Hochwasser in Dabrun Hochwasser in Dabrun: Routiniert auf dem Damm

DAbrun/MZ - Hunderte freiwillige Helfer, Bundeswehrsoldaten und Taucher der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft versuchen eine der kritischsten Stellen im Landkreis mit Kaskaden hinterm und Folien vor dem Deich zu sichern. Zwischen dem Dabruner Weinberg und dem Teich „Zehn Ruten“ kämpfen sie seit Tagen um einen alten Deich, an dem sich zahlreiche Sickerstellen gebildet haben.
Bett wenige Meter entfernt
Routiniert geht es auf dem Deich zu. Freiwillige Helfer reichen sich mal Sack für Sack, mal Wasser-Sixpack für Wasser-Sixpack. Seit Tagen arbeitet Wolf-Helmar Schmidt auf dem Deich. „Am Donnerstag ging es bis 22.30 Uhr.“ Am Freitag stand er um 8.30 Uhr wieder da. Schmidts Vorteil: Sein Bett steht nur wenige Meter entfernt in seiner Laube am Weinberg.
Von dort aus führt seit wenigen Tagen eine Schotterstraße 300 Meter elbaufwärts. „Das Hauptproblem war, dass man mit Technik nicht herankommt“, sagt Kembergs Bürgermeister Torsten Seelig. Der Weg am Deichfuß ist derart durchnässt, dass man mit Fahrzeugen nicht weiterkommt. Nun hilft die Schotterpiste ein wenig.
Ein paar hundert Meter weiter müssen die Hubschrauber ran. Es ist wie 2002: Von oben brennt die Sonne, von unten kommt das Wasser und über den Köpfen schrapen Helikopter. Drei Stück drehen ihre Kreise, holen in Dabrun Netze mit Sandsäcken und laden sie am Deich ab, wo Bundeswehrsoldaten sie verbauen. Es ist die zweite von drei Schwachstellen an diesem Abschnitt. Am Freitagnachmittag hat man versucht auch hierhin von den „Zehn Ruten“ aus eine Schotterpiste anzulegen.
Ansonsten wirkt Bürgermeister Seelig (CDU) recht zuversichtlich. Ihren Anteil daran haben auch Taucher der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) aus Zerbst. Seit Donnerstag dichten sie den Deich unter Wasser mit Folie ab. „Es gab dort eine Quelle mit Verfärbungen“, sagt Seelig.
15 Grad und keine Sicht
Die ist jetzt versiegt. „Hände sind die Augen des Tauchers“, sagt Henry Benke, der das Loch gemeinsam mit fünf anderen Tauchern aus Zerbst geschlossen hat. Mehrere Stellen, an denen laut Benke Maulwürfe oder Wühlmäuse den Deich beschädigt haben, hatten die Taucher ertastet. Wie die Sicht unter Wasser ist? „Da gibt es keine Sicht.“ 15 Grad war die Elbe kalt, nun spüren die Taucher, dass der Scheitel sich nähert. „Es wir kälter“, merkt Benke sogar durch seinen Neoprenanzug. Unbekannt ist den Zerbster Tauchern das Elbwasser nicht. Einmal im Jahr üben sie die Flussquerung, Leinentauchen und Grund abtasten in Wittenberg. Diesmal ist es ernst. Für Benke das erst Mal wieder seit 2002. Damals war er bei Dessau im Einsatz.
Diesmal ist es nun Dabrun. Bis zu 40 Minuten sind die Taucher im Wasser, ziehen die Folie nach unten und beschweren sie mit reichlich Sandsäcken. „Kaskaden sind gut“, sagt Benke, „Folien sind noch besser, weil das Wasser gar nicht erst in den Deich dringt.“
Die Hauptwaffe gegen das Wasser bleiben aber Sandsäcke. Wo nötig, da werden sie am Deichfuß aufgebaut, um Gegendruck zu erzeugen. Frank Hebestreit, Einsatzleiter der DLRG Zerbst-Roßlau erklärt das oben am Deich. Nicht nur Taucher sind dabei, auch Helfer, die mit Schlauchbooten die Arbeiten absichern oder vom Wasser her beleuchten können. Auch sie sorgen dafür, dass Bürgermeister Seelig gelassen bleibt. „Aber wenn wir nicht am Montag schon angefangen hätten, sähe es anders aus.“
