Hofkonzerte in Wittenberg Hofkonzerte in Wittenberg: Der Knuddel-Sommer kann kommen

Wittenberg - Der Ausblick auf die diesjährigen Hofkonzerte des Wittenberger Kunstvereins muss mit einem Rückblick beginnen: auf 2017 und das alte Gefängnis mit seiner Kunstausstellung „Luther und die Avantgarde“ - und mit der Freiluftgastronomie „Offener Vollzug“ auf dem Hof.
Die wurde zur Szene-Kneipe und am Ende der Saison versprach ihr Betreiber, der Kölner Gourmetgastronom Michael Holtmann, nach Wittenberg zurückzukehren. Das macht er nun: Beim dritten Hofkonzert 2018 tischt er den Gästen noch einmal auf - im Gefängnishof zu einem „Italienischen Abend“.
Aus zwei mach vier
Genauso titelt auch das Konzert, gestaltet wird es von Wittenbergern, die sich „Zwei im Gartenhäuschen alias vier im Gefängnis“ nennen. Als „Zwei im Gartenhäuschen“ haben Elena Bianchi und Jan P. Pajak 2017 als Vorband der Phil-Collins-Tribute-Formation „Phil“ viel Beifall eingefahren.
Jetzt verdoppeln sie: Zum Hofkonzert am einstigen Knast treten sie mit dem Musiklehrer des Luther-Melanchthon-Gymnasiums, Michael Ketelaar, und dem Musiker Dirk Sültemeyer von der Kreismusikschule Wittenberg vors Publikum.
Der Kunstverein Wittenberg ändert das Prozedere beim Ticketvorverkauf für seine Hofkonzert-Reihe. Dieser erfolgt 2018 nicht mehr online über die Homepage des Vereins, sondern u. a. durch die Wittenberger Tourist-Information am Schlossplatz. Nach Auskunft des Vorsitzenden des Kunstvereins, Thomas Popp, startet der Kartenvorverkauf für die Saison „Mitte, Ende Mai“.
Unterschiedlich gehandhabt wird - wie schon in den Vorjahren - die Essensversorgung bei den einzelnen Konzerten. Zum Rod-Stewart-Tribute-Konzert (Eintritt: 19 Euro) auf dem Schlosshof werde es Catering vor Ort geben. Tische mit Essen gibt’s am 20. Juli bei den „Zucchini Sistaz“ (auf dem Hof der Alten Sternwarte, Eintritt: 29 Euro). Ebenfalls 29 Euro werden für das Ticket zum „Italienischen Abend“ auf dem Gefängnishof fällig, dort gibt es „Catering by Holtmann - Offener Vollzug“ (Tische, Essen). Für das Abschlusskonzert mit Feuerwerk am 17. August gelten die Konditionen vom Auftakt. Und 39 Euro muss berappen, wer im Dezember bei „The Cast“ im Stadthaus einkehren möchte (mit Essen, inklusive Glühweinempfang).
Alle Hofkonzert-Programminfos sind bei www.kunstverein-wittenberg.de online abrufbar.
Einen Abend „quer durch die italienische Musiklandschaft“ versprach jetzt der Vorsitzende des Kunstvereins, Thomas Popp, bei einer Präsentation der Hofkonzerte vor Medienvertretern. Popp sprach auch von einer Herausforderung die Location betreffend: Denn während man etwa auf dem Hof der Alten Sternwarte, einem etablierten Spielort der Reihe, jeden Quadratzentimeter kennt und weiß, wo etwa ein Stühlchen wackeln könnte, ist der Gefängnishof in Sachen Konzertlogistik ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt.
Definitiv trifft das auf den Schlosshof zu, auf dem der Kunstverein viele seiner Hofkonzerte ausrichtete, bevor er wegen der Sanierung des Gesamtensembles auf die Schlosswiese ausweichen musste. Nun kehren sie mit dem Eröffnungskonzert der Saison auf den neu gestalteten Schlosshof zurück. Geboten wird eine „Hommage to Rod Stewart“ und wer die Musik dieses Briten mag, aber gerade nicht zu einem seiner Konzerte reisen kann, der dürfte mit dem Auftritt von „Mr. Rod und Band“ gut bedient sein.
