Hoffnung für die letzte Reise Hoffnung für die letzte Reise: Ausstellung ist "echt bewegend"

Wittenberg - Wer in diesen Tagen in der Wittenberger Hoffnungskirche Platz nimmt, schaut auf Jerusalem. Die kleine Variante dieser Stadt besteht aus vier Modulen mit zwölf Türchen. Die lassen sich öffnen und geben den Blick frei in Kammern, die zeigen und davon erzählen, wie der Himmel schmeckt oder wie er riecht...
Diese Wand ist das Herzstück der Ausstellung „Hoffnung für die letzte Reise“ mit verschiedenen Stationen. In der Hoffnungskirche eröffnet wurde sie Freitagabend. Entwickelt wurde die Schau vor einigen Jahren von Annette und Lutz Barth aus Karlsruhe für den Sinnenpark der Evangelischen Landeskirche Baden. Die war - wie andere auch - im Jahr des Reformationsjubiläums 2017 in Wittenberg zu Gast. Damals entstand ein Kontakt zu Jörg Schütze von der Hoffnungskirche, dessen Verein „Licht an! Konzerte“ die Exposition nun in Wittenberg mit präsentiert.
Zwei Herzen, ein Brief
Wenn die himmlische Wand das Herzstück ist, dann sind jene Koffer, die bekannte und weniger bekannte Zeitgenossen für die letzte Reise gepackt haben, der Magnet in der Ausstellung. Magisch zogen sie die Besucher der Vernissage an, mancher kämpfte mit Tränen. „Echt bewegend“, entfuhr es einem Gast. Tatsächlich bewegt es zu sehen, dass zum Beispiel Oberbürgermeister Torsten Zugehör in seinen Koffer nur zwei Herzen gelegt hat und einen Brief, darin es über die irgendwann bevorstehende Reise heißt: „Was ich mitnehmen darf, trage ich in meinem Herzen.“
Oder Peter Jehle und Franziska Buse. Die Stadtratsvorsitzende hat unter anderem ihre Brille eingepackt, denn ohne sie bleibe alles „im Unklaren“. Der Chefarzt entschied sich für einen Wanderstab und verweist auf den Paulus-Satz: „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe“.
Ein Kontrastprogramm bietet der Sanitäter Christian Gatniejewski, er hat Müll eingepackt als Symbol, für ein „Stück Zerstörung dieser Welt“ durch den Menschen. Er schreibt: „Gern würde ich die Erde ohne diese Spuren verlassen.“ Diese Erde bereits verlassen hat eine unbekannte Dame, deren Koffer ebenfalls in der Hoffnungskirche steht. Zwei Tage, nachdem sie den gepackt hatte, sei sie im Wittenberger Hospiz gestorben.
Es sind Geschichten wie diese, die nahe gehen ebenso wie der Mut, den die Kofferpacker ja auch bewiesen haben. Schließlich geben sie etwas von sich preis - und sie haben sich mit ihrer eigenen Endlichkeit auseinandergesetzt. Dass dabei die Freude am Leben steigen kann, sagten Annette und Lutz Barth, die die Idee mit den Koffern von einem inzwischen verstorbenen Bestatter übernommen haben, zur MZ. Und die Wittenberger Barmer-Chefin Bettina Modler, die ebenfalls einen Koffer beisteuerte, hatte im Vorfeld der Schau gesagt: „Wer sich mit der letzten Reise befasst, beschäftigt sich mit dem Leben.“
Täglich Bewirtung
Um das Leben, so begrenzt es dort sein mag, geht es im Hospiz „Katharina von Bora“. Dessen Pflegedienstleiterin Annemarie Buttinger sagte über die Ausstellung, sie „feiert das Leben“. Wer mitfeiern möchte, kann sich übrigens für die Dauer der Schau bis zum 24. November täglich in einem Café des Hospizes in der Hoffnungskirche bewirten lassen. Zudem gibt es jeden Abend Programm: Am heutigen 11. November informiert die Leiterin des Hospizes, Sindy Herrmann, über Vorsorgevollmachten. Am Dienstag spricht Bettina Modler zum Thema „Stress lass nach...“
››Die Schau ist täglich von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei, Spenden willkommen. Beginn der Abendveranstaltungen ist jeweils 19.30 Uhr. Unter www.hoffnungskirche-wittenberg.desind Infos auch zum Ticketvorverkauf fürs Abendprogramm online abrufbar.
(mz)