1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Glückseligkeit bei Musik und Kuchen

Glückseligkeit bei Musik und Kuchen

Von Ulf Rostalsky 15.04.2007, 17:14

Rehsen/MZ. - "Du musst auch an die reifere Generation denken", erklärte er mit Blick in den gut gefüllten Saal, "wo allerdings auch mehr Leute Platz gefunden hätten". Dennoch: Bei Kaffee und Kuchen stieg die Vorfreude auf nicht Alltägliches. Hans-Georg Barthel hatte geschafft, was vorher noch niemandem gelungen war im kleinen Dorf: Er hatte Eberhard Hertel mit seiner volkstümlichen Schlagerparade engagiert.

Jenen Eberhard, der mehr als der Vater des Volksmusik-Superstars Stefanie Hertel ist. Er war es, der die Tochter im zarten Kindesalter mit auf die Bühne nahm, ihr den Weg zu Erfolg und Anerkennung ebnete. Für eben jenen Eberhard hatten sich nicht nur die Rehsener in Schale geworfen. "Wir haben sogar Leute aus Ladeburg bei Zerbst dabei. Eine Stunde Fahrt hierher." Das nötigte Hans-Georg Barthel Respekt ab. Derweil machte sich Kay Dörfel daran, die Stimmung im Saal anzuheizen. Der bekennende Roy-Black-Fan, der mit der Imitation seines Vorbildes 1993 in der Rudi-Carrel-Show punktete, griff die Rehsener dort, wo sie gegriffen werden wollten. Er flachste mit Bürgermeister Bruno Kraft - "Mensch Bruno, du hier" - lobte Guntram für den hellen Klang seiner Stimme und scherzte mit Monika. Unbefangenheit wurde Programm, dazu gab es "Das Mädchen Carina", "Ganz in weiß" oder "Santo Domingo". Doch alles war nur Vorgeplänkel, der Star des Nachmittags noch gar nicht auf der Bühne. Der rückte vor dem Spiegel noch einmal den Scheitel zu recht, zog das Jackett gerade. "Hier bin ich." Freudestrahlend, weil "ein Kindheitstraum war wurde". "Ich in Rehsen. Wunderbar." Eberhard Hertel setzte das fort, was Kay Dörfel so gut gelungen war: die Nähe zum Publikum, das unbefangene Miteinander, das er für seine Musik braucht.

"Wo man singt, da lass dich ruhig nieder", sang er nach Herzenslust. Und mahnte: "Wenn mancher Baum erzählen könnte". Da, heißt es an späterer Stelle, würden selbst die Kirschen rot werden. Es sind Titel, die in Rehsen erwartet worden waren. Doch Hertel wäre nicht Hertel, würde nicht irgendwann die Sprache auf Tochter Stefanie kommen. Er müsse noch einmal schnell auf den Programmablauf schauen. "Im Alter muss man sich das aufschreiben. Aber auch die jungen Menschen sind vergesslich. Ostern, da waren Stefanie, Johanna und Stefan da." Jacken und die Hose für die Enkelin blieben liegen. Da war sie, eine der Geschichten um den Star der Volksmusik. Doch allein um Geschichten sollte es eben nicht gehen. Es gab den "Vogelbeerbaum", war "immer jemand da, der alles sieht". Schunkeln und Klatschen waren angesagt. Und Hans-Georg Barthel überzeugt, dass der erste Ausflug in die Volksmusik nicht der letzte gewesen ist. "Wir machen auch ein Herbstfest", kündigte er prompt an.