigen Hundeschule in Gerbis, sieht die Sache eher gelassen: „Bei meinen Tieren gibt es keine nennenswerte Steigerung des Flohbefalls.“

Anti-Flohmittel gibt es sowohl beim Tierarzt als auch in Fachgeschäften und Apotheken. Bei „Siggis Futterkiste“ in Jessen ist die Nachfrage nach solchen Produkten seit Juli angestiegen. „Eine Zeit lang hatten wir nur noch Floh-Halsbänder. Alles andere war weg“, sagte eine Mitarbeiterin. Deshalb mussten bei Großhändlern Sprays, Puder, Shampoos und Ähnliches nachgeordert werden.

Britta Hoffmann, Betreiberin der „Anker-Apotheke“ in Elster, spricht von einer „eher gleichbleibenden Nachfrage“ nach rezeptpflichtigen und -freien Mitteln. Rezepte, die von einem Tierarzt ausgestellt werden, können auch über jede Apotheke eingelöst werden. (mz)