Handel Handel: Grünes Licht für neuen Markt in Bad Schmiedeberg

Bad Schmiedeberg - Nun dürfte dem großen Einkaufsmarkt, der in Bad Schmiedeberg errichtet werden soll und um den im vergangenen Jahr erbittert gestritten wurde, nicht mehr viel im Wege stehen. Der Stadtrat hatte auf seiner Sitzung am Donnerstagabend über die inzwischen dritte Abwägung im Blick auf den Bebauungsplan zu entscheiden - bei drei Enthaltungen ist dem Plan mit großer Mehrheit zugestimmt worden.
Weil die Pretzscher um ihren Einkaufsmarkt fürchten, wenn ein „großer Edeka“ in unmittelbarer Nachbarschaft errichtet wird, haben einige couragierte Frauen ein Bürgerbegehren gestartet - und es geschafft, eine stattliche Anzahl von Unterschriften, weit über 1 000, zu sammeln. Zwar wurde es aus formalen Gründen für unzulässig erklärt, erreicht haben die Initiatorinnen trotzdem, dass dem Thema erhebliche Aufmerksamkeit zuteil wurde. Letztlich hat die Initiative ihren Anteil daran, dass es zu Gesprächen kam und zur Zusicherung, den Pretzscher Markt möglichst zu erhalten.
Halbes Jahr Bauzeit
Wichtige formale Voraussetzungen sind damit geschaffen, der Bauantrag soll bereits beim Bauordnungsamt des Kreises liegen. Die eigentliche Bauzeit hält sich in Grenzen. Nach den Worten von Frank Heerwald, stellvertretender Bürgermeister, ist sie mit einem halben Jahr angesetzt. Sollte also der erste Spatenstich noch im ersten Halbjahr 2016 erfolgen, „dann können wir unsere Weihnachtseinkäufe im neuen Markt erledigen“, so Heerwald.
Für emotionale Reaktionen sorgte das Thema gleichwohl noch einmal. Die große Sorge, dass mit der Existenz eines so genannten Vollsortimenters der Handelskette Edeka die Tage des kleineren Edeka-Marktes in Pretzsch gezählt sein könnten, ist offenbar nicht ausgeräumt. Sollte der Markt in Pretzsch geschlossen werden, wäre dies für den Ort in der Tat eine dramatische Einschränkung, insbesondere für alte Menschen, die nur eingeschränkt mobil sind.
Allerdings hatte der Investor nach Protesten und einem in Pretzsch gestarteten Bürgerbegehren signalisiert, dass der Pretzscher Markt als Außenstelle des Bad Schmiedebergers gut bestehen bleiben könne. Skepsis indes bleibt trotzdem. Eckhard Reiche von den Freien Wählern mahnte beim Stadtrat, sich „auf mündliche Zusagen nicht zu verlassen“. Es solle vielmehr „vertraglich festgenagelt werden“, dass der Pretzscher Markt so lange besteht wie der in Bad Schmiedeberg. Reiche machte überdies auf kritische Einlassungen sowohl von der Industrie- und Handelskammer als auch seitens des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr aufmerksam. Die, so der Stadtrat, wiesen quasi darauf hin, dass ein solcher „Markt nicht hierhergehört“.
Das dementierte Bürgermeister Stefan Dammhayn (CDU). Das Ministerium stimme letztlich zu und die IHK äußere sich lediglich über die Verkaufssituation in Bad Schmiedeberg. Die Einwände seien in die Abwägung eingeflossen. „Außerdem haben wir eine schriftliche Zusage, dass der Pretzscher Markt erhalten bleiben soll, nicht nur eine mündliche“.
Andere Stadträte sind die Debatte allmählich leid. „Wir sollten nicht alles zerreden, sondern das Ding bauen. Das wird schon klappen“, sagte Holm Kollautz (CDU). Die Innenstadt sei „tot, wir brauchen etwas, das nach vorne geht“. Sein Fraktionskollege Christian Gramzow machte darauf aufmerksam, „dass wir nicht mehr im Sozialismus leben“. „Wenn die Pretzscher den Markt nicht annehmen und dort kein Gewinn gemacht wird, dann wird er zumachen.“ Angesichts der Einkaufsgewohnheiten vieler, die sich lieber ins Auto setzen, um zu den Discountern zu fahren, bestehe die Gefahr.
Asche aufs Haupt
Auch Fritz Sierig (Linke) mahnte, endlich „zu Potte zu kommen“. Wenn die Geschäfte in der Stadt erhalten bleiben sollen, „dann müssen wir unser Einkaufsverhalten ändern. Da streue ich mir selber Asche aufs Haupt“. Die Zeiten des Konsums, der blieb, egal ob jemand einkaufte oder nicht, seien vorbei. Sierig appellierte an alle Pretzscher, auch die jungen, den Einkaufsmarkt zu nutzen, damit er weiter existiert. (mz)