Italienische Liebe in Wittenberg Italienische Liebe in Wittenberg: Arbeiten am Dolce Vita

Wittenberg - Mailand oder Madrid - Hauptsache Italien, soll ein Fußballer mal gesagt haben, aber wer redet jetzt noch von Fußball... Mailand und Madrid bzw. Italien und Spanien rücken jetzt ein Stück näher an Wittenberg heran. In der Bürgermeisterstraße neben dem „Flower Power“ wird gerade ein Ladenlokal zu einem spanischen Restaurant umgebaut, die Tapas lachen schon vom Werbebanner herab, „Küchenchef“ und sonstiges Personal werden demnach gesucht für die „Bodega de la Flor“, noch ist der „Blumenladen“ aber Baustelle.
Wein, Öl, Lebensart
Und auf der Flaniermeile Collegienstraße haben sich Claudia Opitz (30) und Alexander Stock (33) einen Traum erfüllt - oder vielleicht sollte man besser sagen, eine Aufgabe gestellt: südländische Lebensart in Luthers Stadt zu bringen. Vor einem Monat eröffneten sie dort ihren Laden mit Weinen, Öl und weiteren Zutaten für Essen und Trinken all’italiana, die „Enoteca La Rocca“, übersetzt also eine Weinhandlung namens „Die Festung“.
Beide bezeichnen sich als absolute Italien-Fans und geben das auch als Grund für ihren Einstieg ins Lebensmittel-Geschäft an. Da waren demnach die Freunde, die immer wieder baten, ihnen etwas mitzubringen von ihren Italien-Reisen und da war ihr „Lieblingsweingut“ im Norden des Stiefels, dessen Erzeugnisse, wie das junge Ehepaar fand, es doch wert wären, auch in Deutschland genossen zu werden.
So sei eben eins zum anderen gekommen auf dem Weg zur fröhlichen Verbreitung des Dolce Vita im Norden, denn vom Fach sind beide nicht: Alexander Stock ist gelernter Fliesenleger mit Physikstudium, Claudia Opitz, die zuletzt im Bildungszentrum Lindenfeld arbeitete, ist derzeit mit der Abschlussarbeit ihres berufsbegleitenden Marketingstudiums beschäftigt. (Wobei der in der Energieberatung tätige Stock in der Hausnummer 68 quasi sein eigener Nachmieter ist - dort befand sich sein Energiebüro.) „Rampensau“ und „Backoffice“, so sieht Stock die Arbeitsteilung mit seiner Frau im Laden, die Rampensau ist er, der „Viertel-Italiener“ aus dem Oberfränkischen, dessen Vorfahren zudem aus Oberschlesien und Jugoslawien stammen.
„Wir legen großen Wert darauf, wer was produziert“, sagt Stock mit Blick auf das Sortiment. Man kenne die Produzenten persönlich, von Besuchen vor Ort. Von der Region um den Gardasee ausgehend arbeiten sich beide dabei Stück für Stück gen Süden vor. Der vegane(!) Wein, der demnächst ebenfalls im Regal stehen soll, werde aus der Toskana bezogen. Wobei etwa mit dem Olivenöl alla casa auch der Süden bereits jetzt im Sortiment vertreten ist. Das erst in Wittenberg auf Flaschen gezogene Öl, „im Abgang leicht nussig“, sagt Opitz und das stimmt, wird in Kalabrien produziert, von - soviel famiglia muss sein - der Schwägerin eines befreundeten Gastronomen aus Bardolino. Es versteht sich, dass man in einer Enoteca auch verkosten darf: den Wein sowieso, aber etwa auch die Öle, freilich nicht die Nudeln oder den Pizza-Teig. Mit der bisherigen Resonanz auf ihr Angebot - es ist soweit bekannt der erste derartige Laden in Wittenberg - sind Stock und Opitz wie sie sagen durchaus zufrieden, sie hätten indes noch eine Menge vor, aber piano piano... Ein Online-Shop befinde sich im Aufbau, so Stock, der im Übrigen davon träumt, eines Tages vor Ort auch Frischwaren anbieten zu können, Prosciutto und Co., und zudem mit der lokalen Gastronomie zusammenarbeiten möchte.
Demnächst auf dem Marktplatz
Fix sei die Teilnahme am Wittenberger Weinfest Ende August und auch am Weihnachtsmarkt wolle man sich beteiligen - freilich eher nicht mit Glühwein, zu dem Weinkenner ja ohnehin ein eher kühles Verhältnis pflegen...
Am morgigen Freitag, 18 Uhr, findet in der Enoteca eine Weinverkostung statt. Thema sind verschiedenste Weißweine, darunter auch in Barrique-Fässern ausgebaute. (mz)