Hilfe für Boxring Wittenberg Hilfe für Boxring Wittenberg: Fit und selbstbewusst

Wittenberg - Lucy ist zielstrebig. Das Mädchen zählt gerade neun Jahre und weiß schon, was sie mal werden will: Polizistin. Wenn es nach ihrer Fitness geht, hat sie beste Chancen: 50 Liegestütze kriegt sie hin, anständige, ungelogen. Ihre Mama hat das auf dem Handy dokumentiert. Lucy ist eines von rund 30 Kindern, die sich regelmäßig einmal die Woche beim Boxring Wittenberg einfinden, ein Sportraum am Platz der Jugend.
Die Boxer - und insbesondere eben die Kindergruppe - haben jüngst Aufmerksamkeit in festlicher Runde gefunden: beim Promi-Dinner im Lutherhotel. Es handelt sich um eines der zwölf Projekte, die mit Spendengeld bedacht werden - immerhin 1.333 Euro.
Kleine Boxsäcke fehlen
Nicht zuletzt Mario Maly freut sich über die Zuwendung, mit deren Hilfe etwa Springseile, kleinere Boxsäcke oder Trainingsklamotten angeschafft werden sollen. Maly ist Leiter der Abteilung Boxen beim Sportverein Einheit Wittenberg und einer von derzeit drei Trainern. Er selbst ist seit zwölf Jahren dabei.
Nach einer miesen Zeit mit zu viel Alkohol und Tabak und schlechter Gesellschaft habe ihm der Sport geholfen, wieder in die Spur zu finden. Ihm ist es wesentlich zu verdanken, dass es mit dem Boxring wieder aufwärts ging.
Zwölf Projekte kommen in den Genuss von 1.333 Euro - Geld, das beim Sozialen Promi-Dinner und durch Spenden zusammenkam. Neben dem Boxring sind das: Turn- und Sportgemeinschaft (landesoffenes Sportfest); Selbsthilfegemeinschaft Stadtrand (Angebote für behinderte und chronisch kranke Kinder); Feuerwehrverein Zörnigall (neue Rutsche); Grundschule Zahna (Grünes Klassenzimmer); Trebitzer Dörferbund (Begegnungszentrum); Stiftung christliche Kunst (Ausstellungsprojekte); Waldkindergarten (Holzbackofen); Radsportverein (Rennräder für Nachwuchs); Netzwerk Leben (Familienfreizeit); Kaninchenzüchter Kemberg (Landesjugendtreffen); Kiez Dübener Heide (neue Möbel).
Angefangen hat er mit drei Kindern, inzwischen sind es an die 30, der Platz wird knapp. Die gesamte Abteilung hat über 100 Mitglieder, davon zehn in einer Frauengruppe. Überhaupt: Dass Boxen, oder in dem Fall Kickboxen, eine harte Sache vorwiegend für Männer sei, lässt sich zumindest in der Kindergruppe nicht behaupten. Dort sind viele Mädchen dabei und mit Eifer bei der Sache. Mario Maly, ein Mann, dem man das Krafttraining ansieht, ist schwer begeistert von der Frauenpower: „Wenn ich noch mal zur Welt komme, werde ich ein Mädchen, die sind stark, die ziehen durch.“
Der Wittenberger, von Beruf Gas- und Wasserinstallateur, hat oft erfahren, wie das „fitnessorientierte, kindgerechte Kampfsporttraining“ - vor allem Kraftsport, Ausdauer, Koordination - die Kinder verändert: „Man sieht das schon an der Körperhaltung, der Körperspannung. Die Kinder werden fitter, selbstbewusster und auch wehrhafter.“ Das Training sei durchaus hart, mache aber offenkundig Spaß. Er berichtet von jungen Sportlern, die, wenn sie anfangen, sich kaum trauen, jemanden anzusprechen. Das ändere sich meist schnell.
Zum Beispiel bei Celina, neun Jahre alt, ein Mädchen, das auch unter körperlichen Beschwerden leidet. „Sie war vorher ruhig und schüchtern, jetzt macht sie den Mund auf und lässt sich nicht mehr alles gefallen. Sie kämpft, auch gegen ihre Beschwerden. Ich bin mächtig stolz auf sie“, sagt die Mama und verrät den Weihnachtswunsch des Töchterchens: Boxhandschuhe. Celina sieht sich fitter und meint: „Ich kann mich jetzt verteidigen, wenn mich einer angreift.“
Respekt und Teamgeist
Jorunn, ebenfalls neun Jahre alt, hatte Schwierigkeiten mit der Koordination. Bei Leichtathletik hat es ihr nicht gefallen, beim Kickboxen ist das anders. „Sie ist viel beweglicher geworden“, freut sich Großpapa Klaus-Dieter Munkelt, der seine Enkelin meist zum Training begleitet.
Was ihm, der früher in Leipzig ebenfalls mal boxte, überdies gefällt: „Die Kinder lernen hier auch Disziplin, sich zu respektieren, ein Team zu sein.“ Der Sport sei anstrengend, aber der Trainer gehe auf die Kinder ein, mache manchen Spaß mit: „Sie haben Vertrauen zu ihm.“ (mz)
