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Hebamme Gabriele Paulick Hebamme Gabriele Paulick: 42 Jahre - 4242 Kinder

Von Paul Damm 15.11.2018, 11:07
Die Hebamme Gabriele Paulick bei ihrer ersten Entbindung des kleinen Heiko im Paul Gerhardt Stift
Die Hebamme Gabriele Paulick bei ihrer ersten Entbindung des kleinen Heiko im Paul Gerhardt Stift PGST

Wittenberg - Schon im Alter von 13 Jahren wusste Gabriele Paulick, was sie später einmal werden will: Hebamme. Die meisten Mädchen aus ihrer Klasse hatten zu dem Zeitpunkt noch keine genauen Berufspläne - im Gegensatz zur heute 63-jährigen Wittenbergerin.

„Damals in der Schule besuchte uns eine Frau Bartlok, die zu der Zeit als Hebamme in der Bosse-Klinik tätig war. Sie erzählte über ihren Beruf und ihre täglichen Aufgaben.“ Der Vortrag muss Gabriele Paulick tief berührt haben. Danach stand für sie fest, dass sie unbedingt als Hebamme Kinder auf die Welt bringen will.

Dieses Ziel verlor die couragierte Frau nicht aus den Augen. Seit Oktober 1977 arbeitete sie als Hebamme im Wittenberger Krankenhaus Paul Gerhardt Stift und war bei insgesamt  4242 Geburten dabei. In der vergangenen Woche ist sie nach 42 Dienstjahren in den Ruhestand gegangen.

Gern erinnert sie sich heutzutage an das eine oder andere Erlebnis ihrer Jugend zurück. „Damals habe ich immer heimlich RIAS im Radio gehört. Das war zu der Zeit eigentlich nicht erlaubt“, erzählt die 63-Jährige und schmunzelt. „Im Radio wurden Hebammen interviewt, sodass sich dadurch mein Berufswunsch noch weiter festigte.“

Nach ihrem Schulabschluss wollte Gabriele Paulick direkt mit der Ausbildung zur Hebamme beginnen, doch das war aufgrund ihres Altes nicht möglich. „Es wurde mir gesagt, ich müsse für den Beruf mindestens 18 Jahre alt sein. Da ich zu dem Zeitpunkt erst 16 war, entschied ich mich für eine dreijährige Ausbildung als Krankenschwester.“

Während dieser Zeit kam sie zufällig zu ihrer ersten praktischen Erfahrung. In Leipzig war sie live bei einer Geburt dabei - dass es nicht die einzige bleiben sollte, war der Teenagerin zu dem Zeitpunkt klar.

Nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung fand sie eine Anstellung am Paul Gerhardt Stift in Wittenberg. Bei ihren ersten Entbindungen war sie noch etwas vorsichtig, doch im Laufe der Jahre kehrte bei der Wittenbergerin Routine ein.

Dennoch war für sie jede Geburt etwas ganz Besonderes. „Man kann wirklich mit der Mutter mitfühlen und es ist ein kleines Wunder, wenn man dann dieses Kind in den Armen hält. Deshalb liebe ich diesen Beruf auch so sehr.“ Die Geburtshilfe selbst habe sich jedoch im Laufe der Jahre stark verändert - das sagt nicht nur die Hebamme, sondern auch ihr ehemaliger Chefarzt Wolfgang Böhmer, später langjähriger Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt.

Er hielt eine Abschiedrede für sie: „Sie haben als Hebamme die spannendsten Jahrzehnte miterlebt. Heute hat sich diese zur Geburtsmedizin entwickelt, das Anspruchsdenken ist ein ganz anderes und ein rein praktischer Erfahrungsberuf wurde zu einem Berufsbild, geleitet von wissenschaftlichen Erkenntnissen.“

Jetzt in ihrem wohlverdienten Ruhestand hat Gabriele Paulick endlich Zeit für ihre Familie. „In den ganzen Jahren ist meine Familie, vor allem mein Sohn, leider zu kurz gekommen. Als Hebamme konnte ich nie langfristig planen, denn die Kinder kommen zu jeder Zeit.“ (mz)

Ende Oktober dieses Jahres begleitete die Hebamme Gabriele Paulick die kleine Theda auf ihrem Weg ins Leben.
Ende Oktober dieses Jahres begleitete die Hebamme Gabriele Paulick die kleine Theda auf ihrem Weg ins Leben.
PGST/Pötzsch