Immobilien Immobilien : Das historische Wieck-Haus in Pretzsch steht zum Verkauf

Pretzsch - Das Geburtshaus des Musikpädagogen Friedrich Wieck im Bad Schmiedeberger Ortsteil Pretzsch wird Anfang März versteigert. Im Ort hofft man, dass sich das historische Haus nach dem Verkauf weiter für die Allgemeinheit öffnet.
Noch heute kündet eine Inschrift an der Fassade vom Leben Wiecks. Angebracht haben sollen sie seine Töchter: Die berühmte Pianistin Clara Schumann und ihre Schwester Marie Wieck.
Das denkmalgeschützte Haus im Stil des Dresdner Spätbarocks war 1725 vom Finanzinspektor des Pretzscher Schlosses unweit seiner Arbeitsstelle – inmitten der Altstadt - gebaut worden. Die Eltern Wiecks kauften das Haus später, Friedrich wurde 1785 geboren. Der spätere Musiker wuchs bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr in Pretzsch auf. Danach wechselte er an die Thomasschule in Leipzig.
„Ohne den Vater wäre die Tochter Clara Schumann nicht so eine Klavierspielerin geworden“, sagt Erhard Dubrau, Ortschronist und Mitglied im Pretzscher Kultur- und Heimatverein. Allein schon deshalb sei man auf den Sohn der Stadt stolz. Wieck galt, so wie die Historiker ihn beschreiben, als eine Art Übervater. Streng und autoritär soll er gewesen sein. Seine virtuose Tochter Clara bildete er persönlich aus und nahm sie sogar von der Schule, um sich ganz ihrem Klavierstudium zu widmen.
Das Haus habe neben dem Schloss, das bis heute viele Veranstaltungen biete, ein eher stilles Dasein gefristet, erzählt Dubrau. Nachdem die Wiecks nicht mehr im Haus lebten, war ein Kolonialwarenhändler mit seinem Geschäft eingezogen. Der reiste viel nach Russland und Japan und bot die Waren aus fernen Ländern in Pretzsch feil. Zu DDR-Zeiten sei dann wieder ein Geschäft im barocken Haus angesiedelt gewesen – unter anderem gab es hier Bekleidung. Nach der Wende sei der Laden mit der prominenten Adresse „Am Markt 1“ geschlossen worden, erzählt Ortschronist Dubrau.
Friedrich Wieck widmete sich über Jahre der Ausbildung seiner drei Töchter, Clara, Marie Cäcillie. Wieck selbst nahm bereits als Gymnasiast in Leipzig heimlich Klavierstunden, studierte aber später auf Wunsch der Eltern Theologie.
Nach einer Zeit als Hauslehrer wurde er später Inhaber einer Klavierfabrik, arbeitete mit dem berühmten Flügel-Bauer Stein in Wien zusammen und traf dort auf Ludwig van Beethoven. Der Flügel, den er für Clara kaufte, war auf dem 100-DM-Schein abgebildet.
Ein Bauingenieur habe das Haus in der Nachwendezeit gekauft und viel in die Renovierung investiert. Danach zog die jetzige Besitzerin ein, die viele Pläne mit dem Haus hatte. Lilih Vincon gründete den „Friedrich Wieck Haus Kunst- und Kulturverein“, stellte Förderanträge, um das Haus weiter zu sanieren. Eine Art Künstlerhaus mit Tanz, Theater, Malerei, Film und Musik sollte entstehen, erzählte sie im Jahr 2015.
Einige Jahre später sagt Lilih Vincon nun, das Haus mit den Veranstaltungen und auch die Pension, die sie darin betrieben habe, seien ihr zu viel Arbeit geworden. Deshalb habe sie sich zum Verkauf entschlossen.
„Ich hoffe, dass die neuen Eigentümer das Haus erhalten und dass es auch – zumindest im kleinen Rahmen – der Öffentlichkeit geöffnet wird“, sagt Ortschronist Erhard Dubrau.
Das sieht Vincon genau so: „Ich hoffe, dass jemand den Verein weiterführt und dass sich ein Schumann- oder Wieck-Liebhaber findet“, sagt sie. Insbesondere die Wohnung im ersten Stock entspreche - soweit man das sagen könne - noch dem historischen Original.
Am 13. September jährt sich die Geburt von Friedrich Wiecks Tochter, Clara Schumann, zum 200. Mal. Das sei ja eigentlich ein schöner Anlass, im Geburtshaus ihres Vaters eine passende Veranstaltung durchzuführen, findet Dubrau.
Wie die Sächsische Grundstücksauktionen AG mitteilte, soll das von Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann entworfene Haus am 1. März um 11 Uhr in Leipzig versteigert werden. Mindestgebot sind 98000 Euro.
(mz)