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Hinter den Kulissen Hinter den Kulissen: Frohes Schaffen beim Melt!-Festival

Von Claudia Lasslop und Ute König 13.07.2012, 16:19

Ferropolis/MZ. - Jeder davon muss sitzen, sei es hinter den Bühnen oder in den Zelten, an Verkaufsständen oder beim Rettungsdienst.

Hinter der Bühne

Dass jede Band rechtzeitig auf der Bühne steht, dafür sorgt Benedikt Zillich. Er ist Stage Manager (bedeutet soviel wie Bühnenkoordinator) beim Melt! und räumt auf mit dem Klischee der großen Stars, die sich gern bitten lassen: "Die sind Profis, machen das dutzende Male im Jahr und wissen genau, wie es ist, wenn jemand seine Zeit überzieht." Er kümmert sich auch darum, dass auf der Bühne alles steht, was die jeweiligen Künstler brauchen, bekommt von ihnen im Vorfeld ausführliche Bühnenanweisungen mit Cateringwünschen und vor allem allen technischen Anforderungen. "Oft gibt es mittlerweile große Kulissen, etwa bei elektronischer Musik, die auf der Bühne nicht soviel Show macht wie eine Band. Dafür aber mit großen Videoleinwänden oder Lasershows kommt." Noch ehe der Aufbau auf der Bühne beginnt, müsse dahinter oft schon stundenlang zusammengebaut werden. Die kurzen Pausen zwischen den Auftritten der Künstler reichen dafür nicht aus.

Viel Vorbereitung bedeuteten etwa die für Freitagnacht angesagten Auftritte von "Nero" und "Bloody Beatroots" und auch bei "Justice" am Sonntagabend spricht Zillich von einer "sehr schönen, speziellen Show". Darauf, wie auch auf Musikerin Dillon und auf das elektronik-Duo "Mouse on Mars" freut er sich beim diesjährigen Festival am meisten.

Für feuchte Kehlen

Wie unterschiedlich das Trinkverhalten von Besuchergruppen ist, konnte der Leipziger Volker Knabe schon bei so manchem Festival beobachten. "Vergangene Woche ging hier gar nichts", sagt der Getränkeverkäufer. Bier und Energy-Drinks gibt es bei ihm, nur hätten die Splash!-Gäste lieber ihre selbstmitgebrachten Vorräte auf dem Campingplatz getrunken und auf dem Gelände gespart. Von "guten Aussichten" spricht er dagegen an diesem Wochenende, auch von seiner Vorfreude auf "die netteren Menschen und hübscheren Mädchen auf dem Melt!". Er und seine Kollegen kommen allesamt aus dem Leipziger Club "Distillery" und versorgen die Gäste in Ferropolis vor dem und im Intro-Zelt mit Trinkbarem. Während Knabe das diesjährige Line Up in seiner Gesamtheit zu geradlinig findet, freut er sich auf DJ "The Gaslamp Killer" - einst treffend beschrieben als Alptraum jedes Schubladendenkers - und wird seine Samstagnacht wahrscheinlich eher vor der Bühne als hinterm Tresen verbringen.

Zum Tragen

Taschen, Sonnenbrillen, Hüte, Anhänger oder Gummistiefel - bei Marc Brohm im Zelt der "Freak Butik" gibt es so einiges, was Festivalbesucher brauchen oder auch nicht brauchen und trotzdem kaufen. Was sich am besten verkauft, hänge wie so vieles vom jeweiligen Wetter ab. Brohm erzählt vom vergangenen Wochenende, als er schon beim Splash! hier war. "Schräge Typen mögen diese Masken", sagt er lachend, zeigt auf Tierköpfe aus Gummi und ähnlich Karnevalistisches. Über Leute mit Pferdekopf sollte man sich beim Melt! also nicht wundern. Mit seinen Kolleginnen teilt Brohm sich an diesem Wochenende die Arbeit am Stand, denn gerade bei diesem Festival fände er die Musik interessant und ist dann auch mal auf dem Gelände unterwegs.

Zur Sicherheit

Erst wenn alles vorbei am Montagmittag ist, haben auch die Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Feierabend. In zwei Schichten sind sie bis dahin vor Ort: 19 bis 7 Uhr und 7 bis 19 Uhr. Jeweils 70 Einsatzkräfte kümmern sich währenddessen um das Wohlergehen der Besucher. Das Publikum sei beim Melt! immerhin wesentlich umgänglicher als beim Splash!, "nicht so aggressiv", sagen Marco Schindler und Rettungssanitäter Daniel Müller und erzählen von mitunter wilden Szenen auf den Zeltplätzen und beschmierten Einsatzfahrzeugen. Gerüstet sind sie für alle möglichen Vorkommnisse. Dass sie, wie schon bei Festivals geschehen, Leute wieder beleben müssen, hoffen sie nicht. Wenn eine Schicht zu Ende ist, werden die beiden wahrscheinlich in Ferropolis bleiben. Einfach nach Hause fahren - das könnten sie bei solch einem Einsatzplan und Großereignis nicht. Sie sind froh über die Unterbringung gleich neben der Tauchschule.

Auf nüchternen Magen

Nicht nur getrunken wird beim Festival, auch hungrig sind die Gäste zu jeder Zeit. Bei Jan-Uwe Knabe bekommen sie frisches Knoblauchbrot, auch dann, wenn das Geradeaus-Laufen schon schwer fällt. "Dann wird es doch erst lustig und sie geben sogar mehr Trinkgeld", sagt der fahrende Bäcker aus Leipzig. Schon vergangene Woche verköstigte er die Hip Hopper, freut sich musikalisch aber mehr auf das Melt! und vor allem auf das Wacken Open Air, ein Metal-Festival Anfang August in Schleswig-Holstein. Seine Arbeit ist für ihn, wie für viele hier, die ideale Verbindung von Geldverdienen und Spaß.