1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Gräfenhainichen: Gräfenhainichen: Energiewende belastet Firmen

Gräfenhainichen Gräfenhainichen: Energiewende belastet Firmen

Von Ulf Rostalsky 25.02.2013, 16:09
Uwe Zischalke erläutert in Gräfenhainichen die Chancen und Risiken der Energiewende.
Uwe Zischalke erläutert in Gräfenhainichen die Chancen und Risiken der Energiewende. KLitzsch Lizenz

Gräfenhainichen/MZ - Steigende Energiekosten belasten Firmen. Da redet Uwe Zischkale am Stammtisch der Gräfenhainichener Mittelstandsvereinigung (Mit) nicht um den heißen Brei herum und punktet bei den Zuhörern sofort. Doch der Energiefachmann, der an der Fachhochschule Magdeburg-Stendal unterrichtet und auf Einladung der liberalen Friedrich-Naumann-Stiftung sowie der CDU-Mit in die Heide gekommen war, will nicht nur auf die Tränendrüse drücken.

Mut für neue Lösungen

Er will die Augen öffnen und Mut machen für neue Lösungen. Obwohl er in vielen Bereichen nicht einmal eine vage Ahnung habe, wohin die Reise gehen werde, wie er betont. Zu viele unterschiedliche parteipolitische Standpunkte und Ansichten von Interessenverbänden hat Zischkale ausgemacht im Bereich der erneuerbaren Energien. Fest steht für ihn allerdings, dass die dringend notwendige Energiewende einer industriellen Revolution gleichkommen wird.

Klar zeichnet der Experte sein Zukunftsbild. Für ihn macht es wenig Sinn, Strom in großen und fernen Standorten zu erzeugen und dann über Hunderte Kilometer zu transportieren. „Die erfolgreiche Lösung wird dezentral und klein sein.“ Lokal und miteinander gekoppelt ergebe das durchaus Versorgungssicherheit. Das ist einer der wenigen Fingerzeige in Richtung Gräfenhainichen. Das Gros des Redebeitrags und der Diskussion galt der großen Politik.

Von Atomausstieg war die Rede, einem notwendigen und auf Hunderte Millionen Euro bezifferten Netzausbau. Von Umlagen, Förderung und der Erschließung von Öl- und Gasvorkommen in Ton- und Schieferschichten. Das Shale Gas zu gewinnen, ist aufwendig und in Deutschland unter geltenden Umweltrichtlinien wahrscheinlich so leicht nicht umzusetzen. Wasser und Chemikalien werden unter hohem Druck in Bohrlöcher verpresst und setzen das Gas frei („Fracking“). Technisch ist das interessant. Am Gräfenhainichener Stammtisch zählt allerdings viel mehr die Tatsache, dass die großen Vorkommen den Gaspreis durchaus nach unten drücken könnten.

Das jedoch ist reichlich spekulativ. Uwe Zischkale appelliert vielmehr, über kleinteilige Lösungen nachzudenken, die in einer Stadt mit neuer Energie durchaus helfen könnten. Beispiele hat er bei der Hand. Es geht eben nicht allein um den Rückbau großer Fernwärmeversorgungssysteme. Im Gegenteil. Der Hochschullehrer kann belegen, dass etwa in Calbe ein lokales Netz und der Einbezug modernster Brenn- sowie Solartechnik erhebliches Einsparpotenzial freisetzte. Strom aus dem Blockheizkraftwerk wird in Calbe nicht etwa ins große Versorgungsnetz abgegeben. Die angeschlossenen Mieter beziehen den Strom direkt. Das bringt Einsparungen von gut 30 Prozent.

Strom nur noch für Bessergestellte?

Trotz Sparwillen und dem erheblichen Preisverfall etwa auf dem Solarmodulsektor warnte Zischkale jedoch vor reinen Insellösungen für den Eigenverbrauch. Dann nämlich würden günstige Wärme und Strom eine Sache für die Bessergestellten sein. Die großen Anbieter hingegen müssten auch in Zukunft Versorgungssicherheit und Netze garantieren. Die Kosten würden dann vornehmlich die Personen tragen, die sich die Insellösungen nicht leisten können.