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Initiative Initiative: Bald auch in Wittenberg «Keine Bedienung für Nazis»?

Von marcel duclaud 09.01.2013, 08:49

wittenberg/MZ. - In einem Brief an den Landes-Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Wolfgang Schildhauer regt Wittenbergs Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD) "eine Diskussion zur Fortführung der Initiative auch in Sachsen-Anhalt" an. Er bezieht sich auf die Jury-Entscheidung zum Preis der Lutherstädte "Das unerschrockene Wort" in Eisleben. Bekanntlich hatte die Jury sich nicht für Wittenbergs hoch umstrittenen Pussy-Riot-Vorschlag erwärmen können - und stattdessen den mit 10 000 Euro dotierten Preis der Regensburger Initiative "Keine Bedienung für Nazis" zuerkannt, der Vorschlag stammte von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayern. Die Jury hofft, mit dieser Entscheidung nicht zuletzt ein Signal zu setzen, das Regensburger Modell solle Schule machen in anderen Städten. Wittenberg beherzigt das nun - obgleich sich die (öffentlich sichtbaren) Probleme mit Rechtsradikalismus und Rassismus in Grenzen halten. Nicht völlig freilich, wie Wittenbergs Bürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) jüngst erwähnte. An der Turnhalle der Ganztagsschule Friedrichstadt fanden sich Hakenkreuzschmierereien. Die Polizei wurde eingeschaltet.

Bei Gastwirten und Hoteliers scheint die Stadt offene Türen einzurennen. Dehoga-Chef Schildhauer will zwar der Präsidiums-Sitzung am 20. Januar, bei der das Thema besprochen werden soll, nicht vorgreifen, lässt aber deutliche Sympathie für den Vorstoß erkennen. "Es gibt den Wunsch, da mitzumachen." Das Ganze, sagt Schildhauer, müsse nicht zuletzt "touristisch wirksam" werden und verweist auf den immensen Schaden, den Nazi-Überfälle, die international Wellen schlagen, anrichten. Die Gastronomen seien gut beraten, deutlich zu dokumentieren, dass sie damit nichts zu tun haben wollen. Der Verband habe im Übrigen vor einigen Jahren schon einschlägige Erfahrungen gesammelt, als es Probleme gab mit Hotel-Buchungen von Rechtsextremen.

Dass sie sich einen solchen Aufkleber an ihrem Haus vorstellen könne, sagte Christa Rath vom Hotel und Restaurant "Alte Canzley" am Dienstag auf MZ-Anfrage. Sie bemerkt allerdings auch: "Es sieht derzeit nicht so aus, als ob wir hier ein Problem hätten mit Rechtsextremismus". Zu bedenken gibt sie zweierlei: Zum einen, dass Rassisten und Nazis nicht immer ganz einfach zu erkennen seien. Und zum anderen, dass man bei Buchungen über das Internet nie so genau wisse, wer tatsächlich dahinter stecke. Manchmal, weiß sie, würden Agenturen vorgeschoben.

"Das ist ein Thema, das man aufgreifen muss", betont der Inhaber des Bad Schmiedeberger Hofes, Hans-Dieter Gellert - unter dem Motto: Wehret den Anfängen. Zwar seien die Probleme aktuell nicht gravierend, aber "man sollte schon aufpassen" - das eine oder andere "Vorkommnis" habe es schließlich gegeben. Er kann sich ebenfalls vorstellen, dabei zu sein.

Plan der Stadt Wittenberg ist eine Bekanntgabe der Beteiligung an der Initiative am 13. April. An dem Tag erhält "Keine Bedienung für Nazis" in Eisleben den Preis "Das unerschrockene Wort".