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Hochbegehrter Wasserwagen Hochbegehrter Wasserwagen: Pferdesport-Leistungsschau in Cobbelsdorf

Von Rainer Schultz 22.07.2013, 21:07
Familie Kwiatkowski auf dem Reitplatz in Cobbelsdorf
Familie Kwiatkowski auf dem Reitplatz in Cobbelsdorf Achim kuhn Lizenz

cobbelsdorf/MZ - Schatten? Fehlanzeige. Dafür Sonne pur. So präsentierte sich am Wochenende das kleine Reitstadion von Cobbelsdorf bei der Pferdeleistungsschau 2013. Eckhard Gerlach, Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins Cobbelsdorf, hatte mit seinen etwa 30 Helfern wieder einmal einen Höhepunkt für Reitsportler aus drei Bundesländern - aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Berlin-Brandenburg - organisiert, der dem kleinen Flämingdorf gut zu Gesicht stand.

Von 8 bis 18 Uhr dominierten für zwei Tage die Vierbeiner und deren Reiter. Das Interesse war groß. Etwa 400 Zuschauer säumten das Areal. 560 Starts deuteten auf ein straffes Programm, das mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks absolviert wurde – bei tropischen Temperaturen. Da war der Wasserwagen für die Tiere sehr gefragt. Erst in den späten Nachmittagsstunden spendeten die Birken ein wenig Schatten – eine Erleichterung für Zuschauer und Aktive.

Organisation ist harte Arbeit

Wenn man ein solches Turnier organisieren will, beginnt man bereits im Frühjahr damit. „Was für den Außenstehenden leicht und locker anmutet, ist harte Arbeit“, beschrieb Gerlach seinen Job. „Auf meinen 30-köpfigen Helferstamm kann ich mich allerdings hundertprozentig verlassen“, lobt der Cheforganisator. Es wird Hand in Hand gearbeitet. Parcoursbauer Reinhard Andres (Seehausen) musste für die Springprüfungen in der A-, E-, L- und M-Klasse flink die jeweiligen Hindernisse präparieren. Maßband und Zollstock sind erforderliche Requisiten. All das verlangt ein schnelles „Umschalten“ auf den jeweils neuen Wettbewerb. Lokalmatador Marco Kwiatkowski, seit 1990 aktiv, hatte für das A– und L-Springen gemeldet. Hier sind die Hindernisse 1,10 Meter bzw. 1,20 Meter hoch. Unter den 40 Teilnehmern konnte er sich unter den Top-Ten platzieren.

Sein Heimatverein hat 32 Mitglieder. Das jüngste ist mit fünf Jahren Töchterchen Alina. Bruder Lukas (8) war schon ganz aufgeregt. „Ich habe großes Lampenfieber“, bekannte der junge Reiter, der am Sonntag im Führzügelwettbewerb an den Start ging. „Kira“, so der Name seines Pferdes, wird meist jeden Tag von ihm bewegt. Opa Harry sorgt dafür und trainiert als ehemaliger Reitsportler seinen Enkel.

Veterinärin Kirsten Osterland-Bredemann kontrollierte unterdessen die Gesundheitspässe der Pferde und machte auch Stichproben über möglichen Medikamentenmissbrauch. Wie bekommt die Hitze den Tieren? „Man soll es kaum glauben, die Reiter sind meist empfindlicher als die Tiere. Die Unruhe des Menschen überträgt sich leider auf die Pferde, so dass bei einem Hindernis schon mal gepatzt werden kann“, so die Tierärztin. „Die Reitsportler sind in der Regel verantwortungsbewusst. Die Pferde werden dosiert eingesetzt und nicht verheizt“, schätzt Eckhard Gerlach.

Als 1967 der Cobbelsdorfer Reitverein gegründet wurde, zählten Eckhard Gerlach und Harry Kwiatkowsky zu den Reitern der ersten Stunde. 32 Mitglieder sind es mittlerweile, darunter fünf Turnierreiter und elf Freizeitreiter. Blickt man in die Starterlisten, so entdeckt man auch die Wittenberger „Reiturgesteine“ Horst und Jürgen Mierisch. Vater und Sohn nutzen, wie Favorit Host Lösche (Seyda), die regionalen Startgelegenheiten.

Familie packt mit an

Da kommen im Jahr schon mal an die zwölf Wettkämpfe heraus. Marco Kwiatkowski, der als Landwirt in der Erntezeit eigentlich unentbehrlich ist, nutzte den mähfreien Tag, um beim Reitturnier in seinem Heimatdorf dabei zu sein. Sechs Pferde besitzt die Familie. Für dieses Hobby engagieren sich alle Kwiatkowskis, zu denen auch Ehefrau Jana zählt. Ausmisten und Streuen sind Aufgaben, für die auch Lukas herangezogen wird. „Er erledigt das ohne Murren“, weiß Opa Harry zu berichten und lobt seinen lernbegierigen Enkel.

Für den Außenstehenden kaum wahrnehmbar: Drei Wochen musste der Platz präpariert werden, ehe er wettkampftauglich war. Auch das zählt zu einem Reitturnier.