Internationaler Bund Wittenberg Internationaler Bund Wittenberg: Schulsozialarbeiter wollen etwas bewegen

Wittenberg - Wenn von Schulsozialarbeit die Rede ist, mag mancher vor allem an Probleme denken. Dabei „gibt es auch schöne Themen“, betont Kristin Knoll. Nicht selten jedoch gehe es um Konflikte und Konfliktbewältigung, ergänzt Hagen Meinhardt: „Wir sind kaum im Gebäude, da kommen schon Schüler.“
Das ist so im regulären Schulbetrieb, von dem coronabedingt derzeit - trotz der schrittweisen Rückkehr zum Alltag - noch keine Rede sein kann. Das betrifft auch die Sekundar- und Gemeinschaftsschule „Friedrichstadt“ in Wittenberg, dort arbeiten Knoll und Meinhardt. Beim Internationalen Bund (IB) ist sie Teamleiterin der Schulsozialarbeit, gemeinsam haben sie verschiedene Angebote entwickelt, mit denen sich Schülerinnen und Schüler sinnvoll auch dann beschäftigen können, wenn kein Unterricht vor Ort stattfindet und die Aufgaben im Homeschooling erledigt sind.
Mit „Actionbound“ etwa werden sie auf eine digitale Schnitzeljagd durch Teile der Wittenberger Altstadt geschickt. An unterschiedlichen Stationen können kleine Aufgaben gelöst, respektive Quizfragen beantwortet werden. Dass auch Eltern bei „Actionbound“ mitmachen können, betont Knoll. Zudem sind laut einer Projektbeschreibung noch zwei weitere Wittenberger Schulen involviert.
Online treffen
Voraussetzung für die Nutzung dieses Freizeitangebots ist es, eine entsprechende App aufs Smartphone zu laden. Dass die meisten Kinder eines haben, wird also angenommen. Neben der Beschäftigung mit der eigenen Stadt soll das Spiel die Mädchen und Jungen auch in Bewegung bringen. Darum, um Bewegung, geht es bei einem anderen Projekt, das sie in Kooperation mit dem Tanzhaus Nina Ober Wittenberg realisieren.
Die Rede ist von einem Online-Video zum Nachtanzen, ein Sportvideo sei geplant. Online angeboten werden auch Klassentreffen, um den Austausch der Schüler untereinander zu befördern. Und weil die digitale Welt in Zeiten der Kontaktbeschränkung im analogen Leben an Bedeutung gewonnen hat, bieten sie am Gymnasium Jessen beispielsweise „via Online-Meeting“ auch eine Ausbildung zum Streitschlichter an.
Neue Herausforderungen
Wittenberg, Jessen - das sind nur zwei Kommunen im Landkreis, an denen die Schulsozialarbeiter des IB arbeiten. Insgesamt sind sie den Angaben zufolge 18, die an 16 Grund-, Sekundar-, Gemeinschafts- und Förderschulen sowie an Gymnasien eingesetzt werden.
Die zurückliegenden Wochen, als zur Eindämmung des Corona-Virus weite Teile des öffentlichen Lebens zum Erliegen gekommen waren, haben auch die Schulsozialarbeiter vor ganz neue Herausforderungen gestellt. Wobei sie - ähnlich wie Lehrer, welche online zahlreiche Angebote im Homeschooling unterbreiten - ihrerseits versucht haben, den Kontakt zu den Schülern nicht abreißen zu lassen. Nicht nur die Mädchen und Jungen, sondern auch Eltern hätten sich darüber gefreut, sagen Kristin Knoll und Hagen Meinhardt zur MZ.
Sie erinnern in dem Zusammenhang auch daran, dass die Kinder und Jugendlichen vor Corona einen Großteil ihrer Zeit in der Schule verbracht haben. Das Frustrationspotenzial in manchem Zuhause sei „wahnsinnig hoch“ gewesen und auch vor diesem Hintergrund lässt sich denken, dass die Arbeit der Schulsozialarbeiter wichtig ist.
Ganz allgemein scheint darüber in Teilen der Gesellschaft auch Einigkeit zu herrschen, jedenfalls sei das ihr, Knolls Eindruck. Im Gegensatz dazu stehen die Befristungen der Förderungen, es gebe oft wenig Planungssicherheit. Etwa ende die Befristung jener Schulsozialarbeiter, die über den Landkreis finanziert werden, im Dezember 2020. Andere werden über den Europäischen Sozialfonds gefördert, dort wird es erst 2021 ernst. Knoll sagt: „Wir hoffen, dass es weitergeht.“ (mz)