Zumindest legt ein Video, das Popp anspielte, den Eindruck nahe, dass da ein Künstler kommt, der dem Original ähnlich sieht und der auch den Sound von Stewarts markanter Stimmer trifft.
Etablierter Spielort
Dass am Montag dieser Woche für das Auftaktkonzert noch kein konkreter Termin benannt werden konnte, begründete Popp
mit der Veranstaltungsdichte im kommenden Wittenberger Kultursommer: „Es knuddelt sich, und dann ist da ja auch noch die Fußball-WM.“ Als sicher gilt aber offenbar, dass „Mr. Rod und Band“ „zwischen dem 7. Juli und 3. August“ auf dem Schlosshof spielen.
Für das zweite Konzert geht es am 20. Juli auf den Hof der Alten Sternwarte. Geboten wurde dort in der Vergangenheit immer wieder ein Genre, das am besten mit Musikcomedy beschrieben werden kann. Dieser Tradition bleibt der Kunstverein treu und kündigt das Damen-Trio „Zucchini Sistaz“ an. Dessen Programm firmiert in der Ankündigung unter dem Motto „Falsche Wimpern, echte Musik“.
Und auf der Homepage der Künstlerinnen steht: „Ihr musikalischer Fundus speist sich aus der Unterhaltungsmusik der 20er-50er Jahre, schillert und kokettiert allzu gerne mit Zitaten und Attitüden der gesamten Popularmusikgeschichte.“ Dazu spielen sie Kontrabass, Gitarre, Posaune und Flügelhorn.
Wie dicht in Wittenberg der Kultursommer zu bestimmten Zeiten dann tatsächlich wird, beweist der Termin fürs Schlusskonzert: Das findet am 17. August statt, einen Abend vor der diesjährigen Erlebnisnacht. Die Ausführenden des Schlusskonzertes nennen sich „OnAir“ und sind dem Vernehmen nach eine „a cappella Innovation aus Berlin“, so vermeldet es die Website.
Überreichen werden die klassisch ausgebildeten Sängerinnen und Sänger „vocal.art.popp“. „Die machen einfach Spaß“, bekräftigte Popp und kündigte im Anschluss zum Abschluss (natürlich mit Feuerwerk) eine Pause „bis Weihnachten“ an. Denn sowohl am 6. als auch am 7. Dezember gibt es als ebenso klangvolle wie stimmmächtige Zugabe Konzerte von „The Cast“, auch Rockstars der Oper genannt.
Es machten noch etliche Begriffe die Runde, angefangen von „Opern-Punk“ über „Feuerwerk der Oper“ bis zu dem Versprechen, dass „The Cast“ Oper neu interpretiert. Dass selbst eingefleischte Operngänger sich nach einem früheren Auftritt der Formation Autogramme abgeholt hätten, wusste Popp zu berichten. Gastieren werden die jungen Künstler in Wittenberg im Stadthaus mit einem Weihnachtsprogramm.
Die Wittenberger Hofkonzerte des Kunstvereins erleben 2018 ihre 22. Auflage. Bereits vorige Woche wurde (im Asisi-Panorama) das Programm den Sponsoren vorgestellt, denn nach wie vor lebt die Reihe nicht von öffentlichen Fördergeldern. Und 2017 etwa, als es Popp zufolge für zwei Konzerte auf der Schlosswiese keine Einnahmen gab, konnte „alles übers Sponsoring“ gemacht werden. Neben einer stabilen Zahl an Unternehmern seien auch einige neue Sponsoren gewonnen worden.
Sie waren gut dabei
Neu ist in diesem Jahrgang die Art des Ticketvorverkaufs (siehe dazu auch „Mal mit, mal ohne“). Um zu guter Letzt noch einmal an die Hofkonzertsaison des mit Veranstaltungen übervollen Jubeljahrs 2017 zu erinnern, so konstatierte Kunstvereinsvorsitzender Popp: „Wir waren gut dabei und sind nicht in der Masse untergegangen.“ Und was bringt die Zukunft den Hofkonzerten? Bis zu den 25. „machen wir noch, danach sehen wir weiter“. (mz)