Hofkonzert Hofkonzert: Kein Gänsehautfeeling bei Günther Fischer

wittenberg/MZ - Für den Abschluss der diesjährigen Hofkonzert-Saison hat der Kunstverein auf alte Hasen (mit jugendlicher Begleitung) gesetzt. Seit rund einem halben Jahrhundert spielt Günther Fischer in verschiedenen Formationen Klavier, Saxophon, Flöte und Klarinette, darüber hinaus hat er Lieder für andere Interpreten geschrieben, arrangiert und nicht zuletzt zahlreiche Film- und Fernsehmusiken komponiert. Es gibt wohl hierzulande kaum jemanden, der nicht schon einmal eine Günther-Fischer-Melodie gehört hat: Die Titelmelodien der TV-Serien „Der letzte Zeuge“ oder „Unser Lehrer Doktor Specht“ stammen ebenso aus seiner Feder wie die Musik zum 1983er Luther-Film oder zum legendären Kinohit „Solo Sunny“, jüngst hat er „Sushi in Suhl“ ein Gewand aus Noten verpasst. Und last but not least: Ohne den Komponisten gäbe es auch den Musiker Manfred Krug in dieser Form nicht.
Als Günther Fischer und Band am Samstagabend auf der Schlosswiese auftreten, haben sie denn auch einen reich gefüllten Sack an klangvollen Erfahrungen im Gepäck und genügend Virtuosität, um das Publikum in ihren Bann zu ziehen, ebenfalls. Und doch will der Funke nicht so recht überspringen. Ganz gleich ob Fischers Tochter Laura „Let me sing that song of the golden girls and the men so strong“ aus Solo Sunny intoniert oder die Band ihre Interpretation der frühen Manfred-Krug-Lieder wie „Du bist heute wie neu“ präsentieren – der eine oder andere summt und singt durchaus bewegt mit, viele nehmen die Musik allerdings eher als Hintergrundgeräusch wahr. Es wird geplaudert und getrunken, allenfalls einmal mit dem Fuß gewippt.
Eigene Vorgaben als Problem
Die Gründe für den Mangel an Begeisterung sind vielfältig: Nicht von allen Plätzen aus hat der Sound der Band einen gleich guten Klang. Mancher Fan hat die Interpretation des unvergleichlichen Manne Krug im Ohr oder vermisst das Gänsehautfeeling, das Regine Dobberschütz Stimme bei den Solo- Sunny-Songs hervorruft. Doch nicht die Präsentation selbst ist das eigentliche Problem. Die Hofkonzerte kämpfen bisweilen mit ihren eigenen Organisationsvorgaben. Denn der gewollt zwanglose Charakter der Hofkonzerte verführt dann und wann auch zur Gleichgültigkeit im Publikum und das Patronatsprinzip bringt Zuhörer ins Auditorium, die nicht in erster Linie gekommen sind, weil sie ausgewiesene Fans gerade der an diesem Abend zu Gehör gebrachten Musik sind, sondern weil ihr Unternehmen die Mitarbeiter eingeladen hat. Gewiss, ohne diese Art von Sponsoring gäbe es die Hofkonzerte überhaupt nicht. Aber leicht macht es das den Musikern nicht unbedingt. Selbst gestandene Profis wie Fischer lassen sich von der Resonanz aus dem Publikum inspirieren – oder eben nicht.
Ohne eine einzige Zugabe
Oft geht die Rechnung der Veranstalter ja auch auf. Am Tag zuvor hatten „Purple Schulz“ noch für Tanz auf den Bänken gesorgt. „Die Gefahr besteht heute wohl nicht“, murrt eine Zuschauerin. Am Ende gibt es zwar das traditionelle Abschlussfeuerwerk, aber nicht eine einzige Zugabe – und das liegt nicht allein an den Musikern.