Hochwasser von 2013 Hochwasser von 2013: Über eine Million Euro an Spenden

Wittenberg - Am Freitag haben drei Organisationen Bilanz gezogen, die sich um Betroffene des Hochwassers von 2013 in Elster, Iserbegka und Listerfehrda gekümmert haben und nach wie vor kümmern: Caritas, Johanniter und das Rotary-Hilfswerk.
Unzählige Spenden
Alle drei kooperieren, um möglichst direkt und unbürokratisch zu helfen, so Bernd Hinners vom Rotary-Hilfswerk. Insgesamt sind in besagter Region 325 Anträge bearbeitet worden mit einem finanziellen Volumen in Höhe von über einer Million Euro. Auf die Caritas entfallen davon 261 Anträge und 710.000 Euro, auf die Johanniter 20 Anträge mit einem finanziellen Umfang von 274.000 Euro.
Rotary steuert 94.000 Euro bei, allesamt Spenden von Freunden des Clubs aus ganz Deutschland. Er habe, sagt der amtierende Rotary-Präsident Hans-Joachim Herrmann, mit vielleicht 10.000 Euro gerechnet nach dem Aufruf der Wittenberger: „Dass es mehr als 90.000 Euro geworden sind, ist überwältigend.“
Schwierige Verteilung
Das Geld zu verteilen sei indes gar nicht so einfach gewesen. Hinners spricht von einer zunächst „verhaltenen Nachfrage“. „Vielleicht aus falscher Bescheidenheit, vielleicht, weil die Betroffenen genug mit sich zu tun hatten.“ Erst nach einer Bürgerversammlung in Listerfehrda „kam die Sache langsam in Schwung“. Die Höchstsumme, die Rotary pro Familie ausreichte, lag bei 2.500 Euro. Geld, das ohne Formalitäten verteilt wurde - als Ausgleich für die 20-prozentige Eigenleistung, die zu zahlen ist bei Erstattungen durch die Investitionsbank. Hinners: „Wir haben alle Familien persönlich besucht.“ Und dabei gemerkt, dass der materielle Schaden nur die eine Seite ist. Viele Betroffene seien traumatisiert, wohl nicht zuletzt deshalb, weil manche nach dem Hochwasser von 2002 zum zweiten Mal Hab und Gut verloren: „Die waren froh, jemanden zu haben, der zuhört. Wir haben viel persönliches Leid erfahren.“ Hinners spricht überdies von immensen Folgeschäden, selbst jetzt noch. Als Beispiele nennt er: feuchte Keller, ausgelaufene Öltanks, Schimmelbildung, Setzrisse am Wohnhaus, zerstörte Außenanlagen.
Bundesweite Spenden
Die beiden großen Hilfsorganisationen Caritas und Johanniter haben ebenfalls bundesweit Spenden eingenommen. Erledigt ist das Thema für beide längst nicht, ob wohl schon viel Geld geflossen ist - bei den Johannitern nach eigenen Angaben rund zwölf Millionen Euro (für Menschen in allen betroffenen Regionen). Manche Anträge sind nach wie vor in Bearbeitung, hieß es, die Frist zur Antragstellung ist allerdings abgelaufen und nur noch in Notfällen möglich. Die Betreuung von Flutopfern werde aber auch 2016 noch gewährleistet.
Dass das notwendig ist, daran ließen Vertreter der Hilfsorganisationen keine Zweifel: „Viele sind mit der Bürokratie überfordert.“ Im Übrigen wird nicht nur materiell geholfen, sondern auch psychisch - um das Geschehen zu verarbeiten. Angebote etwa in Verbindung mit Malen oder Musik seien nach wie vor „gut frequentiert“.
Arbeiten zum Schutz vor Flut gehen voran
Die drei Institutionen Caritas, Johanniter und Rotary haben zwischen 2013 und 2015 verschiedene Hilfsangebote unterbreitet: unter anderem Spendenberatung oder Unterstützung beim Ausfüllen der Anträge auf Wiederaufbauhilfe. Baufachliche Beratung durch Bauingenieure und Architekten gehörte ebenso dazu - all dies war kostenlos für die Betroffenen.
Der Bürgermeister von Zahna-Elster, Peter Müller, bestätigt die Beobachtung von Bernd Hinners, dass es gar nicht so einfach gewesen sei, Kontakt zu den Betroffenen herzustellen. Seine Vermutung, was die Gründe betrifft: falsche Scham, Angst vor Bürokratie. Zudem die Erfahrungen vom Hochwasser 2002, wo Geld zum Teil zurückgezahlt werden musste. Weil oft noch keine Endabrechnungen vorlägen, sei die Höhe des Eigenanteils überdies nicht klar. Müller bestätigt zudem die Spätschäden: Bisweilen sei mit der Sanierung zu früh begonnen worden. Der Bürgermeister dankt ausdrücklich für die umfangreiche Hilfe, die geleistet wurde nach dem Hochwasser - nicht zuletzt auch im Blick auf die technische Ausrüstung für Feuer- und Wasserwehren. Müller hofft, dass der Region in Zukunft derartige Katastrophen erspart bleiben. In Sachen Hochwasserschutz habe sich eine Menge bewegt in den vergangenen zwei Jahren. Zwei Bauabschnitte seien inzwischen komplett fertig, derzeit gehe es darum, die Lücken zu schließen zwischen Elster und Listerfehrda. Mit dem letzten Bauabschnitt in Elster gehe es zügig voran, so Müller. Schneller als gedacht: Gegenwärtig sehe es so aus, als ob die Arbeiten Mitte 2016 abgeschlossen werden können. (mz)