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Haus für Bildung, Beratung, Freizeit

23.03.2010, 19:28

WITTENBERG/MZ/IRS. - Das Projekt des Augustinuswerks trägt den Arbeitstitel "Bildung, Beratung, Freizeitbegegnungsstätte" und versteht sich als ein "niedrigschwelliges, ambulantes Angebot", das den Betroffenen eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen soll, erläutert Andrea Fesser, die Leiterin des pädagogischen Bereiches der Organisation. Im Landkreis gelten fast 10 000 Menschen als behindert.

"Die Bedarfe haben sich geändert", so Bernd Keitzl, Geschäftsführer des Augustinuswerks. Bildung für Behinderte könne nicht mehr nur in den Werkstätten angeboten werden, viele machten Fortschritte, es gelte daher auch, Angebote zur Vorbereitung auf den ersten Arbeitsmarkt zu machen, wiewohl dort, das weiß natürlich auch Keitzl, "Wunsch und Realität noch weit auseinander liegen".

Es geht aber wie gesagt nicht ausschließlich um Bildung und Arbeit im hausintern putzig "Biberzeit" abgekürzten Zentrum. Die Villa soll auch ein Treffpunkt sein für Menschen mit Behinderung, ein Ort zum Klönschnack und zum Kaffeetrinken, damit, zum Beispiel, der junge Mann vom Dorfe nicht jeden Nachmittag bei seinen alten Eltern in der Stube hocken muss, oder die junge Frau mit ihrer Frage, was bloß falsch laufe in ihrer Beziehung, nicht allein bleibt. Behinderte, so die Botschaft, sind heute selbstbewusster, selbständiger und sie fordern mehr ein.

Die "zentrale Anlaufstelle" (Keitzl) für Behinderte und Rat suchende Angehörige ordnet sich laut Andrea Fesser ein in das Bestreben, sich "stärker ins Stadtgeschehen einzubringen", Berührungsängste abzubauen. Verschiedene Ansätze dazu gibt es bereits, nennt Fesser beispielsweise das Frauenprojekt "Weibsbilder" sowie das Bestreben, im Sportverein mitzumachen. Und seit kurzem findet einmal im Monat eine Party für Menschen mit und ohne Behinderung im Wittenberger Szene-Lokal "Flower Power" statt.

Als Haupteinzugsgebiet für die Angebote des neuen Zentrums am Villenrand der Wittenberger Altstadt betrachtet man im Augustinuswerk den von Wohnblöcken geprägten Stadtteil Lerchenberg. Das Haus Melanchthonstraße 7 ist laut Keitzl die letzte Immobilie, die das Augustinuswerk nach 20 Jahren reger Bautätigkeit nun noch anfassen muss. Knapp eine Million Euro wird die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses laut Geschäftsführer Keitzl kosten. Zwei Drittel sollen, über die Stadt Wittenberg, aus dem Förderprogramm "Soziale Stadt" fließen, den Rest müsse das Augustinuswerk selbst aufbringen. Man führe diesbezüglich Gespräche mit der "Aktion Mensch".

Klappt es mit den Finanzen, soll das Dienstleistungszentrum 2012 fertig sein. Wie das Nachbarhaus Nummer 6, wo heute die Verwaltung des Augustinuswerks sitzt, hat übrigens auch die Melanchthonstraße 7 Stasi-Vergangenheit.